Das moderne Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung betont die Notwendigkeit ganzheitlicher Strategien und Lösungen, um Umweltverträglichkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit miteinander in Einklang zu bringen. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie manifestiert den Anspruch der Bundesregierung, die drei in Wechselwirkung stehenden Zieldimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziokultur zur Grundlage jeglichen politischen Handelns zu machen. Folglich muss sich auch die konzeptionelle Ausgestaltung der deutschen Energiepolitik danach richten: Die Ziele und Anforderungen der Energiewende dürfen sich nicht auf eine bloße Senkung von Treibhausgasemissionen beschränken, sondern müssen ein bezahlbares und verlässliches Energiesystem garantieren, von dem letztlich alle profitieren.
Status quo der deutschen Energiewende
Der globale Klimawandel ist das Produkt eines anthropogenen Treibhauseffekts, der die gesamte Erdoberfläche einem enormen Energieungleichgewicht aussetzt. Gleichwohl wächst der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids (CO2) als maßgebendes Treibhausgas (THG) seit Jahren exponentiell. Die Bundesrepublik muss nicht zuletzt wegen ihrer Rolle als Industrienation einen signifikanten Beitrag leisten, um diesen Negativtrend zu stoppen und die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen.
Knapp 85 % der CO2-Emissionen gehen hierzulande auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe im Energiesektor zurück [1]. Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht deshalb vor, das derzeitige Energiesystem tiefgreifend zu transformieren. Demnach soll in den drei ausschlaggebenden Sektoren Strom, Wärme und Verkehr einerseits der Endenergieverbrauch drastisch gesenkt und andererseits der Anteil erneuerbarer Energien (EE) signifikant erhöht werden, um bis 2050 mindestens 80 % der THG-Emissionen des Referenzjahres 1990 einzusparen. Doch auch strategische Ziele wie die Wahrung von Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit stehen auf der Agenda der deutschen Energiepolitik. Die umgesetzten Maßnahmen im Zuge der Stromwende, allem voran die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), haben fraglos die bisher größte Strahlkraft, obwohl der Energiebedarf Deutschlands maßgeblich durch den Endenergieverbrauch des Wärmesektors bestimmt wird. Dieser übersteigt den Nettostromverbrauch um mehr als das Doppelte [2]. Umgekehrt weist die Stromerzeugung mit Blick auf die spezifischen CO2-Emissionen ein doppelt so hohes Treibhauspotenzial auf als im Wärme- und Verkehrsbereich [1].
Somit dürfte theoretisch das größte Optimierungspotenzial im weiteren Ausbau regenerativer Stromerzeugung und in der Minimierung des Energieverbrauchs für Raumwärme- und Warmwasserbereitstellung liegen. Dass es an der praktischen Umsetzung der Energiewende mangelt, zeigt die Tatsache, dass in keinem der drei genannten Sektoren die Energieverbrauchsziele für das Jahr 2020 erreicht werden. Zur Veranschaulichung der allgemeinen Diskussion liefern im Folgenden drei beispielhafte Maßnahmen der Strom-, Wärme- und Verkehrswende Anhaltspunkte, wie es zu dieser Zieldiskrepanz kommen konnte.