Anstatt schnell nachwachsende Vegetation regelmäßig maschinell zu beseitigen, um die Trassen vorschriftsmäßig freizuhalten und einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, können Schafe einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten (Bild: Mitnetz Strom/Christian Kortüm)
Im Rahmen des Projekts sollen die Flächen unter den Stromleitungen als Weidefläche genutzt werden. Auf diese Weise entstehen wertvolle miteinander vernetzte Offenlandlebensräume, die vielen bedrohten Arten ein Zuhause bieten.
Als Pilotregion für diese besondere Form des ökologischen Trassenmanagements haben die beiden Betreiber des Höchstspannungs- und des Hochspannungsnetzes Trassen in Südsachsen im Raum Limbach-Oberfrohna (Landkreis Zwickau) unweit der Anschlussstelle Wüstenbrand an der Autobahn A4 ausgewählt. Diese Trassen im Wald eignen sich besonders, da hier in der Vergangenheit sehr häufig maschinell gepflegt werden musste und die Flächen einen Verbund von über 30 ha bilden, den die Schafherde barrierearm beweiden kann.
Bei Mitnetz Strom handelt es sich um einen Abschnitt der Hochspannungs-Trasse von Röhrsdorf nach Gersdorf; bei 50Hertz um Abschnitte dreier Höchstspannungs-Trassen von Röhrsdorf nach Crossen, Eula und Markersbach. Insgesamt wurden hier in Abstimmung mit den Grundstückseigentümern auf einer Länge von 6 km Gehölze und andere Hindernisse beseitigt, um die Flächen für eine Beweidung vorzubereiten. "Wir freuen uns, mit der Teilnahme am Projekt 'Schafe unter Strom' einen Beitrag zur Wiederbelebung und Wiederaufwertung der Wanderschäferei in Sachsen zu leisten. Unsere Stromtrassen bilden Schneisen in der Landschaft, die für die Wanderschäfer und ihre Schafe ideale Weideplätze und Übergänge bilden, um von einem Weidestandort zum anderen zu gelangen", betont Tom Ertel, Projektleiter für ökologisches Trassenmanagement bei Mitnetz Strom.
"Anstatt schnell nachwachsende Vegetation regelmäßig maschinell zu beseitigen, um die Trassen vorschriftsmäßig freizuhalten und einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, können wir mit den Schafen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Das gilt sowohl für das Biotop, als auch die Region", ergänzt Johannes Herbrich, 50Hertz-Projektleiter aus dem Regionalzentrum Ost.
"Wir sind beiden Netzbetreibern sehr dankbar, dass sie unser Projekt 'Schafe unter Strom' unterstützen. Sie fördern so neben der Wanderschäferei auch den Biotopverbund in der Region, da nun neu entstandene Offenlandlebensräume miteinander vernetzt und durch die Beweidung nachhaltig offengehalten werden können", verdeutlicht Anika Lemm, Projektkoordinatorin vom Landschaftspflegeverband Westsachsen.
"Wir freuen uns, Teil dieses Pilotprojektes zu sein und danken den Netzbetreibern und dem Landschaftspflegeverband für diese Chance. Wir sind gespannt, wie sich die Flächen durch unsere Schafe entwickeln werden", erklärt das Schäferpaar Simon Marsch und Anne-Kathrin Pagel. Wanderschäfer sind Landschaftspfleger. Die von ihren Schafen beweideten Flächen sorgen für offene Landschaften, die vielen Insektenarten wie Heuschrecken, Schmetterlingen, Laufkäfern und Bienen einen Lebensraum bieten. Diese wiederum sind wichtige Nahrungsgrundlagen für Vögel, Kleinsäuger und Fledermäuse. In Fell, Kot und Klauen transportieren Schafe als "Artentaxi" zudem Samen und Insekten von Fläche zu Fläche. Dies fördert den genetischen Austausch zwischen den Populationen. Wanderschäfer leisten so einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Der Berufsstand gehört zu einem der ältesten und traditionsreichsten in Deutschland.
Weiterführende Informationen zum Projekt "Schafe unter Strom" sind hier abrufbar.