Der zusätzliche Strombedarf für Elektromobilität ist der Analyse zufolge weniger groß, als erwartet, absolut aber – vor allem durch die Lastspitzen – dennoch eine Herausforderung

Der zusätzliche Strombedarf für Elektromobilität ist der Analyse zufolge weniger groß, als erwartet, absolut aber – vor allem durch die Lastspitzen – dennoch eine Herausforderung (Quelle: Adobe Stock)

Das konservative Basisszenario der Studie von 8 Mio. E-Fahrzeugen bis 2030 spiegelt das Ziel des aktuellen Climate Action Programme 2030 wider. Das aggressivste – mit Blick auf die voraussichtliche Empfehlung der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität mittlerweile nicht mehr unrealistische – Szenario mit beschleunigter Einführung von 16 Mio. E-Fahrzeugen bis 2030 spiegelt die von der EU in Auftrag gegebenen Studien und eine frühzeitige Umsetzung des vorgeschlagenen EU-Verbots für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren (ICE) wider, was den Umstieg auf Elektromotoren sowohl bei Verbrauchern als auch bei Herstellern vorwegnehmen würde.

Die Analyse zeigt:

  • Der zusätzliche Strombedarf ist weniger groß, als erwartet. In einem Base-Case-Szenario könnte der Bedarf für das Laden von E-Fahrzeugen in Deutschland bis 2030 rund 23 TWh pro Jahr erreichen oder bis zu 43 TWh in einem Szenario mit beschleunigter Einführung. Dies würde einem Anstieg von 4 bzw. 8 % gegenüber dem aktuellen Strombedarf entsprechen. Insgesamt betrug der Stromverbrauch in Deutschland in 2019 568 TWh, Tendenz leicht fallend.
  • Absolut ist der steigende Strombedarf – vor allem durch die Lastspitzen – aber dennoch eine Herausforderung. Deshalb werden Investitionen in Schnellladestationen und gesteuertes Laden der Schlüssel zum Ausbau der notwendigen Infrastruktur sein. Bis 2030 werden ca. 15 % der deutschen Parkplätze mit E-Fahrzeugen belegt sein, was zu einem Anstieg der Spitzenlast im Netz – in der Regel am frühen Abend – von 4 bis 6 % führt. Solch tiefgreifende Veränderungen im Stromverbrauch erfordern eine gezielte Aufrüstung des Netzes, um die Stabilität der Versorgung zu gewährleisten.

Die wichtigsten Infrastrukturkomponenten, in die investiert werden muss, sind Transformatoren für Haushalte in Gebieten mit einer hohen Durchdringung von E-Fahrzeugen und, in geringerem Maße, Stromkreise und Schaltanlagen. Mit der zunehmenden Verbreitung von E-Fahrzeugen und der Entwicklung der Ladetarife von den derzeitigen langsamen AC-Tarifen (weniger als 4 kW) zu verbesserten Tarifen (vier bis 15 kW) und schließlich zu schnellen AC-Tarifen (15 bis 22 kW) steigt die Anzahl der potenziell überlasteten Transformatoren in den Haushalten exponentiell an. Die Schätzungen zeigen, dass die Zahl der Transformatoren-Upgrades sprunghaft ansteigt, sobald etwa 3 Mio. E-Fahrzeuge in Betrieb sind, was bereits im Jahr 2025 der Fall sein könnte.

Eine erfolgreiche Netzintegration ist ein zentraler Baustein für den zukünftigen Hochlauf der Elektromobilität und die Sektorenkopplung, also die Integration von Energieversorgung und Endverbrauch. Allerdings müssen erhebliche Risiken, vor allem für das Netzgleichgewicht, entschärft werden. So wird die rasante Verbreitung von Schnellladestationen die Auswirkungen von neu auftretenden Lasten aus dem ungesteuerten Laden von Elektrofahrzeugen (EVs) voraussichtlich erhöhen.

Die Bereitstellung einer angemessenen Stromversorgung für die zukünftige Flotte von Elektrofahrzeugen wird von der Zusammenarbeit und Kooperation verschiedener Interessengruppen abhängen, darunter Energieversorger, politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden, Autohersteller und EV-Ladeunternehmen.

Weitere Informationen unter mckinsey.com

et-Redaktion

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