FNN-Kongress Netzte 2019

FNN Kongress Netzte 2019

FNN-Kongress 2019: Von Sektorenkopplung bis Designnetz

Rund 500 Teilnehmer werden in Nürnberg erwartet. Das Fachpublikum setzt sich aus Netzbetreibern, Energieversorgern, Stadtwerken, Herstellern, IT-Dienstleistern, Tiefbauunternehmen sowie Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Behörden zusammen. Die als „FNN-Fachkongress Netztechnik“ eingeführte Branchenveranstaltung findet ab diesem Jahr erstmals als „FNN-Kongress Netze“ statt. Der neue Titel reflektiert stärker die Gesamtaufgabe, welche die Akteure im Energiesektor für die Energiewende übernehmen.

Die Top-Themen der beiden Kongresstage sind Sektorenkopplung, Steuerung, Digitalisierung, Innovationen und E-Mobilität als Flexibilität. Der Kongress gibt Impulse, Anlagen netzdienlich in das Energiesystem zu integrieren und damit fit für den Zuwachs regenerativer Ressourcen im System zu machen. In gut zehn Jahren soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 65 Prozent an der Stromversorgung steigen.

Die Transformation des Energiesystems ist bereits in vollem Gange: Ordnungsrahmen, Geschäftsprozesse und das technische System aus Netz und Anlagen müssen mit Blick auf das Gesamtsystem weiterentwickelt werden. Die zuverlässige Stromversorgung wird komplexer und ganzheitliches, vorausschauendes Denken ist gefragt. Dabei ist die Steuerung von Anlagen ein wichtiges Instrument, um kritische Netzsituationen zu vermeiden oder zu beheben. Der FNN-Kongress Netze zeigt, wie die Akteure im Energiesystem gemeinsam das künftige System gestalten – unter dem Motto „Systemgestaltung für die Energiewende“.

Die Treiber der Systemgestaltung sind dabei höchst unterschiedlich: Ausstieg aus Kohleverstromung und Kernenergie, Ausbau der erneuerbaren Energien auf der Erzeugungsseite, neue Nachfragestrukturen durch Sektorenkopplung und Elektromobilität, verbunden mit neuen Möglichkeiten durch Digitalisierung und einem zusammenwachsenden europäischen Binnenmarkt. Der Fokus der Veranstaltung liegt dabei auf dem Handlungsbedarf für Netztechnik und Netzbetrieb, vor allem bei Sektorenkopplung und Kommunikationstechnologie mit dem Anspruch die hohe Versorgungsqualität zu erhalten.

Der erste Kongresstag beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Unter der Überschrift „Pulsmessung Energiewende: Wo stehen wir im Stromnetz?“ wird das Bundeswirtschaftsministerium gleich zu Beginn zu Wort kommen: Beatrix Brodkorb, Leiterin Unterabteilung IIIC - Netze, wird die Herausforderung des Ausstiegs aus der Kohleverstromung für Deutschlands Netze einordnen.

Zentral ist auch die Frage der Kopplung von Sektoren und die Verbindung von Strom- und Gasnetz. Die Umwandlung von Strom mittels Elektrolyse ermöglicht, Erzeugungsüberschüsse aus erneuerbaren Energien in den Stromnetzen abzubauen und daraus alternative Brennstoffe für den Flug- und Schiffsverkehr sowie für die Industrie zu produzieren. VDE|FNN erstellt gemeinsam mit anderen Sparten, insbesondere Gas und Verkehr, technische Regeln, die neuen Akteuren als solide Basis für ihre Geschäftstätigkeit dienen.

Nach mehreren Pilot- und Forschungsprojekten gilt Power-to-X inzwischen als realisierbarer Weg der Sektorenkopplung. Dr. Stefan Küppers, Vorstandsvorsitzender von VDE|FNN und Geschäftsführer Technik bei Westnetz wird erläutern, welche Kooperationen nötig sind, um das Thema voranzubringen. Dr. Klaus Kleinekorte, Amprion, wird im Anschluss präsentieren, wie sich die Ausnutzung der Netze durch die Kopplung von Strom- und Gasnetzen verbessern lässt. Auf die Netzdienlichkeit und weitere Potenziale der Sektorenkopplung wird Andrea Loeffl von der Thüga eingehen. Außerdem werden zum Thema Power-to-X erwartet: Michael Schütz von der Europäischen Kommission, Prof. Dr. Markus Zdrallek von der Universität Wuppertal und Dr. Ulrich Groß, Rheinische Netzgesellschaft.

Vom Netz zum System und das Licht bleibt an

Das komplexe System der Energieversorgung muss sich bei laufendem Betrieb weiterentwickeln, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und gleichzeitig dem Industriestandort Deutschland eine hohe Versorgungsqualität sicherzustellen. Die Netzbetreiber sind damit gefordert, noch vorausschauender zu agieren, um die heutigen und künftige Anforderungen zu berücksichtigen. Der Fokus liegt auf einer besseren Ausnutzung und Optimierung der vorhandenen Infrastruktur und – wo erforderlich – die Ergänzung durch neue Verbindungen. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die europäischen Nachbarstaaten. Dr. Matthias Sturm, Thüringer Energie, wird über den Stand der Umsetzung einer europäischen Energie-Infrastruktur berichten.

Im Anschluss erläutern Dr. Markus Obergünner, E.ON, Andreas John, 50Hertz Transmission und Jens-Michael Salzmann, E.DIS unterschiedliche Aspekte von Spannungshaltung und Redispatch in einem System mit zunehmend fluktuierender Erzeugung. Zentral ist auch die Frage, wie die Übertragungsnetze höher ausgelastet werden können. Über die Auswirkungen auf Assets und Betrieb wird Dr. Klaus von Sengbusch, 50Hertz Transmission, referieren. Der Aufbau und Einsatz von Netzboostern ist ein wichtiger Baustein, um die Netzsicherheit der Übertragungsnetze zukünftig abzusichern. Das Thema wird von Dr. Sebastian Pfaller, TenneT TSO, vorgestellt. Dr. Stefan Börries, EWE NETZ, widmet sich der Nutzung von flexiblen Lasten.

Kilovolt und Megabyte – wieviel Digitalisierung braucht das Stromnetz?

Der digitalisierte Netzbetrieb stellt eine zweite Sektorenkopplung – von „Kilovolt“ und „Megabyte“ – dar und bietet die Chance für Innovationen. Dabei ist Cybersicherheit eine Grundvoraussetzung, um die Potenziale der Digitalisierung bei einer kritischen Infrastruktur wie dem Stromnetz zu nutzen. Über Automatisierung in der Netzplanung wird Lukas Ruck, IAV, sprechen. Eng verbunden mit den automatisierten Möglichkeiten ist die Frage nach den besonderen Sicherheitsbedürfnissen der kritischen Infrastruktur. Isabel Münch, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wird dazu Empfehlungen für höhere Cybersicherheit vorstellen. 

Aktuell diskutiert wird der Aufbau eines Mobilfunknetzes auf der Frequenz von 450 Megahertz (MHz). Die Technologie wird in der Energiebranche als sehr geeignet für die Steuerbarkeit der Netze im Schwarzfall und den sicheren Betriebsfunk bei Störungen gesehen und lässt sich für intelligente Messsysteme nutzen. Jürgen Tusch, innogy, wird die 450-MHz-Kommunikation in der kritischen Infrastruktur des Netzes näher erläutern.

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