Die Energiewende stellt Netzbetreiber vor die herausfordernde Aufgabe, bei einer Vielzahl von dezentralen und fluktuierend einspeisenden Erzeugungsanlagen einen sichereren Netzbetrieb zu gewährleisten.

Die Energiewende stellt Netzbetreiber vor die herausfordernde Aufgabe, bei einer Vielzahl von dezentralen und fluktuierend einspeisenden Erzeugungsanlagen einen sichereren Netzbetrieb zu gewährleisten. (Quelle: Kiwigrid – Markus Braun)

In der dezentralen Energiewelt müssen Erzeugung und Nachfrage anders koordiniert werden, als dies bisher der Fall war. Wenn die Stromnachfrage geringer ist als die Grünstrom-Produktion und somit eine Netzüberlastung droht, sollte der Verbrauch durch dezentral verteilte Lasten intelligent koordiniert werden, anstatt erneuerbare Anlagen abschalten zu müssen.

Laut Bundesnetzagentur gingen 6.482 GWh an erneuerbarer Erzeugung gingen 2019 deutschlandweit im Rahmen von Einspeisemanagement-Maßnahmen verloren. Die einhergehenden Kosten von knapp 710 Mio. € wurden über Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt. Im Jahr 2020 gab es gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Anstieg von Abregelungen erneuerbarer Anlagen.

Um die Einspeisung zu maximieren und die resultierenden Entschädigungen gegenüber Anlagenbetreibern zu vermeiden, erforscht das Projekt FlexHub, wie sich vorhandene Netzstrukturen durch die Steuerung von Stromverbrauchern effizienter nutzen lassen und sich unnötiger, teurer Netzausbau vermeiden lässt.

In einer Live-Demonstration wurde nun gezeigt, wie Nutzer eines Heim-Energiemanagement-Systems ihr Elektroauto zur netzdienlichen Nutzung auf einem Flexibilitätsmarkt bereitstellen können. Eine zeitlich koordinierte, netzdienliche Nutzung steuerbarer Verbrauchseinrichtungen eröffnet Verteilnetzbetreibern, Aggregatoren und Bilanzkreisverantwortlichen verschiedene neue Geschäftsszenarien. In Folge ließen sich die Stromkosten für Endkunden senken und kundenorientierte, bequeme neue Energieangebote machen.

In der Demonstration kamen die Energy-Service-Plattform KiwiOS und das Heim-Energiemanagement-System des Software- und IoT-Unternehmens Kiwigrid zum Einsatz. Dieses steuert intelligente Geräte wie Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher und Elektroladesäulen. Die KiwiOS-Plattform verarbeitet dabei die immensen Datenmengen solcher dezentralen Energieressourcen in Echtzeit, sicher und skalierbar. EnergieDock, eine Ausgründung der HAW Hamburg, steuert mit seiner Softwareplattform für die marktgestützte Beschaffung von Flexibilitäten – NEMO.spot – die Kiwigrid Heim-Energiemanagement-Systeme. Der Verteilnetzbetreiber Mitnetz Strom meldet über das User-Interface des NEMO.spot die Notwendigkeit einer erhöhten Stromnachfrage an, z. B. weil für den Folgetag ein Überschuss an Erzeugung prognostiziert wird.

Über FlexHub

Das Projekt „FlexHub – Verteiltes Flexibilitätsdatenregister für Strommärkte der Energiewende“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Das Vorhaben läuft seit 2019 und wird voraussichtlich im Jahr 2022 enden. Innerhalb des Projekts wird ein Flexibilitätsdatenregister mit einem Energiemarkt für flexible Verbraucher und Erzeuger entwickelt. Die Partner des Forschungsvorhabens sind FGH e.V. (Konsortialführer), Fraunhofer FIT, Fraunhofer FKIE, EnergieDock UG im Unterauftrag der HAW Hamburg, Kiwigrid GmbH, RWTH Aachen und MITNETZ STROM.

Weitere Informationen unter mitnetz-strom.de

„et“-Redaktion

Ähnliche Beiträge