EWE Netze und PPC starten Feldtest zu mehr Flexibilität im Verteilnetz

Systemlandschaft um den digitalen Netzanschlusspunkt (Bildquelle: PPC)

Netzdienliche Steuerung erfolgt zukünftig mit chirurgischer Präzision unter Beteiligung der Endkunden statt im groben Rundumschlag für das ganze Netzgebiet. Dafür ist die Erprobung der kompletten Steuerungskette, vom Netzbetreiber bis in die einzelnen Liegenschaften hinein, der wichtigste Wegbereiter. Das Innovationsprojekt unIT-e² nimmt sich bereits seit 2021 diesen Fragen an. Es wird im Rahmen des Förderaufrufs "Elektro-Mobil" für drei Jahre vom BMWK gefördert. Projektträger ist dabei das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR).

Im Cluster Harmon-E wechselt die Erprobung nun von der Laborumgebung in den Feldtest, um im größeren Maßstab die netzdienliche Steuerung nach § 14a EnWG am Netzanschlusspunkt auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen. In zwei Ortsnetzen Oldenburgs und Rastedes wurden Teilnehmer des Testfeldes dafür in ihren Einfamilienhäusern mit Wallboxen und Elektroautos ausgestattet, teilweise wurden auch PV-Anlagen in das Testfeld eingebunden. 

Konkret übermittelt EWE Netz als verantwortlicher Netz- und Messstellenbetreiber die Sollwertvorgaben für eine Stabilisierung der Verteilnetze an den digitalen Netzanschlusspunkt. Die Sollwertvorgabe wird dabei (aus dem Backendsystem heraus) durch die sichere CLS-Schnittstelle vom PPC SMGW zum PPC CLS-Gateway übertragen. Letzteres übermittelt über EEBUS das Leistungslimit für den Netzanschlusspunkt an das angebundene Heimenergiemanagementsystem (HEMS) der Oldenburger be.storaged GmbH.

Das HEMS übernimmt hierbei die Optimierung der Kundenanlagen und setzt dabei die Leistungslimitierung an der Wallbox, die von EWE Go bereitgestellt werden, um. Damit die Leistungslimitierung am Netzanschlusspunkt erfolgen kann, stellt das SMGW zudem die Messwerte vom Netzanschluss an das HEMS bereit.

Einsparung zusätzlicher Messtechnik

Die Vorteile liegen laut der Projektpartner klar auf der Hand: Nicht nur kann so zusätzliche Messtechnik eingespart werden, auch die Eichrechtskonformität aller Messwerte ist damit gewährleistet. Die Übertragung von Feldtestergebnissen in den Nutzeralltag werde so erleichtert, da die Testumgebung dem realen Anwendungsfall so nahe wie möglich kommt.

In den kommenden Testphasen wird durch Steuerbefehle getestet werden können, wie viel Flexibilität in der Liegenschaft vorgehalten werden kann und welche positiven Auswirkungen auf die Netzstabilität damit realisiert werden können. Die Testphase soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein und die Erkenntnisse final durch die Projektpartner ausgewertet werden.

np-Redaktion

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