
Berlin bei Nacht. Deutschland muss mehr tun, um private Investitionen in nachfrageseitige Flexibilität zu fördern (Quelle: Pixabay).
Bedingt durch den schrittweisen Ausstieg aus der Kohle- und Gaserzeugung müssen Netzbetreiber die volatile erneuerbare Erzeugung aus Windkraft- und Solaranlagen stets mit dem aktuellen Bedarf eines Landes in Einklang bringen. Flexibilität ist daher für die Stabilität von Netzen mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien unerlässlich. Der einzige Weg, um ein ausreichend hohes Maß an Flexibilität zu erreichen, ist die gezielte Förderung von Flexibilitätsressourcen, wie Stromspeichern auf der Nachfrageseite. Frei zugängliche Märkte für Flexibilität sind eine entscheidende Voraussetzung für die Förderung solcher Investitionen.
Die Flexibilitätslücke wird im Energy Transition Readiness Index 2023 (ETRI) untersucht, der von der Association for Renewable Energy and Clean Technology (REA) herausgegeben wird. Co-Sponsoren sind in diesem Jahr das Energiemanagementunternehmen Eaton und die Foresight Group, ein auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Infrastruktur- und Private-Equity-Investmentmanager.
Die Studie, auf der der Index basiert, vergleicht die Bereitschaft von 14 europäischen Elektrizitätsmärkten, die Wende weg von fossilen Brennstoffen zu vollziehen. Unter anderem wird die Lücke zwischen der für 2030 angepeilten erneuerbaren Erzeugung und den entsprechenden Flexibilitätsressourcen, die dann nötig wären, untersucht.
Demnach stehen Deutschland und das Vereinigte Königreich bis 2030 vor der größten Flexibilitätslücke, aber auch Dänemark, Griechenland, Irland, die Niederlande und Spanien sind betroffen. Nur Norwegen, Finnland und Schweden dürften die Lücke problemlos schließen können. In diesen Ländern ist die Flexibilitätslücke kleiner, da sie über Zugang zu großen Wasserkraftressourcen und bereits etablierten Flexibilitätsmärkten verfügen.
Frankreich und Italien weisen zwar eine geringere Lücke auf, als einige Nachbarländer, müssen aber dennoch mehr tun, um die bis 2030 erforderlichen Investitionen in Flexibilität anzuziehen. In der Schweiz ist die Lücke dank des hohen Anteils an flexibler Wasserkraft relativ gering, aber die regionale Governance-Struktur führt zu einer schlechten Koordination der politischen Maßnahmen, um die gesamte benötigte Flexibilität zu erreichen. Polen befindet sich erst in der Anfangsphase der Energiewende und hat ehrgeizige Ziele, steht aber vor der Herausforderung, die notwendigen Investitionen zu finanzieren, um den Netzzugang für Flexibilitätsanbieter zu verbessern.
Die detaillierte Studie enthält auch gute Nachrichten für Europa: Der Index umfasst Teilrankings für die sozioökonomischen und technologischen Faktoren, die Investitionen in die Energiewende fördern oder behindern. Eine stärkere Förderung von Grundlagentechnologien, wie der Ladeinfrastruktur für Elektroautos und der Einführung intelligenter Stromzähler sind Möglichkeiten, wie Länder die Flexibilität steigern und damit zur Schließung der Flexibilitätslücke beitragen können. Es gibt Anzeichen dafür, dass einige Länder diese Chancen ergreifen.
Deutschland und das Vereinigte Königreich haben, seitdem die Studie zum ETRI 2019 erstmalig durchgeführt wurde, die größten Fortschritte im Bereich „Investorenattraktivität“ erzielt. Dies zeigt, dass beide Länder das Potenzial haben, um Investitionen in die Energiewende anzuziehen, die Flexibilitätslücke zu schließen und grüne Stromnetze zu realisieren.
Weitere Informationen unter eaton.com.