Ein Bauer fährt mit dem Traktor unter seinen PV-Solar-Panels entlang

Insbesondere Dauerkulturen bieten ein hohes Potenzial für Agri-PV. (Bild: Adobe Stock)

Zu dem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das in mehreren Studien das Flächenpotenzial für Agri-PV untersucht hat. Attraktiv ist Agri-PV, weil es eine effiziente Doppelnutzung landwirtschaftlich genutzter Flächen erlaubt.

Die Studie basiert auf einer Analyse aller Arten von landwirtschaftlichen Flächen, die von Dauergrünland über Ackerflächen bis hin zu Dauerkulturen wie Obstbau, Wein und Beeren reichen, und ist damit die erste, die eine solche Gesamtbetrachtung leistet. Mittels geografischer Informationssysteme (GIS) wurden die landwirtschaftlichen Flächendaten nach zwei Kriterienkatalogen bewertet und in einem mehrstufigen Verfahren optimale Standorte identifiziert.

Zweistufiger Kriterienkatalog

Im ersten Kriterienkatalog wurden geografische Faktoren wie rechtliche und behördliche Anforderungen berücksichtigt und das regulatorische sowie technische Potenzial erfasst. Dabei wurden zwei Szenarien unterschieden. Im ersten Szenario wurden lediglich Flächen ausgeschlossen, für die harte Restriktionen gelten, z. B. Naturschutzgebiete. Im zweiten, naturschutzfreundlicheren Szenario wurden darüber hinaus Flächen ausgeschlossen, für die weiche Restriktionen gelten, z. B. Flora-Fauna-Schutzgebiete. Auf Grundlage dieser Kriterien ergibt sich im ersten Szenario ein Agri-PV-Potenzial von 7.900 GWpeak. Im zweiten Szenario liegen die möglichen Kapazitäten bei 5.600 GWpeak.

Für die Ermittlung besonders geeigneter Standorte wurden in einem zweiten Kriterienkatalog politisch-wirtschaftliche und agrarökonomische Faktoren berücksichtigt. Betrachtet wurden u. a. besonders geeignete Flächen, die aufgrund der Solarstrahlung oder des Netzeinspeisepunktes herausstechen bzw. aufgrund von Dauerkulturen wie Wein und Obst besonders von Synergieeffekten profitieren.

Gewichtet wurden die Kriterien von Expertinnen und Experten aus Landwirtschaft und Wissenschaft, von Verteilnetzbetreibern und Projektierungsbüros. Daraus wurde ein Bodeneignungsindex berechnet und fünf Eignungsklassen über die betrachteten Gebiete gebildet. Eine zentrale Erkenntnis ist die Rolle des Netzausbaus. „Das Fehlen von Netzanschlusspunkten ist für viele Flächen ein einschränkender Faktor“, so Studienautorin Salome Hauger.

Bis auf die lokale Ebene skalierbar

Das Agri-PV-Potenzial lässt sich mithilfe von Analysen auf Basis von Geoinformationssystemen nicht nur national, sondern auch lokal berechnen. Dies ist bis hinunter auf die einzelne Parzelle möglich. Dazu arbeiten die Forschenden des Fraunhofer ISE mit Landkreisen zusammen und beziehen Netzdaten der lokalen Verteilnetzbetreiber mit ein. Diese Untersuchung fand beispielsweise im Projekt „AgriChance“ für die ländlichen Gebiete Hamburgs statt. Dort wurden im Rahmen von drei Szenarien Flächen unter techno- und agrarökonomischen Gesichtspunkten klassifiziert. Optimal geeignet sind dort bis zu 620 Hektar Land, insbesondere Dauerkulturen im Alten Land und in den Vier- und Marschlanden. Potenzial bieten zudem Gewächshäuser im Umfang von 160 Hektar, auf denen fast 50 MWpeak installiert werden können. Weitere Studien mit speziell zugeschnittenen Kriterien wurden auch für die Landkreise Ahrweiler und Breisgau-Hochschwarzwald erstellt.

Anna Heimsath, Abteilungsleiterin Analyse Module und Kraftwerke am Fraunhofer ISE, betont die Bedeutung für den weiteren Ausbau der Agri-PV: „Diese Studien liefern eine solide Datengrundlage für politische Entscheidungsträger und Interessengruppen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern und zur Erreichung der Klimaziele beizutragen.“

Weitere Informationen: ise.fraunhofer.de

„et“-Redaktion

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