Ermittlung der Anlagen-Risikokosten

Auf der Grundlage von AssetWise hat Epcor sein Lebenszyklus-Anlagenmanagement optimiert und die Zuverlässigkeit seines Stromversorgungssystems verbessert.

Das Anlagenzustands-Dashboard enthält Einzelheiten zur Bewertung des Gesundheitszustands, zum sich verschlechternden Zustand, zum Konfidenzfaktor, zum historischen Trend und zu den empfohlenen Maßnahmen auf der Grundlage definierter Regeln und Analysen (Bild: Bentley)

Die Bewertung des Anlagengesundheitszustands war nicht nur wertvoll, um die Zuverlässigkeit der Stromversorgung zu gewährleisten, sondern auch entscheidend für die erforderliche Berechnung der jährlichen Risikokosten für jede Anlage zur Einhaltung der Investitionsbudgets. Während der Anlagenzustand auf der einen Seite die Wahrscheinlichkeiten in der Berechnung definierte, musste Epcor auch die Auswirkungen bewerten und monetarisieren, die ein Anlagenzustandswert finan­ziell, ökologisch und in Bezug auf andere Anlagen oder Immobilien hatte. Diese Praxis half dem Team, ein wirtschaftliches Modell für eine optimale Finanz- und Betriebsplanung sowie für die Entscheidungsfindung zu erreichen. Der Energieversorger monetarisierte alle Hauptkategorien von Auswirkungen im Zusammenhang mit der Zuverlässigkeit der Anlagen.

Mit der interoperablen ­AssetWise-Software von Bentley integrierte Epcor Daten aus verschiedenen Quellen im Zusammenhang mit der Vollkostenkalkulation von Arbeitsaufträgen und Arbeitsanforderungen, Materialien, Lieferketten und Fahrzeugen, um eine übersichtliche Ansicht der Anlageninformationen zu ­erhalten. Eine eingehende Analyse der AssetWise-Historie von Arbeitsaufträgen in Verbindung mit Daten aus dem verbundenen digitalen Zwillingsmodell des Stromverteilungsnetzes trug dazu bei, ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie sich Ausfälle von Anlagen auf die Wiederbeschaffungskosten, Schäden an benachbarten Anlagen, Sicher­heit und Umweltsanierung auswirken. Epcor nutzte AssetWise-Daten mit dem digitalen Zwilling, Scada-, GIS- und Oracle-Anwendungen, um Risiken der elektrischen Last, Anzahl und Art der gefährdeten Kunden sowie die Kosten der Stromunterbrechung für die Kunden zu bewerten. Infolge­dessen ermittelte das Projektteam die jährlichen Gesamtrisikokosten für das Anlagevermögen, was einen wertvollen Beitrag zur Budgetierung von Investitionsgütern lieferte. Für die sechs analysierten Anlageklassen beliefen sich die berechneten jährlichen Risikokosten auf insgesamt 95 Mio. Kanadische ­Dollar (CAD), wobei allein das Kabel 60 % oder 56 Mio. CAD dieser Risikokosten ausmachte.

Optimierung des Anlagen-Lebenszyklusmanagements mit risikobasiertem Ansatz

Durch Anwendung der Anlagen-Risikokosten auf die Ausfallwahrscheinlichkeit führte Epcor eine Kosten-Nutzen-Analyse durch, um die Lebenszykluskosten zu bestimmen. Die Organisation gab den An­lagen für den Austausch im Lebenszyklus Vorrang, um die Investitionsausgaben innerhalb der Zuverlässigkeitsziele zu optimieren. Epcor wird diese Analyse nun jährlich für jede Anlage durchführen, um den optimalen Zeitpunkt für ein Eingreifen zu bestimmen, d.h. den Punkt, an dem die Risiko­kosten der alten Anlage die Kosten für ihren Ersatz überwiegen. Wenn Epcor zum Beispiel eine 20 Jahre alte Anlage besitzt und der optimale Eingriff im Alter von 35 Jahren erfolgt, hat das Versorgungsunternehmen 15 Jahre Zeit bis zum Eingriff. Daher hat die Anlage keine hohe Priorität für einen sofortigen Ersatz, weil dies nicht wirtschaftlich wäre. Je höher die Anlage auf der Prioritätenskala steht, desto wahrscheinlicher und früher wird sie ­ersetzt.

Auf der Grundlage der priorisierten ­Liste der Anlagen erstellten die Anlagenmanager einen Zehn-Jahres-Kapitalplan für langfristige Budgetierungs- und konkrete Anlagen-Rahmen zur Erstellung einer Liste für das Jahresbudget. Als Prognosemodell verbessert dieser risikobasierte Ansatz jetzt den gesamten Arbeitsablauf und das Lieferkettenmanagement, da mehr Zeit zur Verfügung steht, um Verträge zu reihen und die Zahlung von Prämien für Last-Minute-Bestellungen von Geräten zu vermeiden.

Auf der Grundlage von AssetWise als Basis für seinen risikobasierten Ansatz zur Quantifizierung und Priorisierung der ­Kosten für die Gesundheit und Zuverlässigkeit von Anlagen hat ­Epcor sein Lebenszyklus-Anlagenmanagement optimiert und die Zuverlässigkeit seines Stromversorgungssystems trotz der alternden An­lagenpopulation um 15 % verbessert. Das Unternehmen arbeitete mit ­AssetWise in einer vernetzten Datenumgebung und berechnete den ­Zustand von über 74 000 verteilten Anlagen – was 77 % der Ziel­population entspricht – mit einem durchschnittlichen Vertrauensfaktor von 86 %. In den ersten zwei Jahren nach der Entwicklung des Anlagengesundheitsindex und des risikobasierten Anlagenmanagementprogramms konnte das Versorgungsunternehmen Ausfälle defekter Geräte um 43 % reduzieren. Seit 2014 hat sich die Entwicklung der Anlagen von Epcor stabilisiert und liegt nun innerhalb der akzeptablen regulierten Schwelle. Der Saidi-Gesamtwert lag bei 0,833 und damit weit unter dem vorgeschriebenen Schwellenwert von 1,15 Stunden je Kunde.

Nachhaltige Vorteile liefern

"Führen Sie die Analyse der Auswirkungen Ihres Ausfallmodus und die Fehlerverfolgung in AssetWise durch", so S. Seewald. Die stärkere Granularität der in AssetWise unter­stützten Anlagendaten ermöglicht es Epcor nun, jeder Anlage eine Ausfallwahrscheinlichkeit, Kritikalität und entsprechende Risikokosten zuzuordnen. Die daraus resultierenden Daten helfen dem Versorger dabei, die richtigen Maßnahmen oder Eingriffe zu identifizieren und so den Gesamtwert der für die Kunden erbrachten Dienstleistungen zu verbessern. Die Daten erleichtern auch die langfristige Planung von Kapitalinvestitionen und ermöglichen es dem Unternehmen, die Zuverlässigkeit von Stromversorgungssystemen trotz zunehmenden Kostendrucks und ­einer noch nie dagewesenen Alterungswelle der Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Die Analyse­arbeit und ihre greifbaren Ergebnisse trugen dazu bei, Möglichkeiten für weitere Kosteneinsparungen durch den Einsatz stabiler, dauerhafter Verträge und eine stärkere Verhandlungsposition zu ­schaffen.

Die laufende Anwendung von statisch basierten Ausfallkurven und Risikoanalysen ist in der Stromversorgungsbranche neu. Nach Angaben seines beratenden Inge­nieurbüros hat Epcor erfolgreich die ­Lücke zwischen technischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Auswirkungen überbrückt und letztlich detaillierte, quantitative Geschäftsfälle erstellt, die eine Kernkomponente bei der laufenden Priorisierung der Anlageninfrastruktur durch das Versorgungsunternehmen darstellen. Als umfassender Entscheidungsrahmen helfen die risikobasierten Anlagenmanagementpraktiken von Epcor dabei, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt für die richtigen Anlagen zu treffen, was eine kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung erleichtert. "AssetWise hilft uns dabei, die Systemzuverlässigkeit und die Kosten für die Stadt Edmonton besser im Griff zu haben, was für die wirtschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist", fasst S. Seewald zusammen.

Sandra DiMatteo, Director of Marketing, Digital Twin Solutions, Industrial Bentley Systems, Toronto/Kanada / sandra.dimatteo@bentley.com

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