Regulierungsmanagement bei Pacht und Dienstleistungsmodellen

Bild 2. Aufbauskizze eines regulatorischen Berechnungstools

Bild 2. Aufbauskizze eines regulatorischen Berechnungstools (Bildquelle: KVK)

Aufgrund der regulatorischen Vorgaben und der Entwicklung der Rekommunalisierung in der Energiewirtschaft in den vergangenen Jahren ergeben sich immer mehr Aufgaben für das Regulierungsmanagement. Im Rahmen von Pacht- und Dienstleistungsverhältnissen sowohl im Konzernverbund als auch bei Kooperationsmodellen entsteht großer Verwaltungs- und Abstimmungsaufwand durch den Datenerhebungsprozess der Behörden und den Abstimmungen zwischen Netzbetreiber und Dienstleister/Verpächter. Im Gegensatz zum integrierten Netzbetreibermodell, in dem alle Funktionen und Aufgaben im Netzbereich durch ein Unternehmen übernommen werden, verlangen die Behörden bei Pacht- und Dienstleistungsmodellen mehrere Erhebungsbögen – abhängig von der Zahl der beteiligten Partner. In solchen Konstruktionen steigt das Kürzungsrisiko, da die Behörden Quersubventionierungen und Ineffizienzen vermuten. So dürfen Pacht- und Dienstleistungskosten laut § 4 Strom- bzw. GasNEV maximal in derjenigen Höhe angesetzt werden, wie sie anfallen würden, wenn der Netzbetreiber die jeweiligen Leistungen selbst erbringen würde oder Eigentümer der Anlage wäre. Deswegen sollten bei der Gestaltung von Pacht- und Dienstleistungsbeziehungen die regulatorischen Aspekte berücksichtigt und somit das Kürzungspotenzial vermindert werden. Dabei spielt das Regulierungsmanagement eine wichtige Rolle. Der Regulierungsmanager kann auf Basis seiner Erfahrungen über die Prüfungssystematik der Behörden zur entsprechenden Gestaltung der Pacht- und Dienstleistungsentgelte beisteuern, um damit für alle beteiligten Partner ein regulierungsoptimales Ergebnis zu erzielen. Die durch das Regulierungsmanagement festgelegte Antragsstrategie zur kommenden Kostenprüfung sowie der Aufbau von Toollösungen, die Ergebniseffekte im eigenen Netzbetriebsmodell berechnen können, bilden die Grundlage zur kaufmännischen Steuerung im Netzbereich. Regulatorische Erlös-/Kostenprognosen sollten – wo immer möglich – Auswirkungen auf handelsrechtliche Wertgrößen berücksichtigen (Bild 2).

Asset-Management

Planung, Betrieb und Instandhaltung der technischen Betriebsmittel sind die zentralen Aufgaben und Werttreiber eines Netzbetreibers. Die Erfassung der technischen Betriebsmittel in Geoinformationssystemen (GIS) und der zunehmende Einsatz von Software-Lösungen im Asset-Management unterstützen Netzbetreiber bei einer optimalen Investitions- und Instandhaltungsstrategie sowie beim rationalen Personaleinsatz. Trotz vorhandener Software-Lösungen im Asset-Management und im Regulierungsmanagement finden Optimierungsrechnungen in der Regel getrennt in den jeweiligen Fachabteilungen mit unterschiedlichen Zielvorgaben statt. Jedoch gibt es verstärkt Initiativen, technische Netzinformationen mit dem kalkulatorischen Anlagevermögen zu verstreben, um Rechenmodelle um kalkulatorische Entwicklungen zu ergänzen (zum Beispiel Fichtner BGI Control). In der Regel findet der Austausch zwischen technischen Unternehmenseinheiten sowie dem Netzcontrolling in einem kontinuierlichen Abstimmungsprozess statt. Folgende Fragen stehen hierbei im Fokus:

  • Können die Planbudgets überhaupt verbaut werden und wird die Zielerreichung unterjährig nachgehalten?
  • Liegen einheitliche Richtlinien für die Abgrenzung von Instandhaltungsaufwand zu aktivierungspflichtigen Wirtschaftsgütern vor, die in der Praxis auch gelebt werden?
  • Werden Baumaßnahmen durch Fremdunternehmen zeitnah nach Abschluss abgerechnet?
  • Liegen die Ursachen eines niedrigen individuellen Effizienzwerts in unproduktiven Unternehmensprozessen? Die Digitalisierung des Bauprozesses oder der optimale Gebietszuschnitt für den 24-h-Entstördienst sind mögliche Maßnahmen zur Rationalisierung der technischen Netzführung.
  • Welche Steuerungswirkung wird mit der Erhebung von Ertragszuschüssen verbunden?
  • Ist das Unternehmen von überdurchschnittlichen Kostensteigerungen im Tiefbau sowie bei Fremdunternehmen betroffen?

Ziel des strukturierten Abstimmungsprozesses ist die Bereitstellung genauer Planungsgrößen für die Mittelfristplanung, die Identifizierung von Rationalisierungspotenzialen und die Unterstützung einer möglichst optimalen Stellung regulatorischer Anträge.  

 

Dr. Andreas Esser, Christoph Mucha (christoph.mucha@kvkkompetenzzentrum.de) und Mariya Manilova
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