Anpassung an Klimawandel, Effizienzsteigerung und Erhalt von Handlungsoptionen verstärken

Angesichts dieser ernüchternden Bilanz bleibt gleichwohl die Forderung richtig, die ökologische Frage und den Erhalt von Handlungsoptionen für die Zukunft stärker ins Zentrum der Politik zu rücken. Es bleibt richtig, erneuerbare Energien mit Nachdruck besonders dort auszubauen [8], wo dies wirtschaftlich und mindestens punktuell problemlösend ist. Ebenso richtig bleibt, Energiesparen und Effizienzsteigerung in allen Verbrauchsbereichen mit Nachdruck zu betreiben. Das spart CO2-Emissionen und schont die fossilen Ressourcen. Auch die Technik zur CO2-Abscheidung aus Rauchgas und seine Speicherung im Untergrund sollten weiterverfolgt werden. Hinzutreten müssen aber, und das kommt in der politischen Diskussion bisher viel zu kurz: klug geplante, rechtzeitige Anstrengungen zur Anpassung an den Klimawandel. Hierzu gehören das Bauen bzw. Erhöhen von Deichen, veränderte Bautechnik, Züchtung von wärmeresistenten Pflanzen und vieles mehr. Das kann man bereits heute in Angriff nehmen ebenso wie die Verstärkung der Forschungsanstrengungen, z.B. auf den Gebieten der künstlichen Photosynthese, der Energiespeicherung oder des Klimaverständnisses [9].

Die Zögerlichkeit bei der Planung und Durchführung von konkreten, wirksamen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ist sicherlich auch mit der Besorgnis des Weltklimarates zu erklären, dass dann erkennbar würde, dass das Ziel der weltweiten Dekarbonisierung bis 2050 realistischerweise nicht erreichbar ist. Das Gewicht der „Es ist 5 vor 12“-Mahnungen würde sich dann verringern. Müsste sich verantwortliche Zukunfts-Fürsorge aber nicht gerade dadurch ausdrücken, dass realistische Szenarien in den Blick genommen und also Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel nicht in die Zukunft verschoben werden? Wären konkrete Maßnahmen mit (zwar) begrenzter Wirksamkeit statt Halbherzigkeit, Mahnungen und manchmal pantomimischer Appelle mit zehntausenden KlimaKonferenzteilnehmern vielleicht eine bessere Strategie? Wie stark das Prinzip Hoffnung/ Wünsche bisher die Strategie bestimmt, zeigt sich auch darin, dass in den Planungen des Weltklimarates Technologien zur CO2-Reduktion vorgesehen sind, die aus heutiger Sicht illusionär, zumindest aber recht fraglich sind; z. B. großtechnischer Entzug von CO2 aus der Luft oder Vorhaben zur weltweiten Aufforstung mit einem Flächenbedarf, welcher der doppelten Größe von Indien entspricht. Solche Maßnahmen werden als sogenannte „negative Emissionen“ tatsächlich in den Planungen der Wissenschaftler eingesetzt, um die Erreichbarkeit ihrer Klimaziele zu belegen. Wünschenswert wäre, denn die Vertreter von EU und Deutschland, aber auch die Spitzenvertreter der Wissenschaftsverbände in der Politik und im Weltklimarat für mehr Realismus sorgen könnten statt die Diskussion über die Steigerung des Ambitionsniveaus zusätzlich zu befeuern.

Deutsche Energiewende ist kein Erfolgsmodell

Auch das deutsche Energiewende-Konzept ist nicht von Realismus, sondern mehr durch Erwartungen/Verheißungen geprägt: gleitender Übergang auf erneuerbare Energie ohne spürbaren Verzicht und ohne nennenswerte Einschränkungen trotz der geplanten, gewaltigen CO2-Reduktion von 10 auf 2 t pro Bürger und Jahr und das alles bei verkraftbaren Kosten. Das Konzept hat bisher zu einem Regenerativstromanteil von rund einem Drittel geführt, verursacht dafür aber Kosten von rund 30 Mrd. € pro Jahr und beschert Deutschland bereits jetzt die höchsten Strompreise in der EU.

Die Energiewende führt zu hohen, weiter steigenden Strompreisen. Hohe Strompreise verringern die (meist über zwei Jahrzehnte garantierten) Subventionen und verbessern dadurch die Position des Regenerativstroms. Sie verschlechtern aber die industrielle Konkurrenzposition Deutschlands. Besonders betroffen sind stromintensive Produkte wie Stahl, Aluminium, Zement, Glas, Papier, chemische Erzeugnisse. Deren Produktion wird eingeschränkt oder ins Ausland verlagert. Bewährte Wertschöpfungsketten von der Grundstoffbis zur Hi-Tec-Industrie, um die Deutschland früher beneidet wurde, werden zerschnitten. Die Langfristfolgen für Arbeitsplätze, Wirtschaftsstruktur und Wohlstand werden bisher kaum bedacht.

Die deutsche Politik hat sich vorgenommen, zusätzlich zur begonnenen Stromwende, auch noch die anderen, weit größeren Energieverbrauchsbereiche Gebäude/Wärme und Mobilität/Verkehr, die zusammen den größten Teil des Energieverbrauchs und knapp zwei Drittel der deutschen CO2-Emissionen ausmachen [10], auf Regenerativstrom umzustellen. Wenn die heutige fossile Basis dieser großen Energieverbrauchsbereiche durch Regenerativstrom ersetzt wird, wird das für den Bürger, nicht nur finanziell, mehr als bisher unmittelbar spürbar. Außerdem sind die Kosten für den Bau neuer Stromleitungen in der Größenordnung von vielen weiteren Milliarden Euro noch nicht berücksichtigt. In der Folge der politisch gewollten, dem Land noch bevorstehenden Wärme- und Verkehrswende werden deshalb die Kosten für Strom noch deutlich weiter steigen. Trotz des bisherigen hohen finanziellen Aufwandes kann Deutschland bereits jetzt seine selbst gesteckten Ziele für 2020 nicht erreichen. Auch die Erreichung der CO2-Minderungsziele für 2030 ist mehr als fraglich. Deshalb, aber besonders wegen der Kosten, die insgesamt deutlich mehr als 50 Mrd. € pro Jahr bzw. mehr als 1 Bio. € im Verlauf von 15-20 Jahren betragen werden, ist Deutschland, anders als gewollt, eben nicht Vorbild und Vorreiter für andere Länder. Das zeigt sich unter anderem auch daran, dass zurzeit weltweit rund 1.400 Kohlekraftwerke und rund 200 Kernkraftwerke in Planung oder Bau sind. Die Welt geht erkennbar einen anderen Weg.

Gravierende Mängel der Energiewende und des EEG sind den dafür verantwortlichen Politikern mehrfach bescheinigt worden. So hat der Sachverständigenrat (Rat der „Wirtschaftsweisen“) die Verschwendung von Ressourcen, die Unwirksamkeit des deutschen Alleingangs, die unzureichende Wirkung der Vorbildfunktion und die mangelhafte Schlüssigkeit des Konzeptes in einem seiner Jahresgutachten klar angesprochen [11]. Auch der Bundesrechnungshof hat u.a. mangelhafte Steuerung, schwerwiegende Organisationsmängel und unzureichende Kosten/Nutzen-Orientierung kritisiert [12]. Die Energiewende ist in der Sackgasse. Das EEG ist marktwirtschaftlich ineffizient und nicht wirklich reformierbar. Es sollte abgeschafft und durch bessere Regeln ersetzt werden.

2 / 4

Ähnliche Beiträge