Energiewende-Index 2030: die Ergebnisse

Abbildung 2 zum Thema Energiewende 2030: Wirtschaftlichkeit, Wertung H1 2019 und H2 2019

Abb. 2: Wirtschaftlichkeit, Wertung H1 2019 und H2 2019

Auf den ersten Blick liefert der aktualisierte Energiewende-Index ein passables Ergebnis, was das Erreichen der energiepolitischen Ziele angeht: Von den 15 untersuchten Indikatoren sind fünf als unrealistisch in ihrer Zielerreichung einzustufen und neun als realistisch. Der Indikator CO2e-Ausstoß hat sich erstmals in die Kategorie „leichter Anpassungsbedarf“ verbessert. Grund zum Jubel besteht allerdings nicht. Denn die genaue Analyse zeigt: Vier der aktuell noch als realistisch eingestuften Indikatoren stehen auf der Kippe. Sie spiegeln zwar letzte aktuelle Fortschritte bei der Energiewende wider. Doch ist bereits jetzt absehbar, dass sich dieses Ergebnis kurzfristig wieder ändern könnte, wenn keine weiteren Anstrengungen unternommen werden.

Vier Indikatoren „auf der Kippe“

Die folgenden vier Indikatoren werden zwar aktuell als realistisch eingestuft, allerdings stehen diese „auf der Kippe“ zu einer Verschlechterung. Durch deutlich verschärfte Ziele sowie strukturelle Veränderungen im deutschen Strommarkt ist bereits heute absehbar, dass diese Indikatoren aller Voraussicht nach kurz- bis mittelfristig vom Zielpfad abkommen werden:

Der EE-Anteil am Bruttoendenergieverbrauch liegt bei 16,5 % und damit in greifbarer Nähe zum 2020-Ziel von 18 %. Damit ergibt sich ein Zielerreichungsgrad von 95 % (Abb. 1). Allerdings stammt der letzte verfügbare Datenstand aus dem Jahr 2018 – jüngere Entwicklungen bleiben noch abzuwarten. Bis 2030 allerdings müsste der EE-Anteil doppelt so schnell ansteigen, um auch das neu gesteckte Ziel von 30 % zu erreichen. Der Ausbau von Solar- und Windkraft allein wird dafür nicht mehr ausreichen – hierzu muss vor allem die Elektrifizierung im Transport- und Wärmesektor vorankommen. Doch genau dabei tut sich Deutschland bisher schwer.

Mit 14,4 % EE-Anteil am Wärmeverbrauch hat der Indikator Sektorkopplung: Wärme bereits 2018 das 2020-Ziel von 14 % überschritten; allerdings war für 2020 lediglich eine minimale Steigerung um 1,6 % gegenüber 2010 vorgegeben. Tatsächlich tritt Deutschland bei der Dekarbonisierung des Wärmesektors in den letzten zehn Jahren auf der Stelle. Um das neue 2030-Ziel von 27 % zu erreichen, müsste der EE-Anteil im Wärmesektor jetzt achtmal schneller ansteigen als im vergangenen Jahrzehnt. Ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um diese Beschleunigung zu erreichen, ist aus aktueller Sicht zweifelhaft.

2018 gab es 291.000 Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien in Deutschland – knapp 48.000 weniger gegenüber den zuletzt veröffentlichten Zahlen von 2016 (Abb. 2). Zwar bleibt der Indikator mit 90 % Zielerreichung noch immer in der Kategorie realistisch. Allerdings ist bereits absehbar, dass die Zahl der Arbeitsplätze in der Windindustrie für 2019 infolge des starken Rückgangs an Bauprojekten niedriger ausfallen wird.

Die Gesicherte Reservemarge verharrt bei 4,7 %, da die Übertragungsnetzbetreiber seit 2018 keine neuen Zahlen veröffentlicht haben. Damit beträgt die Zielerfüllung des Indikators 119 % und wird als realistisch eingestuft (Abb. 3). Allerdings ist davon auszugehen, dass durch den Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022 sowie den geplanten Kohleausstieg weitere gesicherte Kapazität sukzessive wegfällt. Dies wird die Reservemarge ohne weitere Zubauten deutlich verschlechtern, wie im zuletzt veröffentlichten Energiewende-Index vom Herbst 2019 bereits beschrieben.

3 / 5

Ähnliche Beiträge