Die intelligente Verknüpfung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit bietet die Chance, innovative Lösungen für die Energiewirtschaft zu erschließen.

Die intelligente Verknüpfung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit bietet die Chance, innovative Lösungen für die Energiewirtschaft zu erschließen (Quelle: Pixabay).

Die Umsetzung ist allerdings noch ausbaufähig: 80 % der EVU verfügen noch nicht über einen digitalen Nordstern entlang aller erfassten Stufen ihrer Wertschöpfungskette. Lediglich 26 % haben bereits eine Software in Planung oder implementiert, um den CO2-Fußabdruck ihres Unternehmens zu messen und zu analysieren.

Für die Energiewirtschaft ist dieser Mangel besonders gravierend, da im Zuge der Energiewende immer mehr dezentrale Erzeuger an das Stromnetz angeschlossen werden. Windparks, Photovoltaikanlagen und Smart Meter enthalten Informationen in Form von Daten und digitale Lösungen koppeln diese dezentralen Erzeugungsanlagen und Stromspeicher miteinander. Die Datenverarbeitung dieser wachsenden Zahl von Informationsquellen beeinflusst aber auch die Ökobilanz und muss in der Nachhaltigkeitsbewertung der Wertschöpfungskette einfließen – ohne digitale Tools ist das kaum möglich.

Wie können Unternehmen also diese datenzentrierte Transformation erfolgreich umsetzen und gleichzeitig nachhaltiger werden?

Digitainability sorgt für die erfolgreiche parallele Transformation

In Beratungsprojekten zeigt sich, dass viele EVU Nachhaltigkeit und Digitalisierung bisher isoliert voneinander umsetzen. Eine Verzahnung könnte jedoch weitaus größere Potenziale haben, als eine getrennte Betrachtung. Digitainability steht für die Zusammenführung und gegenseitige Verstärkung von Digitalisierung (Digitalization) und Nachhaltigkeit (Sustainability). Vielen Unternehmen fällt es bisher jedoch schwer, dieses Zielbild mithilfe digitaler Lösungen zu operationalisieren und daraus eine Systematik für das Datenmanagement und die -Analyse abzuleiten. Die Folge: Die erfolgreiche Umsetzung der zuvor definierten Nachhaltigkeitsstrategie und KPIs gelingt nicht, es kommt zu Start-Stopp-Projektinvestitionen.

Wege aus dem Dilemma

Um dieser Problematik entgegenzuwirken, können Unternehmen an verschiedenen Stellen ansetzen. Als Best Practices haben sich folgende Maßnahmen erwiesen:

  • Emissionen verstehen: Energieversorgungsunternehmen müssen verstehen, wie die Emissionen innerhalb ihrer Wertschöpfungskette zusammenhängen und wo wirtschaftliche und nachhaltige Ziele miteinander konkurrieren. Hierfür eignen sich Prozessmodelle und Frameworks. Sie berücksichtigen verschiedene Einflüsse und zeigen auf, wie digitale Infrastrukturen und Technologien sowohl den wirtschaften Erfolg als auch Nachhaltigkeitsgewinne beeinflussen können. 
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit pflegen: Häufig hapert es an der Datenkonsolidierung aus den verschiedenen Unternehmens-bereichen. Die Ursache ist nicht selten ein unzureichender Austausch zwischen Mitarbeitenden aus den Bereichen ESG, HR, IT, Compliance und Gebäude-/Infrastrukturmanagement statt. Es gilt frühzeitig zu klären, welche Daten benötigt werden, wer sie wo innerhalb des Unternehmens sammelt und wie die Daten datenschutzkonform ausgetauscht werden können. Besonders für EVU ist diese Zusammenarbeit notwendig, aber noch nicht weitgehend etabliert. Agile Organisationsstrukturen sind hier eine geeignete Gegenmaßnahme.
  • Digitalkompetenzen entwickeln: Die deutliche Mehrheit der im Rahmen der Digital@Utility-Studie befragten EVU gibt an, keine klare Personalstrategie für die Entwicklung der zukünftig benötigten digitalen Kompetenzen zu haben. Digitale Kompetenzen, etwa im Hinblick auf ein solides Datenmanagement, sind jedoch für eine erfolgreiche Umsetzung der Digitainability unabdingbar. Regelmäßige Aus- und Weiterbildung im Umgang mit Datenplattformen und Analysetools sind zwingend erforderlich. Zudem muss sich in EVU ein Mindset etablieren, das die Digitalisierung als Chance für eine erfolgreich mitgestaltete Energiewende versteht.

Unternehmerische Chancen nutzen

Die intelligente Verknüpfung beider Transformationsvorhaben bietet die Chance, innovative, digitale Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung der Energiewirtschaft zu erschließen. EVU, die den ökologischen und ökonomischen Mehrwert einer nachhaltigen Unternehmensführung erkennen, werden den Wettbewerb prägen und Kosten sparen. Das ist angesichts der aktuellen Krisensituation im Energiesektor von besonderer Bedeutung. Der Weg dorthin erfordert allerdings Pioniergeist und Mut, ständiges Ausprobieren und Umdenken.

S. Roos, Managing Partner und Head of Business Technology, L. Balabajew, Beraterin, Detecon International GmbH, Köln

detecon.com/de

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