Fünf Indikatoren mit stabil realistischer Zielerreichung

Abbildung 3 zum Thema Energiewende 2030: Versorgungssicherheit, Wertung H1 2019 und H2 2019

Abb. 3: Versorgungssicherheit, Wertung H1 2019 und H2 2019

Dank eines wind- und sonnenreichen Jahres stieg der EE-Anteil am Bruttostromverbrauch von 38 % in 2018 auf 43 % in 2019. Der Indikator wird mit einer Zielerreichung von 158 % weiterhin deutlich übererfüllt. Allerdings lässt der Rückgang beim Zubau von Erneuerbaren, insbesondere Windenergie an Land, hier eine Verschlechterung in den kommenden Jahren erwarten – jedoch nach aktueller Einschätzung nicht so massiv, dass der Indikator in seiner Zielerreichung in absehbarer Zeit unrealistisch wird.

Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur sank der Ausfall in der Stromversorgung in Deutschland leicht von 15,1 Minuten im Jahr 2017 auf 13,9 Minuten in 2018 und belegt damit einmal mehr die bisherige außerordentliche Verlässlichkeit der deutschen Stromversorgung. Die Zielerreichung des Indikators liegt bei 108 %.

Der neue Indikator Verfügbare Kapazität für Import aus Nachbarländern wird als realistisch eingestuft, da in Deutschlands Nachbarländern aktuell Überkapazitäten zur Verfügung stehen: Die dort verfügbare gesicherte Kraftwerkskapazität übersteigt die kumulierte Spitzenlast deutlich um 19,2 GW, und die Interkonnektorleistung nach Deutschland beträgt rund 20,8 GW. Dies führt zu einer Zielerreichung von 194 %. Langfristig aber könnten sich auch bei diesem Indikator Verschiebungen ergeben angesichts der geplanten Stilllegung von Kohlekraftwerken beispielsweise in den Niederlanden.

Der Indikator Industriestrompreis verbessert seine Zielerreichung auf 186 %. Grund ist eine Verringerung der Strompreis-Abweichung vom europäischen Durchschnitt auf nur noch 1 % im ersten Halbjahr 2019.

Der neu eingeführte Indikator Gesamtenergiekosten Haushalte zeigt für 2018 einen Energiekostenanteil von 10,2 % am Gesamtwarenkorb der Verbraucher. Damit liegt er nur um 0,1 % höher als im Jahr 2009. Deshalb wird der Indikator in seiner Zielerreichung mit 99 % als realistisch eingestuft. Grund für das gute Abschneiden ist allerdings, dass die starken Strompreisanstiege in Deutschland durch rückläufige Preisentwicklungen auf den internationalen Öl- und Gasmärkten bislang fast vollständig ausgeglichen wurden. Lag der Ölpreis noch 2012 zwischenzeitlich bei 128 US$/Barrel, notiert er aktuell bei lediglich rund 60 US$/Barrel. Politische oder ökonomische Krisen könnten dies indessen rasch ändern und den Indikator deutlich verschlechtern.

Ein Indikator mit leichtem Anpassungsbedarf

Der CO2e-Ausstoß verbessert sich durch die Reduktionserfolge im vergangenen Jahr von „unrealistisch“ auf „leichter Anpassungsbedarf“ mit einem Zielerreichungsgrad von 81 %. Laut ersten Schätzungen von Agora Energiewende betrugen die CO2e-Emissionen in Deutschland 2019 rund 811 Mt, was eine spürbare Verringerung um 55 Mt innerhalb von nur einem Jahr bedeutet. Dazu beigetragen hat vor allem die erneuerbare Erzeugung bei gleichzeitiger Reduktion der Kohleverstromung. Ob die Emissionen weiter zurückgehen, hängt neben der Entwicklung der Erneuerbaren und der Energienachfrage vor allem vom Preis für CO2 ab. Und ob der künftige Rückgang stark genug ausfällt, um die verbliebene Einsparungslücke von 61 Mt CO2e in 2020 zu schließen, erscheint fraglich.

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