Chris Peeters, CEO, Elia Group (links) und Dr. Hendrick Neumann, CTO, Amprion GmbH, unterzeichneten eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) zum Bau eines zweiten Interkonnektors.

Chris Peeters, CEO, Elia Group (links) und Dr. Hendrick Neumann, CTO, Amprion GmbH, unterzeichneten eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) zum Bau eines zweiten Interkonnektors. (Quelle: Amprion)

Mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung haben die Übertragungsnetzbetreiber Amprion und Elia den ersten Schritt für den Bau eines zweiten Interkonnektors zwischen Belgien und Deutschland getan. Die beiden Unternehmen erarbeiten jetzt in einer gemeinsamen Studie, mit welcher Konfiguration und Technologie sich die Projektziele am besten erreichen lassen. Ein Konzeptpapier hierzu wird voraussichtlich bis Mitte 2024 veröffentlicht.

Wie die endgültige Investitionsentscheidung ausfallen wird, hängt von mehreren Kriterien ab. So sollte das Projekt zum Beispiel zur Integration erneuerbarer Energien in die Energiesysteme beider Länder beitragen, ihre Versorgungssicherheit stärken und den europäischen Strommarkt positiv beeinflussen (Preiskonvergenz). Mit der Inbetriebnahme des Interkonnektors ist – ein positiver Business Case vorausgesetzt – erst nach 2037 zu rechnen. Zunächst müssen die inländischen Netze zusätzlich verstärkt werden, um den Interkonnektor optimal in das System zu integrieren.

„Wir wissen bereits, dass eine klimaneutrale Energieversorgung in Europa einen deutlich höheren Strombedarf mit sich bringen wird. Um diesen Bedarf zu decken, müssen wir große Mengen erneuerbarer Energie in das Stromsystem integrieren und sie dorthin transportieren, wo sie benötigt wird“, betont Dr. Hendrik Neumann, CTO, Amprion. Deshalb sei der innereuropäische Energieaustausch besonders wichtig. „Entsprechend ist es unsere Aufgabe, die Stromtransportkapazität zwischen Belgien und Deutschland sowie in ganz Europa zu erhöhen. Ein wichtiger Meilenstein, um diese Ziele zu erreichen, ist die Realisierung eines zweiten Interkonnektors zwischen Belgien und Deutschland.“

„Die Studie der Elia Group zum Thema Elektrifizierung der Industrie hat gezeigt, dass die Elektrifizierung und der Zugang zu erneuerbaren Energien für langfristige Preisstabilität sorgen“, erläutert Chris Peeters, CEO, Elia Group. „Die Energiewende ist nicht nur klimawirksam, sondern wirkt sich auch sozioökonomisch positiv aus. Am Beispiel von (ALEGrO) (Aachen Lüttich Electricity Grid Overlay) konnten wir die Bedeutung und den Erfolg solcher Projekte bereits sehen. Wir wissen, dass weitere Interkonnektoren zwischen Belgien und Deutschland benötigt werden.“

Erster Interkonnektor: Großer Erfolg von ALEGrO

Die erste belgisch-deutsche Stromverbindung ALEGrO ging im November 2020 in Betrieb und bildet einen wichtigen Baustein für den Aufbau eines integrierten europäischen Stromnetzes. Seit der Inbetriebnahme fand zwischen beiden Ländern ein Stromaustausch im Umfang von 10 TWh statt. 2022 ermöglichte ALEGrO einen Stromaustausch von 5 TWh zwischen Belgien und Deutschland. Während 63 Prozent des Jahres floss dabei Strom nach Belgien, nach Deutschland während 37 Prozent des Jahres.

Kosten-/Nutzenverhältnis ab 2035

Vorläufige Ergebnisse haben bereits gezeigt, dass das Kosten-/Nutzenverhältnis eines zweiten belgisch-deutschen Interkonnektors ab 2035 positiv ausfallen würde. Das Projekt wurde deshalb im Rahmen des 2021 vorgelegten deutschen Netzentwicklungsplans genehmigt. Die föderalen Entwicklungspläne Belgiens für 2020-2030 und 2024-2034 sowie der Zehnjahresplan zur Netzentwicklung (Ten-Year Network Development Plan, TYNDP) des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) bestätigen ebenfalls, dass von einem Interkonnektor positive Ergebnisse zu erwarten sind. So leistet er demzufolge einen Beitrag zur Sicherung des sozioökonomischen Status in beiden Ländern (sowie in ganz Europa), trägt zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei und unterstützt bei der Integration wachsender Mengen erneuerbarer Energie in das Netz.

ew-Magazin

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