EEBUS-Standard: Entwickler und Ingenieure prüfen in Modellversuchen, ob Photovoltaikanlage, Ladeinfrastruktur, Elektroauto und Heizung störungsfrei miteinander kommunizieren

Plugfest E-Mobility bei Audi Brussels: Entwickler und Ingenieure prüften in Modellversuchen, ob Photovoltaikanlage, Ladeinfrastruktur, Elektroauto und Heizung störungsfrei miteinander kommunizieren. (Quelle: Audi AG)

Elektrofahrzeuge spielen eine wichtige Rolle in der künftigen digitalen Energiewelt. Sie sind dabei nicht nur eine Zusatzbelastung für das Stromnetz. Als Stromspeicher können sie zum Beispiel auch Spitzen bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien abfedern. Denn Autos stehen die meiste Zeit des Tages. Das bietet viel Zeit für flexibles Laden. Innerhalb eines Gebäudes können sich E-Autos mit Hausgeräten, Wärmepumpen und anderen Verbrauchern abstimmen und so Lastspitzen vermeiden. Dafür ist allerdings eine Vernetzung aller großen Erzeuger und Verbraucher notwendig, um den Strombedarf intelligent zu steuern. Genau das hat sich die EEBUS-Initiative mit dem EEBUS-Standard zum Ziel gesetzt: eine nahtlose und branchenübergreifende Kommunikation im Energiesystem der Zukunft.

Plugfest bestätigt EEBUS-Standard-Release

Um diesen Standard auch im Bereich Elektromobilität nutzen zu können, testeten EEBUS-Mitglieder jetzt in einem zweitägigen „Plugfest E-Mobility“ im Audi-Werk Brüssel ihre Entwicklungen auf Basis des offenen Kommunikationsstandards. Entwickler und Ingenieure prüften in Modellversuchen, ob Photovoltaikanlage, Ladeinfrastruktur, Elektroauto und Heizung störungsfrei miteinander kommunizieren.

Die Vernetzung der Geräte findet über ein Heimenergie-Managementsystem (HEMS) statt. In dieser Leitzentrale laufen sämtliche Informationen zusammen, sodass sich alle energierelevanten Geräte über ihren Strombedarf austauschen können. Im Anschluss an das Plugfest werden die beteiligten Unternehmen die EEBUS-Spezifikationen für den Bereich E-Mobilität verabschieden.

Ladesystem connect: leistungsstark und vernetzt

Für das Laden zu Hause bietet Audi verschiedene Lösungen an. Als höchste Ausbaustufe ermöglicht das Ladesystem connect eine Ladeleistung von bis zu 22 kW. Damit dauert eine Vollladung des Audi e-tron nur rund viereinhalb Stunden. Die Vorteile des Systems: Mit dem Ladesystem connect kann der Audi e-tron immer mit der maximal verfügbaren Leistung laden, die der Hausanschluss und das Auto ermöglichen. Dabei berücksichtigt es den Bedarf anderer Verbraucher im Haushalt und vermeidet so das Überlasten des Hausanschlusses.

Voraussetzung im Haus ist ein kompatibles HEMS, mit dem sich das Ladesystem zum Beispiel über das Haus-WLAN vernetzt. Hier arbeitet Audi mit zwei Partnerunternehmen zusammen, SMA Solar Technology und der Hager Group, die beide ebenfalls auf den Standard der EEBUS-Initiative setzen.

Nachhaltiges und intelligentes Laden

Im Zusammenspiel mit dem Ladesystem connect und einem entsprechend ausgestatteten HEMS nutzt der Audi e-tron auch variable Stromtarife. So kann er zu günstigen Zeiten die Batterie mit Strom versorgen und dabei gleichzeitig die Mobilitätswünsche des Kunden berücksichtigen, wie etwa Abfahrtszeit oder Ladezustand. Die nötigen Stromtarifdaten bezieht das Ladesystem connect dafür entweder vom HEMS oder von den individuell hinterlegten Kundenangaben im myAudi Portal.

Verfügt das Haus über eine Photovoltaik-Anlage, kann der Kunde den Ladevorgang auch so optimieren, dass der Audi e-tron bevorzugt mit dem eigenerzeugten Strom lädt. Dazu berücksichtigt der Elektro-SUV entweder prognostizierte Sonnenscheinphasen, die das HEMS zur Verfügung stellt, oder den aktuellen Stromfluss am Hausanschluss.

Interaktion mit dem Stromnetz

Für die Zukunft ist es denkbar, dass EEBUS-Geräte noch stärker mit dem Energienetz interagieren. Eine mögliche Anwendung ist eine Schnittstelle über das HEMS zum Netzbetreiber. Damit könnten E-Autos ihre Ladeplanung noch besser an Netzengpässe anpassen und die Stabilität des Stromnetzes gewährleisten – beispielsweise, wenn mehrere Elektroautos in einem Straßenzug gleichzeitig laden.

Die Spezifikationen des Kommunikationsstandards werden Anfang Februar 2019 ausgerollt. Damit ist die EEBUS-Initiative auf dem Weg, einen europaweiten Standard einzuführen, der sämtliche elektrischen Großverbraucher im Heimbereich übergreifend und herstellerunabhängig vernetzt.

Martin Heinrichs

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