Visualisierung einer aFuel-Gigaplant zur Erzeugung von CO2-negativem Methanol (Quelle: Obrist Group).
Bei der Produktion wird der Atmosphäre mehr klima-schädliches Kohlendioxid (CO2) entzogen als bei der späteren Nutzung abgegeben wird, behauptet Firmenchef Frank Obrist. Dadurch sollen die Gigaplants CO2-negativ und somit klima-positiv arbeiten. „Netto-Null ist nicht genug, wir setzen auf netto-negativ“, sagt der Erfinder, Unternehmer und Visionär: „Um künftigen Generationen ein intaktes Klima zu hinterlassen, müssen wir das durch die extensive Nutzung fossiler Brennstoffe ausgestoßene Kohlendioxid wieder einfangen, also aus der Atmosphäre entfernen.“ Obrist hält 190 Patente, die genau dies ermöglichen sollen. Die Vereinten Nationen unterstützen das Konzept. So hat die United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) das Obrist-Konzept kürzlich als „The Most Promising Solution Award Winner in Energy Efficiency Category“ ausgezeichnet.
4 Mio. t Methanol pro Gigaplant im Jahr herstellen
Die Spezifikationen der geplanten Gigaplants lesen sich gewaltig. Auf rund 280 km2 Grundfläche sollen knapp 4 Mio. t Methanol im Jahr hergestellt werden. Dies entspricht bei heutigen Energiepreisen einem Umsatzvolumen von etwa 4,3 Mrd. US-% pro Jahr. Die jährlichen Betriebskosten werden auf rund 340 Mio. US-$ beziffert, so dass ein Bruttogewinn von beinahe 4 Mrd. US-$ im Jahr verbleibt. Die Baukosten für eine Gigaplant in Höhe von kalkulierten 18,6 Mrd. US-$ wären demnach in weniger als fünf Jahren eingespielt, was einer jährlichen Rendite auf die Kapitalkosten von über 21 % entspricht. Die hohe Wirtschaftlichkeit ergibt sich allerdings nur, wenn die Anlage im Sonnengürtel der Erde betrieben wird, wo Solarstrom aufgrund der Sonnenintensität zu Kosten von nur 0,88 Cent/kWh verfügbar ist.
Niedrige Kosten dank Produktion in der Wüste
Da Elektrizität jedoch schwer im großen Stil zu speichern und noch schwerer zu transportieren ist, wird diese in der Gigaplant „nur“ zur Elektrolyse genutzt, um aus Wasser im ersten Schritt Wasserstoff und aus diesem im zweiten Schritt Methanol zu erzeugen. Methanol ist bei Normaltemperatur flüssig und lässt sich über alle Transportwege, die heute bereits für fossile Brennstoffe vorhanden sind, transportieren (Pipelines, Tankschiffe, Tanklaster usw.).
Der Clou: Das für die Methanolproduktion notwendige Wasser muss der Anlage nicht zugeführt werden, weil es aus der Luft entnommen wird. Dabei genügt schon eine Luftfeuchtigkeit von 10 %, wie sie selbst in der Wüste vorhanden ist, um das begehrte Methanol herzustellen. Die Gigaplants lassen sich also in Wüsten oder auf sonstigem Ödland errichten, das ohnehin nicht anderweitig genutzt werden könnte. Dadurch bleiben die Kosten niedrig und es gibt keine Konflikte mit Besiedlungsprojekten oder der Landwirtschaft. Die Kosten für das durch Solarenergie und „Wüstenwasser“ hergestellte flüssige Methanol beziffert die Obrist Group auf unter 6 Cent/kWh, also weit weniger als jeder andere bekannte Energieträger. Hinzu kommt: Methanol ist im Unterschied zu anderen nachhaltigen Verfahren zur Energiegewinnung ,wie Photovoltaik oder Windkraft, grundlastfähig, steht also unabhängig von Wetterbedingungen zur Verfügung.
Über 6 Mrd. t CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre entfernen
Für das Klima wichtiger als die Rendite: Die Gigaplant soll jedes Jahr netto mehr als 6,2 Mrd. t CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Damit arbeitet die gigantische Energiefabrik im großen Stil CO2-negativ – es wird mehr CO2 aus der Atmosphäre geholt als später bei der Nutzung des synthetischen Kraftstoffs Methanol zurückgegeben wird. Experten sprechen von Direct Air Capture (DAC).
Als Nebeneffekt entstehen dabei rund 228.000 t Kohlenstoff im Jahr, aus dem sich Kohlenstofffasern oder Kunststoffe herstellen lassen, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage steigert. Dem Klima kommen die über 6,5 Mio. t Sauerstoff zugute, die bei der Methanolproduktion in jedem Jahr in die Atmosphäre abgegeben werden.
Projekte in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA
Die Obrist Group hatte erst kürzlich eine globale Allianz gemeinsam mit EWU Tech, DSE Green Technology Holdings mit über 25 europäischen Technologiepartnern sowie Global Enterprises zur Errichtung von Gigaplants nach dem patentierten Obrist-Verfahren geschlossen. Milliardenschwere Projekte sind in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA geplant. Zur Finanzierung sind derzeit laut Angaben sogenannte „Sub Zero Funds“ im Entstehen, die rege Nachfrage sowohl von Seiten der Industrie als auch institutioneller Investoren erfahren.
Auf den ersten Blick erstaunlich, auf den zweiten verständlich: In den Ölfördergebieten im Nahen Osten ist die Investitionsbereitschaft besonders groß – die gesamte Region liegt im Sonnengürtel der Erde und könnte daher an der neu entstehenden Methanolwirtschaft ebenso stark partizipieren wie bislang am Erdölgeschäft, das allein aufgrund der Endlichkeit fossiler Brennstoffe ohnehin nicht „ewig“ weiterlaufen kann.
Für Frank Obrist noch wichtiger: „Insbesondere der wirtschaftlich schwächere globale Süden profitiert aufgrund seiner geografischen Lage von der Umstellung auf eine Methanolwirtschaft, weil dort die Sonnenintensität besonders hoch ist. Wir haben im Nahen Osten erlebt, wie die fossile Erdölwirtschaft einer ansonsten kargen Wüstenregion einen enormen Aufschwung beschert hat. Eine ähnlich positive Entwicklung vor Ort werden Gigaplants in Afrika und anderen Regionen des globalen Südens mit sich bringen.“ Diese Aussicht erwies sich auch als ein Hauptargument bei der Vorstellung des Konzepts auf der Jahrestagung der UN Commission on Science and Technology for Development im Frühjahr 2024 in Genf.
Weitere Informationen unter obrist.at.