Grafik zum Braunkohleausstieg in Deutschland

Abb. Braunkohlenausstieg in Deutschland: Ein Beitrag zur Rettung des Weltklimas? (Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2017, eigene Darstellung)

Weil die globale Wirtschaft 2017 ein kräftiges Wachstum von 3,7 % erzielt hat und die Preise für fossile Brennstoffe auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau waren, erhöhte sich der globale Energiebedarf um 2,1%. Hinzu kam ein geringer Ehrgeiz hinsichtlich Energieeffizienzsteigerungen. Infolgedessen stieg der weltweite CO2-Ausstoß.

In den vergangenen 25 Jahren wuchsen die globalen Emissionen um 55 %. Für die nächsten 22 Jahre (bis 2040) prognostiziert der BP Energy Outlook 2018 einen Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen um weitere 10 %. Das sei zwar eine verminderte Wachstumsrate, entspräche jedoch nicht dem starken Rückgang der erforderlich wäre, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Der Anteil der EU an den globalen Treibhausgas- Emissionen liegt bei etwa 10 %, Deutschlands Anteil bei nur knapp 2 %. Deutschland hat seine Treibhausgas-Emissionen 2017 trotz des starken Wirtschaftswachstums von 2,2 % um 0,6 % gegenüber dem Vorjahr gemindert. Dieser Rückgang ist vor allem auf die stark reduzierten Emissionen aus der Stein- und Braunkohlenstromerzeugung im europäischen Emissionshandelssektor zurückzuführen, die einen Anstieg der Emissionen in anderen Bereichen mehr als ausgeglichen hatten [1]. Das hat eine aktuelle Schätzung des Umweltbundesamtes ergeben [2]. Die Wirksamkeit des EU-ETS wird damit erneut deutlich.

Vor diesem Hintergrund: Wie ist die Forderung zu beurteilen, durch ein Ende der Braunkohlenverstromung in Deutschland einen wirksamen Beitrag zur Rettung des Weltklimas zu leisten? Während die globalen Emissionen also in den letzten 25 Jahren um 55 % gestiegen sind, wurden die Emissionen der deutschen Braunkohle um 51 % gemindert (siehe Abb.). Der Anteil der CO2-Emissionen aus deutscher Braunkohle an den Weltemissionen ging entsprechend von 1,6 % auf 0,5 % zurück. Weitere Rückgänge sind durch die Sicherheitsbereitschaft vorgezeichnet. Die Hebelwirkung einer solch vermeintlichen Klimaschutzmaßnahme wird somit immer kleiner.

Einzelne Staaten oder gar regionale Staatenorganisationen wie die EU können den Klimawandel selbst mit massivem Aufwand nicht alleine aufhalten. Deutschland hat sich dennoch Ziele gesetzt, die über die EU-Ziele und andere internationale Vorgaben hinausgehen. Mit Blick auf die geringe Wirkungskraft sollte für die deutsche Klimapolitik zur obersten Priorität gehören, die internationalen Klimaschutzanstrengungen zu festigen und weltweit vergleichbare Rahmenbedingungen zum Klimaschutz zu schaffen. Die Verträge von Paris können die Grundlage dafür sein.

Anmerkung

[1] Während Energieanlagen ihre Emissionen um 5,4 % minderten, stiegen die Emissionen der Industrie um 2,1 %. Der Rückgang im ETS-Sektor fällt stärker aus als der Rückgang der gesamten deutschen THG-Emissionen (- 0,5 %), welche auch die Nicht-ETS-Sektoren umfassen, wie z.B. dem Verkehrssektor mit einem Emissionsanstieg um 2,3 % oder der Landwirtschaft mit stagnierenden Emissionen. Allerdings beträgt der Anteil des Emissionshandels an den deutschen THGEmissionen nur etwa 50 %, so dass die deutliche Minderung kompensiert wird.

[2] Vgl. Pressemitteilung Nr. 09/2018 des Umweltbundesamts vom 10.04.2018 - Emissionshandel: Deutsche Anlagen mindern 2017 um 3,4 %.

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„et“-Redaktion

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