
Vertragsunterzeichnung für die Lieferung einer Großwärmepumpenanlage (v.l.): Claudia Wehmeyer, Vertriebsleitung HVACR Deutschland bei Johnson Controls, David Emin, General Manager Johnson Controls Deutschland, Karsten Müller-Janßen, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, sowie Dirk Thole, Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg (Quelle: Stadtwerke Flensburg/Johnson Controls)
Die Stadtwerke Flensburg verfolgen das Ziel, die Flensburger Wärmeversorgung bis 2035 zu 100 % CO2-neutral zu gestalten. Alle Maßnahmen hierfür sind in einem vierstufigen Transformationsplan festgelegt. Die Gesamtinvestition in das Großprojekt Großwärmepumpe (GWP) beläuft sich auf rund 70 Mio. € und ist Bestandteil des ersten umfassenden Maßnahmenpakets von etwa 130 Mio. €. Johnson Controls hat sich als Lieferant für die Wärmepumpenmodule in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren durchgesetzt.
Karsten Müller-Janßen, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, betont dabei die hohe Bedeutung staatlicher Unterstützung: „Die Klimaneutralität erfordert in den nächsten Jahren hohe Investitionen, die wir ohne öffentliche Förderung nicht stemmen können. Wir haben als eines der ersten Unternehmen der Branche Bereits im November 2023 unseren Förderantrag für die Betriebskostenförderung eingereicht und warten nun dringend auf den Förderbescheid für die Großwärmepumpe. Auch wenn wir davon ausgehen, dass die staatliche Unterstützung kommt, mussten wir im Vertrag eine Kündigungsmöglichkeit vereinbaren, um uns eine Ausstiegsmöglichkeit offen zu halten, falls die Förderung doch ausbleibt.“
Baubeginn mit Tiefgründung
Wenn sich alles entwickelt wie geplant, ist der Baubeginn für die GWP-Anlage im zweiten Quartal 2025 vorgesehen, beginnend mit der Tiefgründung auf mehreren hundert Pfählen. Dies ist notwendig, da der Baugrund direkt an der Flensburger Förde nicht stabil genug für eine derart große Anlage ist. Denn jedes der drei GWP-Module hat eine Länge von rd. 13 m, eine Höhe von rd. 11 m und Breite von rd. 8 m.
Andreas Weckesser, zukünftiger Geschäftsbereichsleiter Anlagenbau bei den Stadtwerken, erläutert den weiteren Ablauf: „Die Anlieferung der drei baugleichen Wärmepumpenmodule ist für Oktober 2026 vorgesehen. Wenn alles läuft wie geplant, wollen wir die GWP-Anlage im August 2027 offiziell in Betrieb nehmen und die erste grüne Fernwärme aus Flensburger Fördewasser liefern.“
In Flensburg wird die Wärme aus dem Flensburger Fördewasser und Strom aus erneuerbaren Energien in einem mehrstufigen Prozess gewonnen. Um das Fernwärmewasser von 60 auf 95° C zu erwärmen, wird eine elektrische Leistung von rd. 21 MW benötigt. Der Strom stammt aus erneuerbaren Energien, sodass die Wärme komplett CO2-neutral erzeugt wird. Hierfür müssen neu zu installierende Seewasserpumpen stündlich über 10.000 t Fördewasser zur Verfügung stellen.
Absenkung der Vorlauftemperaturen
Um die neue Wärmepumpenanlage optimal betreiben zu können, müssen zusätzlich die Vorlauftemperaturen im Fernwärmenetz gesenkt werden. Damit die Kunden in Summe trotzdem genügend Wärme haben, muss mehr Fernwärmewasser mit niedriger Temperatur durch die Leitungen fließen. Das können aber einige Leitungen nicht mehr leisten und müssen besonders in Flensburgers Osten durch neue Leitungen mit größerem Durchmesser ersetzt werden.
Dirk Thole, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, resümiert: „Da wir mehr als 90 % aller Haushalte mit Fernwärme versorgen, ist die Transformation der Wärmeerzeugung im Flensburger Heizkraftwerk ein riesiger Hebel, mit der wir fast die ganze Wärmeversorgung der Stadt klimaneutral stellen können. Das ist in Deutschland wohl einzigartig.“