Stuttgart Netze will durch den Einbau von Messtechnik in Kabelverteilerschränken Stromausfällen schneller auf die Schliche kommen. Das Bild zeigt einen Betriebsmonteur beim Einbau der Messtechnik.

Stuttgart Netze will durch den Einbau von Messtechnik in Kabelverteilerschränken Stromausfällen schneller auf die Schliche kommen. Das Bild zeigt einen Betriebsmonteur beim Einbau der Messtechnik. (Quelle: Stuttgart Netze)

Können Netzbetreiber Kabelbrüche im Netz mithilfe künstlicher Intelligenz automatisiert detektieren und potenziell auch lokalisieren? Dieser Frage gingen die Projektpartner Stuttgart Netze, Smight und OmegaLambdaTec in einem Pilotprojekt im Stuttgarter Stromnetz nach. Um einen entsprechenden Algorithmus zu trainieren, wurde mit manuell induzierten Kabelbrüchen im vermaschten Stuttgarter Stromnetz gearbeitet. Dem Team von OmegaLambdaTec, einem Dienstleister für Datenanalysen, gelang es hierbei, die Anomalien im Netz aufzuspüren. „Diese Art der Datenerhebung, -analyse und -interpretation birgt großes Potenzial für die Herausforderungen der Energiewende. Dass uns dieser Proof of Concept gelungen ist, wird neue Türen öffnen“, erläutert Rene Fassbender, Geschäftsführer der OmegaLambdaTec. Aktuell arbeitet sein Team am Übergang von der statischen Anomaliedetektion hin zu einem kontinuierlichen Monitoring. Auch die Datenvisualisierung will man in Zusammenarbeit mit den Kollegen von Smight weiter optimieren.

Zuverlässige und robuste Datenerfassung als Basis

Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Stuttgart Netze im Stuttgarter Stadtteil Bergheim (Weilimdorf) in einem klassischen Wohngebiet in mehreren Kabelverteilerschränken und Umspannstationen Messtechnik der EnBW-Tochter Smight eingebaut (siehe https://bit.ly/39EG93q). Die Sensoren messen an 20 von 170 möglichen Punkten, wie viel Strom über die einzelnen Kabel läuft. Die Auswahl dieser Messpunkte erfolgte auf Basis einer umfangreichen Analyse durch OmegaLambdaTec.

„Messungen auf dieser Netzebene sind im Regelfall eher selten und bringen viele Herausforderungen mit sich. Installation und Betrieb sind aufwändig und die Kosten sind hoch“, berichtet Christian Körner, Teamleiter Anlagenmanagement bei der Stuttgart Netze. Zudem sei die Aufbereitung und Interpretation der gewonnenen Daten häufig schwierig.

Innovative Technik für den laufenden Betrieb

Das Pilotprojekt in Weilimdorf hat diese Vorbehalte jedoch ausgeräumt. Die eingesetzte Lösung ließ sich einfach und schnell installieren – und vor allem die Datenaufzeichnung und -übermittlung stellte sich als zuverlässig und robust heraus. „Bei der Entwicklung der Lösung stand für uns im Vordergrund, dass bei laufendem Betrieb installiert werden kann. So ist auch ein flächendeckender Einsatz schnell möglich“, sagt Oliver Deuschle, Leiter von Smight. Die Monteure der Stuttgart Netze können auch mobil übers Smartphone auf die Messdaten zugreifen und wissen somit sofort, an welcher Stelle im Netz es Probleme geben könnte.

Nach dem ebenfalls erfolgreichen zweiten Projektteil plant die Stuttgart Netze, die intelligente Sensorik von Smight in Kombination mit der KI von OmegaLambdaTec auch an anderen Stellen im Stuttgarter Stromnetz einzusetzen. „Besonders dort, wo wir in den nächsten Jahren größere Veränderungen erwarten – beispielsweise mehr Elektroautos oder erneuerbare Energien – können wir uns die automatisierten Messungen sehr gut vorstellen“, sagt Arvid Blume, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stuttgart Netze. Das System könne helfen, Maßnahmen zum Netzausbau zu priorisieren, schneller auf Störungen reagieren zu können und somit eine dauerhaft hohe Versorgungssicherheit und Kundenzufriedenheit zu gewährleisten.

ew-Redaktion

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