Zertifikatslehrgang "Regionale*r Energiesystem Manager*in" will relevantes Wissen in Schlüsselbereichen des Netzbetriebs vermitteln.

Verteilnetz- und Übertragungsnetzbetreiber stehen vor Herausforderungen, die sie in dieser Form bisher nicht kennen (Bild: Pixabay)

Entwickelt wurde die berufsbegleitende Weiterbildung von Professoren des Cologne Institute für Renewable Energy der TH Köln zusammen mit den Spezialisten für regionale Energiesicherheit, der SME Management GmbH, die auch die Quirinus Academy betreibt. Das gemeinsame Ziel: Die Teilnehmer sollen lernen, tragfähige Lösungen zu entwickeln, die Netzbetreiber unterstützen, eine Stellung als systemrelevante Akteure aufzubauen und sich in einem umkämpften Markt langfristig zu behaupten.

Herr Professor Schneiders, um was geht es Ihnen bei dieser Weiterbildung?

Schneiders: Fach- und Führungskräfte der Netzbetreiber kommen mit ganz konkreten "Zukunftsfragen" in unseren Lehrgang. Wir setzen diese Fragen in den Kontext der aktuellen Forschung; Lösungen für die Praxis werden entwickelt. Dieser Transfer macht diese Weiterbildung so spannend – auch für uns Lehrende. Wir haben uns mit führenden Spezialisten aus den Bereichen Klimaschutz, Energiesicherheit, Netze und Energiesysteme an einen Tisch gesetzt und uns gemeinsam überlegt, welches Wissen brauchen die Netzbetreiber heute, um morgen noch wettbewerbsfähig zu sein. Mit der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung der TH Köln haben wir dann dieses Angebot entwickelt; jedes Modul mit Dozenten, die mit Ihrer Expertise für die akademische und praxisbezogene Qualität des jeweiligen Faches stehen. Das Ergebnis: Ein Curriculum, das alle relevanten Felder aus Technologie, Wirtschaft und Recht umfasst; kompakt, effizient und intensiv. Alle Inhalte docken unmittelbar an die Praxis der Teilnehmer an.

Was sind die inhaltlichen Hintergründe, gerade jetzt einen solchen Zertifikatslehrgang anzubieten?

Schneiders: Der Netzbetrieb verändert sich rasant. Die Möglichkeiten der digitalen Transformation und die Anforderung einer ressourcenschonenden Energiewende, treiben Entwicklungen voran. Das bildet sich natürlich auch auf der technischen, besonders aber auch auf der rechtlichen Ebene ab. Beispiele dafür sind die nationalen und europäischen Regulierungsvorgaben, mit denen die Verteilnetz- und Übertragungsnetzbetreiber in dieser Form bisher noch nicht konfrontiert wurden. Auch im Kontext der Energiespeicher, Cybersecurity oder der Smart-Meter-Rollouts wird es eine dynamische Entwicklung geben. Wir haben zusammen mit unserer Partnerin, der Quirinus Academy, überlegt, wie die Praktiker im Netzbetrieb darauf vorbereitet werden können. Das Ergebnis ist dieser Zertifikatslehrgang.

An wen richtet sich der Lehrgang, und gibt es Zugangsvoraussetzungen?

Schneiders: Der hohe Praxisbezug des Lehrgangs setzt einen gewissen Erfahrungsschatz voraus. Für Studierende oder Berufseinsteiger ist der Lehrgang nicht gedacht. Die Inhalte sind also relevant für Ingenieure mit Erfahrung im konventionellen Energiebetrieb, aber auch für andere Berufsgruppen aus den Bereichen der Netze und Energiesysteme. Hier ist das Spektrum breit: Mitarbeiter aus den Feldern Netzbetrieb und -vertrieb, der dezentralen Energieerzeugung, aber auch aus dem Asset- und Regulierungsmanagement sowie der DSO und Sekundärtechnik. Da der Lehrgang auf soliden Kenntnissen der konventionellen Energietechnik aufbaut, müssen sie zumindest einen Bachelor- oder einen Meister- oder Techniker-Abschluss mit qualifizierter Berufserfahrung haben.

Wird neben erneuerbaren Energien und Energiespeichern auch "konventionelle" Netztechnik vermittelt, und wie steht es mit der Digitalisierung der Netze – Stichwort "Smart Grids"?

Schneiders: Konventionelle Netz- und Energietechnik wird nur insofern thematisiert, damit die Teilnehmer im Kontext von zukunftsorientierten Techniken – besonders in Bezug auf dezentrale und regionale Energiesysteme – eine gemeinsame Verständnisbasis haben. Die Themen der digitalen Transformation waren hingegen wichtige Impulsgeber für den Lehrgang. Die Frage "Flächenkraftwerke oder Smart Grids" spielt also eine beispielhafte Rolle in der Weiterbildung. Inhalte aus den Bereich Big Data Analytics, IT-Sicherheit und Datenschutz wollen wir nicht abstrakt vermitteln, sondern immer Bezüge zur Praxis der Teilnehmer ziehen. Auch deshalb ist uns das Grundverständnis für die Elektrotechnik so wichtig. Lehrgangteilnehmer müssen wissen, was ein Ortsnetztransformator ist – wir lehren dann, was es mit einem regelbaren Ortsnetztransformator auf sich hat.

Sie sagen, vor dem Hintergrund einer klima- und ressourcenschonenden Energiewende stehen die Stromnetze vor einem fundamentalen Wandel. Gibt es ein Modul, das auf diese Aussage eingeht?

Schneiders: Jedes Modul der Weiterbildung liefert wichtige Bausteine, um diesen Wandel zu verstehen und zu managen. Als Beispiel: Im Block "Netze/Energiesystemebene" sollen die Teilnehmer lernen, zu beurteilen, ob Stromnetze eines Netzbetreibers den zukünftigen Anforderungen genügen. Gegebenenfalls müssen sie in der Lage sein, einen sachgerechten Ausbau zu planen. Die größten Herausforderungen an die elektrischen Verteilnetze und entsprechende Lösungsvorschläge müssen sie ebenfalls bewerten können. Dazu lernen sie die verschiedenen Berechnungsmethoden zur Analyse kennen und wenden anwendungsbezogen die passende Methode an – immer unter Berücksichtigung der Grundlagen zur Steuerung und Regelung von elektrischen Netzen.

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