VDE FNN begrüßt die grundlegende Neufassung des § 14a im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und das klare Bekenntnis zum intelligenten Messsystem.

Durch den Einsatz von Flexibilitäten z.B. Ladeinfrastruktur ergeben sich neue Chancen für die Verteilnetze (Bild: Pixabay)

Mit der Neugestaltung des § 14a EnWG hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) eine wesentliche Lücke bei der Digitalisierung der Energiewende geschlossen und erstmals das Sollwertkonzept am Netzanschlusspunkt als Zielmodell festgehalten. Damit sind die Weichen zur Nutzung von Endkunden-Flexibilitäten in einem flexiblen, digitalisierten Verteilnetz gestellt.

Neue Chancen für den Netzbetrieb durch den Einsatz von Flexibilitäten

Die effiziente Integration dezentraler Energieerzeuger und neuer Verbrauchseinrichtungen ist eine große Herausforderung für Netzbetreiber und Marktteilnehmer. Durch den Einsatz von Flexibilitäten bei Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen, Speicher oder Photovoltaikanlagen ergeben sich neue Chancen für die Verteilnetze. VDE FNN liefert mit einem Impulspapier einen Diskussionsbeitrag für die weitere Ausgestaltung des § 14a EnWG und lädt zum Feedback ein.

Aktuelle Prognosen sehen einen starken Anstieg der Anzahl flexibler Verbraucher und Erzeuger im Bereich der Niederspannung voraus. So erwarten BMWK und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), dass bei insgesamt 15 Mio. Einbaufällen alleine die Zahl der steuerbaren Anlagen, die mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden sollen, bis 2030 auf rd. 9 Mio. wachsen soll. Für das Ziel eines effizienten, belastbaren, digitalisierten Verteilnetzes hat VDE FNN ein Ampelphasen-Konzept fortentwickelt. Das VDE-FNN-Modell soll zum einen eine einfache Beschreibung des Netzzustands ermöglichen und zum anderen einen verlässlichen Rahmen für Handlungsmöglichkeiten schaffen.

Die Phasen können so beschrieben werden, dass in der grünen Phase kein kritischer Netzzustand vorliegt und somit kein Einwirken auf den Energiemarkt erforderlich ist. In der gelben Phase wird mittel- oder langfristig ein kritischer Netzzustand prognostiziert, der durch den Einsatz genau definierter Instrumente und Schritte möglichst verhindert werden soll. Gelingt das nicht und wird kurzfristig ein kritischer Netzzustand erwartet, sollen die Netzbetreiber Notfallmaßnahmen ergreifen. Die gelbe Phase befasst sich in diesem Modell gewissermaßen mit Fragen des "Brandschutzes", während in der roten Phase unmittelbare "Feuerwehr-Maßnahmen" ergriffen werden müssen. Im angestrebten Zielmodell einer Sollwertvorgabe am Netzanschlusspunkt kommt hierbei den Endkunden eine wichtige Rolle zu. Sie müssen mit ihren Energie-/Lademanagement-Systemen die Einhaltung der Sollwerte in kritischen Situationen gewährleisten und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum sicheren Netzbetrieb.

Auf dem Weg zu einem digitalen, flexiblen und weiterhin zuverlässigen Energiesystem

VDE FNN diskutiert derzeit Instrumente, die bei der präventiven Planung in der gelben Phase zum Zuge kommen könnten. Dazu gehören zeitvariable Netzentgelte, die planwertbasierte Begrenzung der Leistung sowie Flexibilitätsmärkte. VDE FNN ist für die Diskussion weiterer Instrumente offen. Entscheidend sei, den Einsatz der Instrumente der gelben Phase stets mit den Instrumenten der roten Phase zu koppeln, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Für die präventiven Maßnahmen der gelben Phase, die, ausgehend vom Netzbetreiber, umgesetzt werden sollen, fehlt derzeit noch die regulatorische Grundlage. VDE FNN mahnt, diese regulatorische Grundlage nunmehr unter Führung der Bundesnetzagentur schnell zu schaffen und dabei auf eine schnelle und standardisierte Umsetzung zu achten. Technische Standards, einheitliche Anschlussregeln sowie intelligente Mess- und Steuerungssysteme helfen, die Komplexität gering zu halten.

Eine wichtige Frage ist, wo und durch wen das System gesteuert werden soll. Nach Auffassung von VDE FNN sollen alle Steuerungsmaßnahmen in der Niederspannung grundsätzlich auf den Netzanschlusspunkt des Kunden wirken. Die Steuerungsmaßnahmen werden dabei über die Smart-Meter-Gateway-Infrastruktur im Zusammenwirken mit leittechnischen und marktdienlichen Backend-Systemen umgesetzt. Das veröffentlichte Papier ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem digitalen, flexiblen und weiterhin zuverlässigen Energiesystem. Es zahlt daher unmittelbar auf die VDE-FNN-Roadmap "Zum Klimaschutznetz bis 2030" ein.

np-Redaktion

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