Tino Link, Leiter Transmission Lifecycle Services bei Siemens Energy, und Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Dr. Egon Westphal (r.) bei der Präsentation der SIEAERO-Technologie.

Tino Link, Leiter Transmission Lifecycle Services bei Siemens Energy, und Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Dr. Egon Westphal (r.) bei der Präsentation der Langstreckendrohne. (Quelle: Bayernwerk/Christian Martens)

In einem gemeinsamen Demonstrationsprojekt haben Bayernwerk Netz (Bayernwerk), Siemens Energy und Schleswig-Holstein Netz am 8. September 2022 erstmals eine Freileitung mit einer Langstreckendrohne beflogen. Die mit einem Multisensor ausgerüstete Drohne hat außerhalb der Sichtweite der steuernden Person den Abschnitt einer Hochspannungsleitung in Haßfurt im Landkreis Haßberge (Unterfranken) kontrolliert.

Derzeit erfasst Siemens Energy im Auftrag der beiden Eon-Netzbetreiber die Daten von rund 4.000 Leitungskilometern im Überflug mit dem Hubschrauber. Mit SIEAERO setzen die Beteiligten in Zukunft auf eine innovative und automatisierte Leitungsinspektion mit vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten und Vorteilen für Umwelt und Natur.

Beim Einsatz der SIEAERO-Technologie bringt die Bayernwerk Netz mit Siemens Energy künstliche Intelligenz, hochauflösende Multisensorik und innovative cloudbasierte Plattformen zum Einsatz. „Mit den Aufnahmen und der Aufbereitung der Daten erhalten wir einen digitalen Zwilling unseres Hochspannungsnetzes. Die automatische Befliegung macht die Leitungsinspektion künftig noch schneller und genauer. Sie hilft uns, in kürzeren Abständen den Zustand unserer Leitungen exakt zu bewerten“, erläuterte Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG.

Auf diese Weise kann Bayerns größter regionaler Energienetzbetreiber Störungen oder Fehler erkennen und die Versorgungssicherheit im eigenen Netzgebiet erhöhen. Im Vergleich zur konventionellen Freileitungsinspektion, die drei getrennte Hubschrauberflüge umfasste, inspiziert SIEAERO die Leitungen in einem Flug. Das liefert laut Bayernwerk Netz höchste Datenqualität und mindert die Lärmbelästigung sowie die Inspektionskosten.

Drohnen ermöglichen präzise Analyse

„Die Digitalisierung bietet ein enormes Potenzial, die Energieeffizienz zu erhöhen und die Zuverlässigkeit unserer Stromnetze zu maximieren. Genau deswegen haben wir auch SIEAERO entwickelt. Bereits heute können wir mit dem System die Stromleitungen präziser analysieren und die Zahl der Helikopterflüge von zwei bis drei auf einen je Strecke reduzieren. Mit den richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen könnten wir durch den Einsatz der Langstreckendrohne die Umweltbilanz der Flüge noch einmal wesentlich verbessern“, sagte Tino Link, Leiter Transmission Lifecycle Services bei Siemens Energy. „Nach den ersten erfolgreichen SIEAERO-Flügen in Deutschland werden wir unseren Service nun auch in anderen europäischen Ländern und Nordamerika anwenden.“

„Beim Einsatz von SIEAERO im Hochspannungsnetz wird in einem einzigen Überflug sowohl das gesamte Leitungsnetz als auch das Umfeld der Stromleitungen mit mehreren Sensoren erfasst. Mit der anschließenden Auswertung am Computer lassen sich ohne zusätzlichen Aufwand Details an jedem beliebigen Betriebsmittel darstellen oder auch der Abstand von Bäumen und Pflanzen von den Leitungen für das Trassenmanagement beurteilen“, erklärte Projektleiter Christian Walter. Am Bildschirm werde in einer 3-D-Ansicht beispielsweise sichtbar, ob Mastverstrebungen oder Fundamente beschädigt wurden, Isolatoren verschmutzt sind oder Leiterseile ausgebessert werden müssen. Künftig sei es zudem vorstellbar, dass auf Basis der Ergebnisse der digitalen Auswertung eine künstliche Intelligenz zum Beispiel auf Abweichungen zu vorherigen Inspektionen oder auf Minderabstände beim Bewuchs der Trassen hinweist.

SIEAERO digitalisiert jedoch nicht nur die technischen Aspekte der Netzinstandhaltung und des Netzausbaus der beiden Eon-Netzbetreiber, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten für die Mitarbeiter. „Der Einsatz aller beteiligten Fachkräfte wird auch künftig gefragt sein. Bei einer Betriebssatzzeit einer Freileitung von rund 80 Jahren ist die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur ebenso entscheidend wie die Ertüchtigung oder der Neubau. Dennoch: Um die energiewirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, ist neben Innovationskraft ein massiver Ausbau der Netze notwendig“, sagte Dr. Egon Westphal.

ew-Redaktion

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