Vergleich generativer Suchsysteme und klassischer SEO

Vergleich generativer Suchsysteme und klassischer SEO (Quelle: Evergreen Media AR)

Neue Suchrealität: ChatGPT, Perplexity & Google AI Overviews

Die Art und Weise, wie Menschen online nach Informationen suchen, verändert sich derzeit schneller als je zuvor. Mit dem Einzug von generativen KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity und Google AI Overviews entstehen neue Interfaces zwischen Mensch und Information. Die klassischen „10 blauen Links“ treten zunehmend in den Hintergrund – stattdessen aggregieren LLMs (Large Language Models) wie GPT-4 oder Gemini relevante Inhalte, komprimieren sie und geben direkt Antworten.

Für die Energiewirtschaft bedeutet das: Wer nicht mehr als Quelle in diesen neuen Systemen auftaucht, existiert für potenzielle Kunden schlicht nicht mehr.

Warum klassische SEO allein nicht mehr ausreicht

Während SEO (Search Engine Optimization) in der Vergangenheit darauf abzielte, Webseiten auf Seite 1 von Google zu platzieren, müssen Energieversorger, Netzbetreiber und Dienstleister heute weiter denken. LLMs funktionieren anders:

  • Retrieval-Augmented Generation (RAG)-Systeme wie Perplexity oder ChatGPT mit Browsing greifen auf aktuelle Inhalte zu – jedoch selektiv.
  • Suchindizes variieren: ChatGPT basiert auf Bing, Google AI Overviews auf Google, Perplexity hat seinen eigenen Suchindex.
  • Die Faktoren sind ähnlich, aber nicht gleich: Studien zeigen: Zitationshäufigkeit in KI-Antworten korreliert stärker mit Faktoren wie Inhaltstiefe, Lesbarkeit (Flesch Score) und Markenbekanntheit [1].

Drei Typen von KI-Suchsystemen – und was das für Energieunternehmen bedeutet

Nicht alle generativen Suchsysteme funktionieren gleich – und genau darin liegt die strategische Chance. Wer die Unterschiede versteht, kann gezielter Einfluss nehmen. Grundsätzlich lassen sich drei Typen unterscheiden:

Trainingsbasierte Systeme (z. B. Claude, Llama): Diese Systeme generieren Antworten ausschließlich auf Basis ihrer Trainingsdaten. Einflussnahme funktioniert hier nur indirekt – über langfristigen Markenaufbau, digitale PR und kontinuierlichen Content. Der Effekt zeigt sich meist erst mit dem nächsten Trainingszyklus. Für Energieunternehmen heißt das: Wer hier erwähnt werden will, muss an seinem digitalen Fußabdruck arbeiten – kontinuierlich, qualitativ und mit strategischem Weitblick.
Suchbasierte Systeme (z. B. Google AI Overviews, Perplexity): Diese Systeme greifen in Echtzeit auf aktuelle Inhalte im Web zu. Einflussnahme ist damit unmittelbar möglich. Es gelten hier neue SEO-Spielregeln: Nur wer indexiert ist, strukturierten Content bietet und klare Relevanz aufweist, taucht als Quelle auf. Besonders spannend für Versorger mit erklärungsbedürftigen Angeboten und starkem B2B-Fokus.
Hybride Systeme (z. B. Google Gemini, ChatGPT): Diese kombinieren beides – Trainingsdaten und aktuelle Webinhalte. Beispiel: Fragt ein Nutzer nach „den besten Anbietern für Smart Metering in Deutschland“, zieht ChatGPT tendenziell aktuelle Anbieterlisten oder Fachartikel heran. Bei Grundlagenfragen (z. B. „Was ist ein Smart Meter?“) greifen die Modelle eher auf ihre Trainingsdaten zurück. Für Energieunternehmen bedeutet das: Sichtbarkeit entsteht durch Relevanz und Aktualität.

Zusammengefasst: Unternehmen sollten sich nicht auf ein System verlassen. Nur wer systemübergreifend sichtbar ist – in Trainingsdaten, Suchindizes und durch digitale Autorität – wird in Zukunft in der Online-Sichtbarkeit gewinnen.

Sichtbarkeit ist kein Zufall: Was LLMs wirklich zitieren

Analysen und Erfahrungen verdeutlichen: Wer in den KI-Antworten auftaucht, erfüllt meist diese Kriterien:

  • Strukturierte, klare Inhalte – besonders mit kompakten Antworten [2].
  • Tiefschürfende Inhalte zu komplexen, informationsgetriebenen Fragen – besonders mit Daten aus Originalstudien und einzigartigen Fallbeispielen.
  • Sichtbarkeit in den Top-10 der Google-Rankings – ein Großteil der AI Overview-Zitationen stammen von dort.
  • Redaktionelle Inhalte auf Drittseiten – besonders in frühen Phasen der Kundenreise [3]. 

Für Stadtwerke, Netzbetreiber und Energiedienstleister heißt das: Der Aufbau digitaler Sichtbarkeit muss systematisch erfolgen – nicht nur auf Google, sondern plattformübergreifend.

Neue Chancen für die Energiewirtschaft

Die Energiewirtschaft kämpft traditionell mit komplexen Produkten und niedriger digitaler Differenzierung. Gerade hier können KI-gestützte Suchsysteme eine Brücke schlagen – vorausgesetzt, die Inhalte liefern echten Mehrwert. Beispiele relevanter Fragestellungen aus dem KI-Interface:

  • „Welche Stadtwerke bieten Ökostrom für Industriekunden mit dynamischer Preisgestaltung?“
  • „Welche Anbieter unterstützen bei der Umsetzung von §14a EnWG?“
  • „Wer bietet White-Label-Lösungen für Ladeinfrastruktur an?“

Solche komplexen Fragen lassen sich über klassische Suchergebnisse kaum beantworten – generative KI jedoch schon. Die Chance: Wer als erste Adresse in diesen Systemen auftaucht, gewinnt Vertrauen und Aufmerksamkeit.

Empfehlung: Strategisch handeln, nicht taktisch reagieren

Evergreen Media empfiehlt Unternehmen der Energiewirtschaft folgende Vorgehensweise:

  • Auditieren: Welche Fragen stellen Kunden in deiner Branche? Wer wird zitiert? Was können wir daraus für unsere Website lernen?
  • Optimieren: Inhalte strukturieren, mit hoher Informationsdichte aufbereiten, klare Quellenangaben einbauen.
  • Externe Signale stärken: Digitale PR, Fachbeiträge, hochwertige Erwähnungen in vertrauenswürdigen Medien.
  • Monitoring aufbauen: Sichtbarkeit in AI Overviews, ChatGPT & Co. beobachten – und datenbasiert handeln.

Wer bereits über eine ausgereifte SEO-Strategie verfügt, sollte 10-15 % seines Budgets für „Generative Engine Optimization“ (GEO) reservieren.

Fazit


KI-gestützte Suchsysteme verändern die Spielregeln digitaler Sichtbarkeit. Wer jetzt handelt, sichert sich Wettbewerbsvorteile – wer zögert, verliert Relevanz. Die Energiewirtschaft hat enormes Potenzial, in dieser neuen Realität nicht nur sichtbar, sondern auch wegweisend zu sein.

Quellen

[1] Indig, K.: What content works well in LLMs. [https://www.growth-memo.com/p/what-content-works-well-in-llms]
[2] Evergreen Media: Google KI-Übersichten – Wie du in Googles neuer Suche sichtbar wirst. [https://www.evergreen.media/ratgeber/google-ki-uebersichten]
[3] XFunnel: What sources do AI search engines choose – and why? [https://www.xfunnel.ai/blog/what-sources-do-ai-search-engines-choose

A. Rus, Geschäftsführer, Evergreen Media AR GmbH, Innsbruck
alexander.rus@evergreenmedia.at

 

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