Gegenläufige Entwicklungen im Stromsektor

Grafik zur Stromerzeugung und Last während Dunkelflaute und erhöhter Einspeisung regenerativen Stroms

Stromerzeugung und Last während einer Dunkelflaute und bei erhöhter Einspeisung von regenerativ erzeugtem Strom
(Quelle: Institut für Massivbau, Technische Universität Darmstadt)

In keinen anderen Energiesektor lassen sich die regenerativen Energiequellen Wind und Sonne besser einbinden als in die Elektrizitätswirtschaft: Mit einem Anteil an der Bruttostromerzeugung von 33 % steht der EE-Ausbau im Soll [3]. Die finanziellen Folgen dieser rasanten Entwicklung offenbart ein Blick auf die Stromrechnung, denn diese besteht inzwischen zur Hälfte aus Umlagen, Abgaben und Steuern. Allein die Förderung regenerativer Stromerzeugung in Form der EEG-Umlage entspricht einem Viertel des Haushaltsstrompreises und generierte 2016 Zahlungen von 24 Mrd. € zuzüglich eines Umsatzsteuerplus von 4,6 Mrd. €, welches – wohl gemerkt – nicht der Energiewende zur Verfügung steht [4]. Trotz des vermeintlichen finanziellen Spielraums gehen die Investitionen in erneuerbare Energien zurück und die CO2-Emissionen der Stromerzeugung sind seit 2008 nahezu konstant [5, 6]. Es bleibt daher zu prüfen, ob das derzeitige Umlagesystem ein nachhaltiges Steuerungsinstrument darstellt.

Die Stagnation der CO2-Emissionen ergibt sich in erster Linie aus zwei Einflüssen. Zum einen ging die Verdopplung des Anteils erneuerbarer Energien seit 2008 mit einer Halbierung der emissionsfreien Stromerzeugung aus Kernenergie einher, während der klimaschädliche Einsatz von Braunkohle nur minimal zurückging [3]. Zum anderen wird auch zukünftig ein wesentlicher Anteil des Strombedarfs konventionell gedeckt werden, denn die Einspeisung aus Wind- und Solarkraft verläuft in der Regel fluktuierend und nicht synchron zur Stromnachfrage. 

Dies wird insbesondere während einer typischen Dunkelflaute ersichtlich: Abb. 1 zeigt am Beispiel des 24.1.2017, wie an diesem Tag nur 2 % des deutschen Stroms durch Wind- und Solarenergie bereitgestellt wurde. Über zwei Wochen bewirkte dieser Zustand eine Residuallast, die neben Kernenergie hauptsächlich durch Kohlestrom gedeckt wurde, da dieser am deutschen Strommarkt ungeachtet seiner Umweltwirkungen konkurrenzlos günstig ist. Abweichungen zwischen Erzeugungsleistung und Nachfragelast sind vor allem das Ergebnis einer fehlenden Flexibilität der Grundlastkraftwerke und müssen unter anderem durch vorgehaltene Reserven im Ausland ausgeglichen werden.

Gleichzeitig wird am Beispiel des 7.6.2017 deutlich, dass auch eine alleinige Ausweitung der regenerativen Stromerzeugung keine Lösung zur Verdrängung fossiler Kraftwerke darstellt, denn bereits heute kommt es an Tagen erhöhter EE-Einspeisung zu erheblichen Stromüberschüssen, die zur Frequenzhaltung vorrangig in die europäischen Nachbarländer exportiert werden. Ob diese Ausweichmöglichkeit auch bei zunehmendem EE-Anteil und steigendem Stromüberschuss sowie vor dem Hintergrund einer ähnlichen Entwicklung im EU-Ausland dauerhaft bestehen wird, ist fragwürdig.

Im energetisch ungünstigsten Fall müssten EE-Anlagen abgeregelt und der regenerativ erzeugte Strom buchstäblich weggeworfen werden. Die Entschädigungszahlungen im Rahmen des Einspeisemanagements führten bereits 2016 zu Kosten in Höhe von 640 Mio. € [4]. Ohne entsprechende Vorkehrungen würde dieser Betrag zukünftig steigen.
 

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