Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ informierten Unternehmen am Tagungsort über ihre Arbeit.

Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ informierten Unternehmen am Tagungsort über ihre Arbeit (Quelle: FH Münster/Frederik Tebbe).

Das Mindset müsse sich ändern: „Energie kann in der Industrie oft an anderer Stelle wiedergenutzt werden, wenn man sie aus vorherigen Prozessen zurückgewinnt. Dafür ist aber auch gewisses Know-how nötig.“ 

An solchen Konzepten zur energetischen Effizienz arbeitet das Forschungsteam, das Brügging gemeinsam mit Prof. Dr. Christof Wetter leitet, in verschiedenen Forschungsprojekten. Es ist einer von vielen Bausteinen für die Wende hin zu nachhaltiger Wärme. Doch da das Team diese Projekte eng verzahnt mit mittelständischen Unternehmen durchführt, weiß Brügging auch: Zum Teil sind die Firmen in ihrer nachhaltigen Wärmeplanung schon sehr weit.

„2024 – ein Ja(hr) für die Wärmewende?“ lautete dementsprechend das Motto der jährlichen Fachtagung am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt. Fachleute aus Forschung und Industrie sprachen über die kommunale Wärmeplanung, den Einsatz von Open-Source-Software und Künstlicher Intelligenz sowie über konkrete Beispiele aus der Praxis. Mehr als 150 Besucher hörten zu und beteiligten sich am fachlichen Austausch.

Carsten Petersdorff von NRW.Energy4Climate, der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz, stellte zu Beginn das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze vor. Beide Gesetze stellen die Kommune, also die Stadtverwaltung als Planerin, zentral in den Fokus der Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme. Da die Verwaltung ein Energiesystem aber nicht allein neu denken und umbauen kann, braucht es dafür Unterstützung in Planung, Technologie und Energiewirtschaft. „Es gibt eine große Bandbreite an Wärmequellen. Wichtig ist, lokal zu prüfen, welche Möglichkeiten im jeweiligen Stadtquartier am sinnvollsten sind“, so Petersdorff. „Wir müssen die Energiebestände und -Potenziale analysieren und prüfen, wie man den Energiebedarf gemeinsam mit den Stadtwerken und der Industrie decken kann.“

Digitalisierung kann helfen

Wie dabei auch die Digitalisierung helfen kann, besprachen Dr. Uwe Krien vom Fraunhofer IFAM und Philip Groesdonk vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in ihren jeweiligen Vorträgen. Krien widmete sich dem Einsatz von Open-Source-Software für die Wärmeplanung. Dabei handelt es sich um Programme, die frei zur Verfügung stehen und die von mehreren Leuten gemeinsam weiterentwickelt werden. Verschiedene Tools, etwa zur Auslegung eines Nahwärmenetzes oder zur Entwicklung von Netzmodellen und Kostenplänen, können so niedrigschwellig angeschafft werden. Inwiefern Künstliche Intelligenz hingegen die Planungsphase in der Wärmewende beschleunigen könne, überlegte Groesdonk. Sein Fazit: Auch wenn KI inzwischen in vielen Branchen zum Einsatz komme, sei sie für die Wärmeplanung noch nicht fortgeschritten genug, könne mit ihrem Zugriff auf öffentliche Datensätze jedoch Lücken schließen und punktuell helfen.

Die Vorträge der Bioenergiefachtagung widmen sich blockweise einem bestimmten Oberthema – wie etwa der Digitalisierung – und im Anschluss folgt eine Podiumsdiskussion, während der das Plenum Fragen an die Referenten stellen kann. Dass die Veranstaltung auch darüber hinaus Anlass zum interaktiven Austausch gibt, zeigte der „Markt der Möglichkeiten“, bei dem verschiedene Firmen am Tagungsort ausstellten und über ihre Arbeit informierten. Außerdem präsentierte die Hochschule verschiedene Forschungsprojekte zur Wärmewende der FH Münster im Rahmen einer Posterpräsentation. Um auch bei Studierenden für mehr Bewusstsein zum Thema zu sorgen, geht am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt im kommenden Sommersemester außerdem das Mastermodul „Energienutzungs- und Wärmeleitplanung“ erstmals an den Start.

Grundlagen der Wärmeplanung

In weiteren Vorträgen ging Nils Dering vom nordrhein-westfälischen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz auf die Grundlagen der Wärmeplanung und das neue Wärmekataster des Landesamts ein. FH Münster-Mitarbeiter Hinnerk Willenbrink stellte gemeinsam mit Brügging den Wandel der Energiesysteme vor, Dr. Richard van Leeuwen von der Saxion Hogeschool in Enschede berichtete über die Forschung für die kommunale Wärmeplanung in den Niederlanden. Über die kommunale Wärmeplanung in Alfhausen sprach Bürgermeisterin Agnes Droste. Axel Popp von ENGIE Deutschland und Umweltingenieur Wolfgang Jaske sprachen jeweils über Wärmekonzepte und Effizienz in der Wärmeplanung. In Grußworten nahmen außerdem Dr. Christel Wies, Abteilungsleiterin Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung Münster sowie Silke Wesselmann, Leiterin des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Kreises Steinfurt, teil.

Die vielen Perspektiven der Vortragenden stellten heraus: Der Wandel im Energie- und Wärmesystem funktioniert am besten zusammen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Expertise und Perspektive. „Lassen Sie uns gemeinsam Verbündete bei der Energiewende sein“, fasste FH Münster-Vizepräsident Carsten Schröder dementsprechend in einem Grußwort vorab zusammen.

Weitere Informationen unter fh-muenster.de/egu.

„et“-Redaktion

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