Installation eines Wasserstoffheizkessels

Installation eines Wasserstoffheizkessels (Quelle: Alliander)

Im niederländischen Klimaabkommen wurde vereinbart, bis 2050 sieben Millionen Haushalte und eine Million Gebäude von Erdgas unabhängig zu machen. Dadurch ändert sich auch das Energiesystem, worauf sich Alliander vorbereitet. Wasserstoff ist für die Beheizung von Haushalten und Gebäuden eine der Alternativen zu Erdgas. Das gilt vor allem für Häuser, die schwer zu isolieren sind und für die zum Beispiel elektrische Wärmepumpen keine Lösung darstellen. Ebenso ist Wasserstoff in Wohnvierteln denkbar, in denen kein Fern- oder Nahwärmenetz aufgebaut werden kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich die bereits im Boden vorhandenen Gasleitungen für den Transport des Wasserstoffs zu den Haushalten nutzen lassen.

Innovatives Pilotprojekt

„Erneuerbare Gase, darunter Wasserstoff, werden dringend benötigt, um unsere Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Denn nur mit Strom werden wir es nicht schaffen“, betont Daan Schut, CTO von Alliander. „Große Industrieunternehmen haben bereits konkrete Pläne, ihre Produktionsprozesse auf Wasserstoff umzustellen. Zukünftig wird Wasserstoff auch für kleinere Produktionsbetriebe und sogar für Wohngebiete eine Rolle spielen. Darauf bereiten wir uns vor, da es derzeit nur wenig Erfahrung bei der Nutzung von Wasserstoff für die Beheizung von bestehenden Wohnhäusern gibt.“

Das Besondere an dem Pilotprojekt in Lochem ist, dass Alliander dafür als erster Netzbetreiber sein bestehendes Gasnetz nutzen. „Deshalb bin ich stolz darauf, dass Alliander zusammen mit Einwohnern und Partnern wie Lochem Energie, Remeha und Westfalen Gassen Nederland hier weltweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Die Erfahrungen, die wir in der Praxis sammeln, geben uns Instrumente an die Hand, um zukünftig die gesellschaftlichen Kosten einer nachhaltigen Energie-Infrastruktur so gering wie möglich zu halten“, so Schut.

Antoine De Boo, Geschäftsführer von Westfalen Gassen Benelux, zum Pilotprojekt: „Wir stehen gerne an der Spitze neuer Entwicklungen, insbesondere im Bereich Wasserstoff, und deshalb passt dieses Pilotprojekt auch gut zu Westfalen. Mit unserem Fachwissen über den sicheren Transport und die Speicherung von Wasserstoff können wir einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung neuer Optionen für die Energiewende leisten.“

Neben der Nutzung des bestehenden Erdgasnetzes in Lochem zur Wasserstoff-Versorgung ist dies auch eine Gelegenheit für die Bewohner, um ihre zumeist denkmalgeschützten Häuser nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig ihren Wert zu bewahren.

Umfangreiche Vorbereitungen

Der Umstellung auf Wasserstoff gingen viele Vorbereitungen voraus. So wurde von Westfalen am Stijgoord in Lochem eine Anlage gebaut, in der Wasserstoff in das bestehende Gasnetz eingespeist wird. In dieser Einspeiseanlage wird der Druck des Wasserstoffs geregelt und mit einem Geruchsstoff versehen, da Wasserstoff von Natur aus geruchlos ist. Die Häuser wurden, so weit dies möglich war, etwas besser isoliert und die vorhandenen Heizkessel durch Kessel von Remeha ersetzt, die vollständig mit Wasserstoff betrieben werden können. Zusätzlich verlegte Gasleitungen in der Straße stellen sicher, dass die nicht am Pilotprojekt teilnehmenden Häuser weiterhin mit Erdgas versorgt werden können.

Arbeiten am Wasserstoffnetz

Die Wartung des Wasserstoffnetzes erfolgt durch den Netzbetreiber Liander, für den das Pilotprojekt ebenso ein neuer Schritt ist. Die Arbeiten ähneln zunächst Ausführungen, die Gasmonteure täglich verrichten, wobei jedoch einige zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind. So wurde Anfang 2022 eine Gruppe von Monteuren in einem eigens dafür errichteten „Wasserstoff-Haus“ in Apeldoorn – einem Gebäude zu Demonstrations- und Schulungszwecken – speziell zum Thema Wasserstoff geschult. Anfang September 2022 haben die Monteure ihre Prüfungen bestanden.

Drei Jahre Forschung

Das Pilotprojekt in Lochem hat eine Laufzeit von drei Jahren, sodass in kalten Winter-Monaten ausreichend Erfahrungen gesammelt werden können. Diese werden dann mit anderen Netzbetreibern geteilt, die Folgeprojekte mit mehr Einwohnern planen. Auf diese Weise soll das Verständnis dafür wachsen, wie Wasserstoff die Nachhaltigkeit bestehender Häuser, die nur schwer zu isolieren sind, ergänzen kann.

Darüber hinaus wird in den kommenden Jahren gemeinsam mit den Gemeinden und Provinzen die Entwicklung des regionalen Wasserstoffnetzes vorangetrieben. Das ist deshalb wichtig, da die Nutzung von Wasserstoff für jedes Gebiet spezifisch gestaltet werden muss, um das bestehende Erdgasnetz optimal nutzen zu können.

ew-Redaktion

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