Abb. 1: Entwicklung der Strompreise mit Kohleausstieg [€/MWh]

Abb. 1: Entwicklung der Strompreise mit Kohleausstieg [€/MWh] (Bildquelle: Oliver Wyman)

Um dieser Frage nachzugehen, wurden die möglichen Entwicklungen auf dem Strommarkt mit Hilfe eines dynamischen Merit Order-Modells simuliert.

Dem genutzten Merit Order-Modell liegen neben Fundamentalparametern wie Nachfrage, Brennstoff und CO2-Preisen auch der Ausbaupfad der erneuerbaren Energien auf Basis des Netzentwicklungsplan Strom 2030 zugrunde. Zudem wurden die neuesten Erkenntnisse aus dem Ausstiegspfad auf Basis des „Kohlekompromisses“ aufgenommen und damit die Lage neu bewertet.

Der Kohleausstieg sorgt für hohe Volatilität

Preissprünge in den Ausstiegsjahren gefolgt von Preiskorrekturen in den Folgejahren zu erwarten

Das Szenario mit Kohleausstieg führt bei den Strompreisen zu einer höheren Volatilität als in Berechnungen ohne Kohleausstieg. Gleichzeitig werden sich die Strompreise jedoch langfristig in beiden Szenarien auf einem ähnlichen Preisniveau einschwingen. Signifikante Preissprünge sind in den Ausstiegsjahren – insbesondere in den Jahren 2022 und 2038 – zu beobachten (siehe Abb. 1). In 2021/22 ergibt sich zudem noch ein verstärkender Effekt durch den Kernkraftausstieg.

Damit sind Preisanstiege im Bereich über 50 € pro MWh möglich. Preiskorrekturen erklären sich durch den Neubau von Gaskraftwerken – bei Unterstellung des gegebenen Marktmodells und wirtschaftlichen bzw. technischen Entscheidungskriterien – zur Kompensation der verlorenen Erzeugungsleistung.

Renaissance der Gaskraftwerke aus einer wirtschaftlich-rationalen Perspektive

Gesellschaftliche Akzeptanz aber fraglich

Auf Grund des Kohleausstiegs werden Gaskraftwerke aus aktueller, wirtschaftlich und technisch-rationaler Perspektive zur wesentlichen Option für die Sicherstellung der notwendigen Stromerzeugung im aktuellen Marktsystem. Durch ihre niedrigen Investitionskosten rechnen sich diese Anlagen auch bereits bei einer geringeren Zahl an Einsatzstunden. Die Verbrennung von Biomasse in Steinkohlekraftwerken kann kurzfristig zudem etwas Entspannung schaffen – stellt aber keine langfristige Lösung dar. Insbesondere im städtischen Umfeld sind zudem Gas- und Dampfanlagen, Gasmotoren sowie Müllverbrennungsanlagen vor dem Hintergrund der Wärmeversorgung weiterhin bedeutsam.

1 / 2

Ähnliche Beiträge