Die Roadmap „Zum Klimaschutznetz bis 2030“ des VDE FNN zeigt, dass ein Um- und Ausbau des Energiesystems möglich ist.

Laut VDE FNN geht es für die Kunden im Kern darum, den Stromverbrauch in Zeiten zu verschieben, in denen viel erneuerbare Leistung zur Verfügung steht (Bild: Pixabay)

Der aktuelle Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat Auswirkungen auf alle Ebenen der Gesellschaft. Unter anderem zeigt sich deutlich, wie abhängig auch die Energieversorgung in den letzten Jahrzehnten von Importen geworden ist. Heike Kerber, Geschäftsführerin VDE FNN, stellt fest: "Aktuell importieren wir gut zwei Drittel unseres gesamten Energiebedarfs aus dem Ausland. Wenn wir uns derzeit um kurzfristige Alternativen bemühen, darf unser großes Ziel nicht aus dem Blick geraten. Erneuerbare Energien sind ein zentraler Schritt in Richtung Unabhängigkeit." 

Heute für morgen umbauen: Großkraftwerke ersetzen, Fähigkeiten transferieren

2030 sollen 80 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Auch wenn bis dahin genügend Anlagen implementiert sind, reicht das Liefern von Energie allein nicht aus. Sogenannte System-Dienstleistungen, die aktuell Großkraftwerke erbringen, sind künftig von neuen Anlagen zu übernehmen. Sie müssen u.a. dazu in der Lage sein, aktiv Spannung und Frequenz im zulässigen Bereich zu halten und bei der Beseitigung von Störungen zu helfen. Das komplette Anforderungsprofil definiert VDE FNN in den Technischen Anschlussregeln und entwickelt diese weiter. "Auch wenn aktuell noch nicht alle Fähigkeiten benötigt werden, müssen wir heute schon für morgen umbauen – sonst sind am Ende Millionen Anlagen nachzurüsten", so Kerber.

Energiewende für alle: Ordnungsrahmen schaffen, Kunden einbinden, smart steuern

Der §14a des Energiewirtschaftsgesetzes sieht vor, dass Verbrauchseinrichtungen steuerbar gemacht werden. Die Abstimmung des dazugehörigen Ordnungsrahmens wurde Anfang 2021 unterbrochen, so fehlen notwendige Festlegungen. Diese sind Voraussetzung dafür, dass Kunden aktiver Teil des Energiesystems werden können. "Ist ausreichend Flexibilität gesetzlich geregelt, kann die smarte Steuerung der Anlagen ihre Wirkung voll entfalten", so Kerber. Im Kern gehe es darum, den Stromverbrauch in Zeiten zu verschieben, in denen viel erneuerbare Leistung zur Verfügung steht, und somit gleichzeitige Inanspruchnahme von Lasten zu reduzieren. Intelligente Messsysteme könnten entsprechende Anwendungen für Wärmepumpen, Wallboxen oder Heimspeicher bei den Endkunden aktivieren. Dazu sollte beteiligten Kunden eine Mindestleistung garantiert und in kritischen Situationen ein darüber hinausgehender Leistungsabruf gedrosselt werden. Kerber dazu: "Wird für den Kunden transparent, welche Möglichkeiten und wirtschaftlichen Anreize bestehen, können diese über ihre Anschaffungen entscheiden." Durch intelligente Messsysteme liegen Daten zum aktuellen Netzzustand vor und machen deutlich, wo vorhandene Strukturen ausreichen oder gegebenenfalls eine Netzverstärkung notwendig ist.

Last, but not least: Netzbetrieb klimaschonend und nachhaltig organisieren

Damit auch in Zukunft Anlagen und Betriebsmittel langfristig im Einsatz bleiben können, arbeitet VDE FNN u.a. an modularen Betriebsmitteln und standardisierten Schnittstellen für Elektro- und Datentechnik. So werden Kosten gespart, Baustellentätigkeiten reduziert und die Umwelt weniger belastet, was einen wichtigen Beitrag zum klimaschonenden Netzbetrieb darstelle. "Auch hier gilt es, langfristig zu denken. Sind z.B. Smart Meter Gateways so konzipiert, dass sie über Updates auf dem neusten technischen Stand gehalten werden können, lässt sich ein Hardware-Austausch hinauszögern", sagt Kerber.

np-Redaktion

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