Energiewende: Solarfeld Oberndorf, ein Biotop mit über 500 dokumentierten Tier- und Pflanzenarten – Ausgangspunkt für das Projekt EULE

Solarfeld Oberndorf, ein Biotop mit über 500 dokumentierten Tier- und Pflanzenarten – Ausgangspunkt für das Projekt EULE (Bildquelle: regionalwerke)

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) beauftragte die regionalwerke GmbH & Co. KG mit dem Projekt EULE – Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende. Weitere Projektpartner waren die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Prof. Schaller UmweltConsult GmbH sowie die Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG.

Abschluss der Projektphase 1

Nach neun Monaten Laufzeit konnte im Oktober 2020 die erste Projektphase erfolgreich abgeschlossen werden, in der ein Auditsystem zur Ermittlung eines ökologischen Mehrwerts für Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) entwickelt wurde. Als 10.000. Projekt der DBU lobte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde das Projekt EULE als „einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der DBU. Es handle sich um ein klassisches Beispiel für die Vielfalt der Förderthemen, denn es vereine so unterschiedliche Aspekte wie erneuerbare Energien, Digitalisierung und Natur- und Artenschutz. Außerdem könne es zu mehr Akzeptanz für die Energiewende führen, weil Bürger direkt beteiligt würden und deutlich werde, dass Naturschutz und das Erzeugen von Strom zugleich möglich seien.“

Als Projektleiter und Geschäftsführer der regionalwerke betont Andreas Engl, dass mit Hilfe von EULE die Auswirkungen Erneuerbarer-Energien-Anlagen auf Landschaft und Natur konkret bewertet werden können. Im Kontext des Landschaftsraums sowie nach standortspezifischen Vorgaben ermittelt EULE ein optimales Entwicklungskonzept für PV-FFA-Standorte und ermöglicht somit eine sinnvolle doppelte Flächennutzung. Die Anlagenbetreiber erhalten hierfür einen Katalog an ökologischen Aufwertungsmaßnahmen, die ausgewählt und umgesetzt werden können. In regelmäßigen Abständen erfolgen anschließend Auditierungen, wie die vorgesehenen EULE-Maßnahmen realisiert wurden und wie sich die Artenvielfalt auf dem entstehenden Solarfeld-Biotop entwickelt.

„Wir konnten bereits während der Projektlaufzeit feststellen, dass mit Hilfe von EULE die notwendige Akzeptanz für den weiteren Ausbau der dezentralen Energiewende in der Bevölkerung erreicht wird“, erläutert Engl. Stromkunden erhalten mithilfe von EULE erstmals einen Einblick in die Betriebsführung erneuerbarer Energieanlagen und die Gewissheit, dass Natur und Landschaft trotz der Energieproduktion geschützt werden. Gleichzeitig können die Energieproduzenten eine höhere Produktqualität – ein umfassend ökologisches und regionales Qualitätsprodukt - vermarkten und Mehreinnahmen generieren, was insbesondere bei den aktuell geringen Strommarkterlösen und für Ü20-Anlagen wichtig ist. „Wenn sich beide Seiten freuen und auch die stark bedrohte Artenvielfalt profitiert, dann kann das EULE-Konzept nur sinnvoll sein“, fasst Engl zusammen.

Energiewende im Einklang mit der Natur

Mit EULE wurde ein Auditsystem für PV-FFA erarbeitet, um den jeweiligen ökologischen Ist-Zustand zu bewerten und diesen anhand eines standortspezifischen Maßnahmenkatalogs gezielt zu verbessern. Jeder Maßnahme ist eine Punktebewertung zugeordnet, die dem Anlagenbetreiber gutgeschrieben wird. Entsprechend der erreichten Gesamtpunkteanzahl nach EULE wird der ökologische Mehrwert ersichtlich, der dem Anlagenbetreiber finanziell honoriert wird. Neben ökologischen Aspekten werden zudem soziale Maßnahmen bewertet, beispielsweise öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, wie Führungen und Informationsangebote für die Bevölkerung. Die Vernetzung der Energieerzeuger und -verbraucher soll dabei digital erfolgen. Eine eigene EULE-Plattform ermöglicht die Ablage und Analyse vorhandener räumlicher und technischer Daten, um sie für Auditoren, Anlagenbetreiber und Energieversorger mit individuellen Zugriffsrechten zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen der EULE-Projektphase 1 wurden neben dem Auditsystem zudem eine Software-Architektur sowie eine erste Version der benötigten Plattform, mit einem CRM-System und unterschiedlichen Services (Applikationen) entwickelt. Auch das notwendige Geoinformationssystem ist bereits Bestandteil des Prototyps. „Damit können raumbezogene Daten effizient verwaltet und für die verschiedenen Nutzer wie Betreiber, Gutachter, Energieversorger, Verbraucher oder auch interessierte Bürger veranschaulicht werden, erläutert Dr. Johannes Gnädinger, vom Landschaftsplanungsbüro Prof. Schaller UmweltConsult GmbH.

EULE wird fortgesetzt

EULE soll als Zertifizierungsstandard etabliert werden, mit dem die Produktqualität erneuerbar produzierter Strommengen hinsichtlich ökologischer und sozialer Kriterien bewertet und bepreist werden kann. Damit dies deutschlandweit gelingt, erfolgt in Projektphase 2 eine Evaluation der bisherigen Ergebnisse für eine bundesweite Übertragbarkeit. Zudem wird eine Umsetzungsstrategie erarbeitet, die mögliche Organisationsstrukturen sowie Vermarktungsmöglichkeiten aufzeigen und die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells überprüfen soll.

et-Redaktion

Ähnliche Beiträge