Krisenbedingt fand das edna-Kamingespräch erneut online statt. Der Vorort-Termin war abgesagt worden, weil der Termindruck in der Versorgungswirtschaft derzeit zu groß ist

Krisenbedingt fand das edna-Kamingespräch erneut online statt. Der Vorort-Termin war abgesagt worden, weil der Termindruck in der Versorgungswirtschaft derzeit zu groß ist (Quelle: Press'n'Relations GmbH)

Zwei der Diskutanten, die das „Machen“ mithilfe von Energy Sharing vorantreiben wollen, waren Sven Neldner von der Alliander-Tochter Entrnce und Ralf Gruber von Pionierkraft. „Der Nutzer soll wissen, woher seine Energie kommt“, postulierte Sven Neldner seinen Anspruch. Geschehen könne dies beispielsweise über Beschaffungsportale für Regionalstrom, in denen alle regenerativen Erzeuger in einem Radius von 50 km vertreten sind. Der Kunde erhält die relevanten Informationen zu jeder Anlage und kann sich so sein Bezugsportfolio ganz nach seinen eigenen Vorstellungen zusammenstellen. Was in den Niederlanden schon längst Alltag ist, ließe sich auf diesem Wege auch im deutlich regulierteren deutschen Markt umsetzen.  

Wie die Regulierung ganz umgangen werden kann, machte dagegen Ralf Gruber deutlich: „Der Strom vom Dach wird direkt geteilt, ohne über das Netz zu gehen“, so der Ansatz von Pionierkraft. Auf diese Weise könnten vor allem die Dächer der kleineren Mehrfamilienhäuser einfach für die Photovoltaik erschlossen werden, für die die geltenden Mieterstrommodelle zu aufwändig sind. Für Vermieter wie für Mieter ein attraktives Modell, das zudem einfach und unbürokratisch umzusetzen ist und sich gerade vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Strompreise schnell rechnet. 

Eine ähnliche Einfachheit wünschte sich auch Sebastian Sladek, Vorstand der Elektrizitätswerke Schönau EWS für alle Prosumer-Modelle: „Man muss bei solchen Modellen nicht immer bis auf die letzte Kilowattstunde messen, wenn der Strom gemeinsam verbraucht wird“, so seine Meinung. Das brachte der Moderator des Kamingesprächs, Bernd Mildebrath, auf die Formel, einfach mal nur das ohmsche Gesetz statt immer nur das EEG anzuwenden. Und so forderte Sladek: „Wir brauchen jetzt Zubau, Zubau, Zubau, auch mal quick & dirty“. Ansonsten, so fürchtet er, wird die Energiewende immer mehr auch zu einer sozialen Herausforderung. 

Den Blick auf das Nachbarland Frankreich warf Hilke Maunder, Journalistin und Reisebloggerin. Sie zitierte die französische Position mit den Worten „Atomkraft, mais oui!“. Ihrer Ansicht aber liegt „die (energieerzeugende) Zukunft auf dem Meer“. Hier traut sie Frankreich, wo auch zahlreiche Pilotprojekte bei der Nutzung von Tiden und Wellen für die Energieerzeugung laufen, einiges zu, wie ein anders Beispiel deutlich macht. „Frankreich ist erst fünf Jahre nach Deutschland in das Thema Wertstoff-Recycling eingestiegen. Heute sind die Recyclingquoten dort aber schon weitaus höher“, berichtete sie.

Im zweiten Themenblock des Abends präsentierte dann Elmar Thyen von den WSW zusammen mit seinem Partner Volodymyr Bilynskyy von den Wasserwerken in Lwiw (Ukraine) das Projekt Water4Ukraine. Nur wenige Stunden nach erneuten massiven Raketenangriffen auf Menschen und Infrastruktur in der Ukraine konnten beide berichten und an konkreten Beispielen zeigen, wie die vom Civitas Connect e.V. gegründete Initiative dringend von den ukrainischen Wasserversorgern benötigtes technisches Material wie Fahrzeuge, Autobatterien, Notstromaggregate, Pumpen oder Wasserbehälter sammelt und deren Transport in die Ukraine koordiniert.

Der Videomitschnitt der Diskussion ist abrufbar unter https://edna-bundesverband.de/

Weitere Informationen unter http://edna-bundesverband.de

„et“-Redaktion

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