Energie aus Grasschnitt kann zur Wärmewende beitragen

Forschung an Abwasserwärmegewinnung und Energie aus Grasschnitt (Quelle: EE.SH)

Eine einfache und praktikable Lösung sind mit Wasser gefüllte Stahltanks. In diesem Projekt arbeitet Prof. Dr. Thorsten Urbaneck von der Technischen Universität Chemnitz mit dem Tank-Hersteller Fechtelkord & Eggersmann GmbH aus Nortorf zusammen. Das Unternehmen stellt Stahltanks in verschiedenen Größen her, sodass sich die Speicher nach Bedarf von 500 auf 6000 m3 skalieren lassen. Der Speicher ist für Nah- und Fernwärmesysteme konzipiert.

Eine weitere Möglichkeit ist die unterirdische Speicherung von Wärme, die vor allem in Städten interessant ist, weil der Flächenverbrauch gering ist. Daran forschen Prof. Dr. Sebastian Bauer, Prof. Andreas Dahmke und ihre Mitarbeiter am Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Rahmen des Angus II-Verbundprojekts. Dabei werden vor allem die Speichertechnologien Erdwärmesondenspeicher und Aquifer-Wärmespeicher – also die Nutzung von Grundwasser – betrachtet und die Umweltauswirkungen untersucht. In einem weiteren Projekt geht es um die Wärmespeicherung in Spezialbeton, der in die Fundamente von Gebäuden integriert werden kann.

Das Potenzial der Wärmerückgewinnung aus städtischem Abwasser, vor allem aus Wäschereien und Schwimmbädern, stellte Prof. Dr. Ute Urban von der Technischen Hochschule Lübeck dar. Gemeinsam mit den Entsorgungsbetrieben Lübeck (EBL) wurde bereits 2013 eine Potenzialanalyse zur Wärmerückgewinnung aus dem Abwassersystem der Hansestadt Lübeck erstellt. Falko Ender von den EBL berichtete, dass bei der Sanierung des Abwasserkanals entlang der Ratzeburger Allee Abwasser-Wärmeübertrager eingebaut wurden. Zusätzlice kooperierte EBL mit einem Wohnungsbauunternehmen, das die Abwasserwärme nutzt, um die umliegenden Mehrfamilienhäuser zu beheizen.

Um den Wärmebedarf von 40 TWh allein in Schleswig-Holstein (1.300 TWh in ganz Deutschland) aus erneuerbaren Quellen zu decken, werde jedoch die Nutzung von regenerativ erzeugtem Strom und von Abwärme nicht ausreichen, ist Florian Burmeister von get-2-energy aus Kiel überzeugt. Das Unternehmen entwickelt Wärmeversorgungskonzepte auf der Basis von Biomasse und hat dazu bei Rendsburg die europaweit einzige Anlage zur Herstellung von Brennstoffpellets aus Grünschnitt entwickelt. Dazu verwendet sie ausschließlich Gras von Straßenrändern, Landwirtschafts- und Naturschutzflächen, das nicht als Tierfutter verwendet werden kann und deshalb keine Flächenkonkurrenz zu Nahrungs- und Energiepflanzen darstellt. 

Die „Werkstatt Wissenschaft Wirtschaft“ ist eine gemeinsame Veranstaltung des Kompetenzzentrums Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EEK.SH), der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH), der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) und von vier Wirtschaftsförderungsgesellschaften.

EHP-Redaktion

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