Die Elektrifizierungsrate in der EU liegt aktuell bei 23 %. Der Clean Industrial Deal hat für 2030 ein Ziel von 32 % gesetzt. Die Vorschläge der Eurelectric sollen für mehr Tempo sorgen. (Bild: Adobe Stock)
Für Anfang 2026 hat die EU einen Aktionsplan zur Elektrifizierung angekündigt. Ziel der EU ist es, mit dem Aktionsplan die kosteneffiziente Elektrifizierung des Energieverbrauchs der EU zu beschleunigen und potenzielle Hindernisse zu beseitigen. Mit ihrem Positionspapier gibt die Eurelectric – der Branchenverband der europäischen Elektrizitätswirtschaft – fünf Empfehlungen, wie Europa durch Elektrifizierung wettbewerbsfähiger werden kann.
Industrial Decarbonisation Bank und Dreiparteienverträge
Als Kernmaßnahme empfiehlt Eurelectric, das Instrument der Industrial Decarbonisation Bank zu stärken. Die erste Pilotauktion, die mit 1 Mrd. € aus dem Innovationsfonds als Teil des Clean Industrial Deals ausgestattet war, habe u. a. wichtige Signale an die Industrie gesendet, industrielle Wärmeprozesse ober- aber auch unterhalb von 400 °C zu elektrifizieren. Das Programm subventioniert in seiner aktuellen Ausgestaltung CO₂-Einsparungen mit der Inbetriebnahme von Neuanlagen. Damit schließt es die Finanzierungslücke der Unternehmen zwischen elektrifizierten und fossilen Technologien.
Außerdem schlägt Eurelectric dreiseitige Vereinbarungen unter Einbeziehung von Einrichtungen vor, die sich auf Elektrifizierungslösungen konzentrieren. Ziel wäre, relevanten Stakeholdern Anreize zu geben, praktische Lösungen anzunehmen. Dabei könnten staatlich garantierte Sicherheiten niedrigere Zinssätze ermöglichen und die Verhandlungsposition gegenüber Herstellern von Elektrifizierungstechnologien stärken.
Eurelectric empfiehlt, die Industrial Decarbonisation Bank zu institutionalisieren und sie mit einem höheren Budget auszustatten. Der derzeitige Rahmen zeichnet sich durch Pragmatismus aus, und dieser sollte beibehalten werden. Eine komplexe CO₂-Bilanzierung solle vermieden werden.
Planungssicherheit bei Netzanschlüssen
Die zweite Maßnahme richtet sich gegen die langen Warte- und Genehmigungszeiten für Netzanschlüsse. Industrielle Verbraucher sollten bei der Umstellung auf Elektrizität mehr Planungssicherheit gewinnen. Auch die Netzzugangskosten sind für die Industrie ein Hemmnis. Andererseits ist auch für die Netzbetreiber der aktuelle Rechtsrahmen herausfordernd. Insbesondere die aufwändigen Evaluationsprozesse für einen Netzanschluss seien nicht hilfreich, so Eurelectric.
Auf Basis der positiven Erfahrung mit den Erneuerbaren-Beschleunigungsgebieten und dem angekündigten EU-Netzpaket (EU grids package) empfiehlt Eurelectric eine Vereinfachung des rechtlichen Rahmens. Vorgeschlagen wird, Bereiche mit elektrifizierten Industrieclustern nach dem Prinzip des überragenden öffentlichen Interesses bei Netzanschlussgenehmigungen zu behandeln. Solche „Elektrifizierungs-Beschleunigungsgebiete“ würden beiden Seiten Planungssicherheit bringen.
Ausweitung von Social-Leasing-Angeboten
Um die Elektrifizierung für Menschen und Unternehmen mit mittleren bis niedrigem Einkommen/Umsätzen anzureizen, empfiehlt Eurelectric als dritte Maßnahme eine Ausweitung von Social-Leasing-Konzepten. Dazu sollten EU-weit attraktive finanzielle Angebote zum Wechsel auf E-Fahrzeuge und Wärmepumpen gemacht werden.
Auch sollte dabei die Kombination von Förderungen oder Subventionen kommuniziert und über die Informationskonsolidierung die Beantragung von Förderungen vereinfacht werden. Die EU könnte dabei mit finanziellen Garantien, Richtlinien und Fördertöpfen (bspw. über den Regionalentwicklungsfonds oder den ETS-2-Sozialfonds) unterstützen.
Verstärktes Monitoring
Als vierte Maßnahme schlägt Eurelectric vor, das Monitoring der Elektrifizierungsrate voranzutreiben. Dazu sollen die Mitgliedsstaaten verpflichtet werden, ein Elektrifizierungskapitel in ihre Nationalen Energie- und Klimapläne (NECP) aufzunehmen, die einen auf nationaler Ebene nachvollziehbaren Pfad aufzeigen, auf dem Elektrifizierungsziele deutlich werden. Diese könnten nach KPIs aufgeschlüsselt werden. Auf der Basis könnte die EU-Kommission die Fortschritte klarer bewerten und gezielter nachsteuern.
Bessere Information für Endkunden
Als abschließende Maßnahme schlägt Eurelectric vor, die Informationsqualität zu Elektrifizierungslösungen, die Vergleichbarkeit von Angeboten sowie die Kenntnis zu existierenden Fördermöglichkeiten zu stärken. Ziel soll es u.a. sein, Verbraucher nicht mit überkomplexen Informationen und Entscheidungsprozessen zu konfrontieren. Hier verweist Eurelectric auf bewährte Praktiken wie vertrauenswürdige Anlaufstellen (bspw. in Form der Verbraucherzentralen), die in der gesamten EU etabliert werden könnten.
Das Positionspapier ist hier abrufbar: eurelectric.org