Schematische Darstellung der Leitungsinfrastruktur: Das Wasserstoff-Projekt soll die Anbindung an europäische und internationale H2-Erzeugungsstandorte sicherstellen.

Schematische Darstellung der Leitungsinfrastruktur: Das Wasserstoff-Projekt soll die Anbindung an europäische und internationale H2-Erzeugungsstandorte sicherstellen. (Quelle: badenova/terranets bw)

Wasserstoff wird eine wesentliche Säule des künftigen Energiesystems sein. Die Wirtschaftsregion Oberrhein an die entstehende europäische Wasserstoff-Infrastruktur im französischen Grand Est anzubinden, ist gemeinsames Ziel von badenova und terranets bw. Dies unterstreicht ihr Kooperationsprojekt „RHYn Interco“.

„Um eine klimaneutrale Energieversorgung des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg zu gewährleisten, ist Wasserstoff ein wesentlicher Baustein. Mit dem Aufbau eines Wasserstoff-Netzes schaffen wir die Voraussetzungen für den Ausstieg aus Kohle und Erdgas“, erklärt Katrin Flinspach, Geschäftsführerin des Transportnetzbetreibers terranets bw.

„Um den Markthochlauf von Wasserstoff in den Bereichen Erzeugung, Verteilung und Verbrauch in unserer Region voranzubringen, braucht es vereinte Kräfte. Im Rahmen der Trinationalen Wasserstoff-Initiative 3H2 wollen wir mit unseren Partnern terranets bw und GRTgaz mit dem Projekt RHYn Interco in der Region Freiburg einen Beitrag hierfür leisten“, erklärt badenova Vorstand Heinz-Werner Hölscher.

Die grenzüberschreitende Verbindung über den Rhein, die entstehen wird, gibt dem Projekt seinen Namen: „RHYn“ ist die Abkürzung für Rhine HYdrogen Network und „Interco“ steht für Interconnection. „RHYn Interco“ soll ab 2028 Großabnehmer in Baden-Württemberg mit der Region Grand Est in Frankreich verbinden. Ab 2035 könnte das Wasserstoff-Netz bis in den Raum Offenburg erweitert werden. Dabei sind die Projektpartner jeweils für die Umstellung bzw. den Neubau von Leitungen in ihrem Netzgebiet verantwortlich. In Vorbereitung führen die badenova Tochter badenovaNETZE und terranets bw aktuell Machbarkeitsstudien durch.

In zwei Etappen zum Ziel

Das Pilotprojekt „RHYn Interco“ sieht zwei wesentliche Etappen vor. Die erste Etappe umfasst den Neubau der Verbindung nach Frankreich und die Umstellung bestehender Gasleitungen, sodass Großabnehmer wie das Universitätsklinikum Freiburg und die Cerdia mit ihren Produktionsstandorten in Freiburg ab 2028 an das erste vollständig mit Wasserstoff betriebene Netz in Baden-Württemberg angebunden werden könnten. In einer zweiten Etappe kann, durch die Umstellung eines weiteren Leitungsabschnitts auf Wasserstoff, ab 2035 das Wasserstoffnetz von Freiburg bis in den Raum Offenburg erweitert werden.

Die Umsetzung im Detail

Etappe 1 - Verbindung nach Frankreich und Umstellung vorhandener Leitungen ab 2028: Für die Anbindung an die französische Region Grand Est plant der Gastransportnetzbetreiber terranets bw eine neue, rund 15 Kilometer lange Wasserstoffleitung. Diese Leitung wird den Rhein zwischen Fessenheim auf französischer Seite und dem Raum Bad Krozingen auf deutscher Seite unterqueren. Der französische Gastransportnetzbetreiber GRTgaz stellt die Anbindung an französische Erzeugungsprojekte sowie an den europäischen H2-Backbone sicher. Die neue Leitung wird an eine bestehende, rund 20 Kilometer lange Gasleitung der terranets bw angeschlossen werden, die bis nach March-Buchheim führt und für den Transport von Wasserstoff umgestellt werden soll.

In Vorbereitung auf die Umstellung führt terranets bw aktuell die Integritätsbewertung ihrer Infrastruktur durch. Dabei werden alle Komponenten auf ihre Wasserstofftauglichkeit überprüft.

An der Übernahmestation Freiburg-Nord in March-Buchheim beginnt das Netzgebiet von badenovaNETZE. Ausgehend von dieser Übernahmestation wird eine bestehende Erdgasleitung auf Wasserstoff umgestellt. badenovaNETZE prüft in ihrem Verantwortungsbereich die Kapazitäten der Leitung sowie die technische Machbarkeit der Leitung, Armaturen und Anlagen. Die zehn Kilometer lange Leitung befindet sich im Besitz von badenovaNETZE und verbindet die Station Freiburg-Nord mit den Industriegebieten Freiburg-Hochdorf und Freiburg-Nord, in dem auch die beiden potenziellen Abnehmer ihren Standort haben. „Im Raum Südbaden sind viele Unternehmen zu Hause, die zur Wirtschafts- und Innovationskraft Deutschlands beitragen. Für sie ist Wasserstoff essenziell, um klimaneutral zu werden. Mit RHYn Interco möchten wir die Infrastruktur hierfür bieten und unseren Wirtschaftsstandort stärken“, erklärt Julie Weiss, Geschäftsführerin von badenovaNETZE.

Das Besondere des Kooperationsvorhabens von badenova und terranets bw ist, dass es mit dem Universitätsklinikum Freiburg und Cerdia Freiburg bereits erste potenzielle Abnehmer für den Wasserstoff gibt. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prüfen derzeit beide Unternehmen, ob eine Umstellung auf Wasserstoff für sie in Zukunft möglich sein könnte. Der Letter of Intent (LoI) zwischen dem Universitätsklinikum Freiburg und der badenovaNETZE zu dieser Studie wurde bereits 2022 unterzeichnet, der LoI mit Cerdia Anfang 2023.

Im Rahmen von RHYn Interco sorgt badenovaNETZE dafür, dass die Infrastruktur bis zur „Haustüre“ der beiden Freiburger Einrichtungen fit für Wasserstoff ist. Die Prüfung der hauseigenen Anlagen, Armaturen oder Assets auf ihr Umrüstungspotenzial von Erdgas auf Wasserstoff übernehmen die Unternehmen bis Ende 2023 selbst.

Etappe 2 – Erweiterung in den Raum Offenburg ab 2035: In einem weiteren Schritt kann das Wasserstoff-Netz durch die Umstellung einer bestehenden 60 Kilometer langen Erdgasleitung der terranets bw von Freiburg-Nord bis in den Raum Offenburg erweitert werden. „Mit der Erschließung der gesamten Region Oberrhein kann ab 2035 Wasserstoff an Industrie- und Mobilitätskunden geliefert werden.“ so Flinspach. „Bis 2040 werden wir unsere gesamte Transport-Infrastruktur von Erdgas auf Wasserstoff umstellen.“ Darüber hinaus plant badenovaNETZE ab 2035 einen H2-Leitungsneubau von Offenburg bis an den Rheinhafen in Kehl.

Anschluss weiterer Großabnehmer entlang des Wasserstoff-Netzes

Die Projektpartner badenovaNETZE und terranets bw planen im Herbst 2023 eine Abfrage, die sich gezielt an Unternehmen entlang des geplanten H2-Netzes richten wird. Interessenten der Region können dann ihre Wasserstoff-Bedarfe und Erzeugungskapazitäten melden. Jede Meldung wird hinsichtlich ihres Anschlusspotenzials überprüft. Die Ankündigung der Interessensabfrage erfolgt über terranets bw und badenovaNETZE.

ew-Redaktion

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