Sprecher Automation und DEM haben eine Lösung geschaffen, die für das Redispatch 2.0 bei Verteilnetzbetreibern unterschiedlicher Größen eingesetzt wird.

Bild 1. Schematische Darstellung des Redispatch 2.0 mit Sprecon-V460 und MoBeV (Bild: Sprecher)

Der Anteil von dezentralen Erzeugungsanlagen, z. B. Windenergie- oder Photovoltaikanlagen, nimmt stetig zu. Ein Großteil dieser Anlagen befindet sich im Mittel- und Niederspannungsnetz, also auf Ebene des Verteilnetzbetreibers. Um die dort wachsenden Erzeugungskapazitäten zukünftig netzdienlich einsetzen zu können, benötigt es neue Prozesse und Regulatorien. 

Teil der vom Bundestag 2019 ­verabschiedeten Novellierung des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG 2.0) ist die Überführung des Einspeisemanagements (Eisman) in ein an den Redispatch angelehntes Engpassmanagement "Redispatch 2.0". Seit dem 1. November 2021 nehmen somit auch EE-Anlagen und ES-Anlagen mit einer Nennleistung ab 100 kW am neuen Einspeisemanagement "Redispatch 2.0" teil. Damit sind alle Netzbetreiber, in deren Netzgebiet eine Redispatch-relevante Anlage angeschlossen ist, in den Prozess eingebunden. Ziel ist es, Engpässe, also Überlastungen von Netzbetriebsmitteln, vor deren Eintritt mit Anpassungsmaßnahmen der nahegelegenen dezentralen EE- und ES-Anlagen zu verhindern. Dabei müssen bei der Auswahl der Regelungsmaßnahmen sowohl die Wirksamkeit als auch die entstehenden Kosten Berücksichtigung finden (kostenoptimierte Maßnahmendimensionierung). Dies erfordert zum einen ein hohes Maß an Transparenz innerhalb des Verteilnetzes, um Engpässe ­vorhersagen zu können, zum anderen einen hohen Koordinations- und Abstimmungsaufwand zwischen allen Beteiligten – Anlagenbetreiber, Einsatzverantwortliche, Bilanzkreisverantwortliche, Anschlussnetzbetreiber und betroffene Netzbetreiber, um nur einige zu nennen. 

Stammdaten und Bewegungsdaten müssen zwischen Anlagenbetreibern und allen betroffenen Netzbetreibern ausgetauscht werden. Dies wird deutschlandweit durch die Netzbetreiberkooperation Connect+ koordiniert. Innerhalb des Redispatch 2.0 gibt es einige Freiheitsgrade für Anlagenbetreiber bezüglich ihrer bereitzustellenden Erzeugungsprognose, Vergütungsermittlung und Anlagensteuerung (Leistungsanapassung). Entscheidet sich der Anlagenbetreiber für den sog. Duldungsfall, ist es in der Aufgabe des Anschlussnetz­betreibers, die vom anweisenden Netzbetreiber vorgegebene Regelungsmaßnahme fristgerecht umzusetzen. Diese wichtige Aufgabe erfordert klar definierte, robuste Prozesse und zuverlässige Werkzeuge, auf die der Anschlussnetzbetreiber zurückgreifen kann.

Eine partnerschaftliche Lösung

Den prozesstechnischen Dreh- und Angelpunkt bildet die Softwarelösung Sprecon-V460. Diese stellt über verschiedene Prozess-Kommunikationsprotokolle die fernwirktechnische Anbindung zu den Erzeugungsanlagen dar, die im Redispatch-2.0-konformen Modul "Einspeisemanager" grafisch verwaltet werden. Das Modul ermöglicht hierfür einerseits die Organisation der Anlagen einschl. derer Stammdaten, realisiert aber vor allem die fernwirktechnische Befehlsabarbeitung zur Abarbeitung von ­Schalthandlungen innerhalb eines Redispatch-Abrufs. Die Sprecon-­V460-Lösung kann dabei gemeinsam mit weiteren Produktmodulen als Leitwarte oder als schlanke Lösung parallel zur bestehenden Leitwarte rein für die Redispatch-2.0-Realisierung eingesetzt werden.

Die Datendrehscheibe in Richtung Connect+ wird darauf aufbauend durch die cloud-basierende MoBeV-­Lösung der DEM GmbH umgesetzt. MoBeV übernimmt die gesamte ­Datenhaltung für unterschiedliche Anwendungsfälle des Redispatch-2.0-­Prozesses sowie die Kommunikation zu Connect+. Über weitere Schnittstellenmodule des Produkts können alle zusätzlich notwendigen Applikationen z. B. in Richtung Abrechnung, ERP, Prognosen usw. eingebunden werden. Die Schnittstelle zwischen MoBeV und Sprecon-V460 wird filebasiert nach Datenformatvorgabe des BDEW/EDI@Energy über eine separate DMZ (Demilitarized Zone) implementiert. Die DMZ ist gemäß dem Stand der Technik über Firewalls getrennt, die Dateien werden über verschlüsselte Kommunikation zwischen beiden Teilnehmern ausgetauscht. Für maximale Verfügbarkeit wird, wie in Bild 1 gezeigt, der Sprecon-V460-­basierte Einspeisemanager redundant ausgeführt; zusätzlich können an abgesetzten Clients weitere Bedien-/Arbeitsplätze eingerichtet werden.

Aus der flexibel einsetzbaren Sprecon-V460-Software und MoBeV wurde so eine skalierbare Redispatch-­2.0-Lösung geschaffen, die für unterschiedliche Netzgrößen und Leitwarten geeignet ist.

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