Training für die Netze der Zukunft bei GridLab

Die Energiewende stellt neue Herausforderungen an das Leitstellenpersonal der Netzbetreiber. Nicht erst seit Peter Altmeiers Deutschland-Tour zum Thema »Netze-jetzt« ist der Branche die Relevanz von Verteil- und Übertragungsnetzen für die Energiewende bewusst. Um den stets steigenden Anteil dezentraler Energieerzeugung zum Beispiel in Windenergie- und Solarparks effizient nutzen zu können, sind sie ein entscheidender Faktor für deren erfolgreiche Integration in den Energiemarkt.

Strom aus erneuerbaren Energien wird an unterschiedlichen Stellen in die Netze eingespeist und schwankt in Abhängigkeit von Sonne und Wind. Konventionelle und erneuerbare Energien in einem stabilen Netz zusammenzuführen, ist die neue Herausforderung. Regulierende Eingriffe im Netz werden immer häufiger notwendig. Sie werden vorgenommen, wenn zu viel oder zu wenig Strom im Netz vorhanden ist. Die Beschäftigten bei den Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern sowie bei Stadtwerken sitzen an den Schaltstellen der Stromautobahnen und müssen schnell und sicher reagieren.

Neue Verantwortung in einem kritischen System

Zweifelsohne sind die Versorgungsnetze die kritischste aller Infrastrukturen. Eine fortschreitende Elektrifizierung der Energieversorgung, die zunehmende Digitalisierung sowie der Ausbau der so dringend notwendigen Sektorenkopplung verstärken deren Bedeutung um ein Vielfaches. Umso sorgfältiger und umfassender müssen die Vorkehrungen sein, um im Fall von Krisensituationen, Umweltkatastrophen und Hackerangriffen professionell und effizient mit der Situation umzugehen. Diese Anforderung wird dadurch verstärkt, dass kein Netz isoliert betrachtet werden kann. Durch die länderübergreifende Verbindung der Netze sind grenzüberschreitende und koordinierte Maßnahmen und Prozesse erforderlich, die entwickelt und permanent trainiert werden müssen. Das bedeutet für das Personal: Es muss nicht nur technisch immer auf dem neuesten Stand zu sein, sondern auch persönliche und interkulturelle Kompetenzen entwickeln und auf einem hohen Stand regelmäßig weiter ausbauen. Denn nur ein krisenfestes Team, das im Ernstfall nach einem vorab regelmäßig trainierten Maßnahmenplan strukturiert handelt, kann eine Krisensituation schnell und effizient unter Kontrolle bringen.

Know-how im Balanceakt

Doch nicht nur in Krisenfällen kommt es auf effizientes Handeln im Netzbetrieb an. Durch den enormen Zubau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und vor allem durch deren volatilen Charakter müssen Netzbetreiber immer häufiger in den Netzbetrieb eingreifen, um Erzeugungs- und Lastspitzen auszugleichen. Diese Netzeingriffe, als Redispatch oder Curtailment bezeichnet, verursachen Kosten in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen Euro je Übertragungsnetzbetreiber und Jahr. Ausgefeilte, einheitliche und netzübergreifende Betriebskonzepte sind daher das Gebot der Stunde, um die Kosten der Netzeingriffe zu reduzieren und den weiteren Ausbau der Netze zu optimieren. Damit ist die Schulung des Betriebspersonals ein Beitrag zur Schonung der Ressourcen und zur Reduzierung der Netzentgelte.

Diagnostische Eignungsprüfung: Auf Herz und Nieren geprüft für einen sicheren Netzbetrieb

Weil Mitarbeiter in Extremsituationen das nötige technische Know-how, eine hohe Belastbarkeit und die richtige Entscheidungskompetenz haben müssen, ist eine diagnostische Bewerbereignungsprüfung ein wichtiges Mittel, um einen vergleichbaren und höchsten Ansprüchen genügenden Standard bei der Einstellung neuer Mitarbeiter sicherstellen zu können. Die diagnostische Eignungsprüfung umfasst eine besondere Belastungsprüfung unter Realbedingungen. Grundlage ist ein speziell dafür entwickeltes technologisches Instrument, um kritische Netzsituationen unter Realbedingungen zu simulieren. In der ersten Stufe werden typische, standardisierte Assessment-Center-Verfahren mit einer speziellen Komplexaufgabe verknüpft und Kompetenzen sowie methodisches Vorgehen, Priorisierungsfähigkeit, Fachwissen, Arbeiten unter zeitlichem Druck und Multitaskingfähigkeit überprüft. Darauf aufbauend absolviert der Bewerber in der zweiten Stufe eine Simulationsübung, kombiniert mit einem Belastungstest in einer kritischen Netzsituation und abgerundet mit einem abschließenden Feedbackgespräch.

Mit dem Technische Assessment Center testet GridLab die Kompetenzen von vorhandenem oder neuem Fachpersonal von Energieversorgungsunternehmen unter Realbedingungen und bildet diese weiter aus. Das Technische Assessment Center bietet dabei zum einen validierte Assessment-Center-Elemente, zum anderen werden die Fähigkeiten der Teilnehmer unter realen Bedingungen getestet und überprüft.

Aus den dokumentierten Ergebnissen und auf Grundlage eines wissenschaftlich validierten Bewertungsbogens ergeben sich entsprechende Handlungsempfehlungen.

Dabei hat GridLab mit dem Technischen Assessment Center eine Methode entwickelt, die die künftigen Anforderungen abbildet. Im Zuge der Energiewende wurden die Anforderungen an Lotsen aus dem Aviation-Bereich und Dispatcher aus den Netzleitstellen immer vergleichbarer. Mit Experten der Netzbetreiber und der Systemprovider sowie mit Psychologen und Arbeitswissenschaftlern hat GridLab aus einer wissenschaftlichen Studie über die Anforderungen an das operative Schaltpersonal zum Jahr 2030 ein zweitägiges Test- und Bewertungsverfahren entwickelt.

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