Um die Sanierungsrate im Gebäudesektor auf 2 %, besser 3 % zu erhöhen, müssen existierende Förderprogramme ausreichend und kontinuierlich ausgestattet und mit weiteren Maßnahmen flankiert werden.

Um die Sanierungsrate im Gebäudesektor auf 2 %, besser 3 % zu erhöhen, müssen existierende Förderprogramme ausreichend und kontinuierlich ausgestattet und mit weiteren Maßnahmen flankiert werden. (Quelle: Pixabay)

Es ist kein Weckruf, es ist ein schrillender Alarm. Der jüngste IPCC-Bericht zum Stand des Klimawandels verweist auf bereits eingetretene, irreversible Folgen und macht sofortiges, weitreichendes und mutiges Handeln erforderlich. Die jüngsten Extremwetterereignisse wie die Waldbrände im Mittelmeerraum und die Flutkatastrophe in Deutschland unterstreichen, dass wir jetzt ins Umsetzen kommen müssen: Es braucht konkrete Maßnahmen und Mechanismen, die uns auf einen verbindlichen und verlässlichen Pfad zur Klimaneutralität bringen.  

Für ihren aktuellen Bericht „Auf dem Weg zur Klimaneutralität: Unternehmerischer Klimaschutz in der Praxis“ hat die Stiftung 2° ihre Förderunternehmen nach konkreten Maßnahmen und Hemmnissen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität befragt. Die Beiträge der Unternehmen zeigen exemplarisch, wo deutsche Unternehmen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität stehen und welche Erwartungen sie an die Politik haben, damit die Transformation gelingt.  

Dabei wird deutlich: Viele Unternehmer haben sich auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht. Gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern operationalisieren sie Klimaschutz ganz konkret an ihren Standorten und in ihren Prozessen. Natürlich befinden sich die Unternehmen an unterschiedlichen Punkten der Wegstrecke. Denn je nach Branche und Geschäftsfeld sind die Herausforderungen unterschiedlich groß und auch die Lösungen unterschiedlich komplex.

Die Transformation der energieintensiven Industrie gelingt nur über einen ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit wir hier unsere Ziele erreichen, müssen dringend bürokratische Hürden abgebaut und Verfahren beschleunigt werden.  

Der klimafreundliche Umbau der Industrie erfordert politische Maßnahmen zur Schaffung von Leitmärkten für grüne Produkte und der nachhaltigen Sicherung eines wirksamen Carbon Leakage-Schutzes. Neben Marktanreizen werden dafür auch Produktnormen, -kennzeichnungen und möglicherweise auch Quoten notwendig.  

Um die Sanierungsrate im Gebäudesektor auf 2 %, besser 3 % zu erhöhen, müssen existierende Förderprogramme ausreichend und kontinuierlich ausgestattet und mit weiteren Maßnahmen flankiert werden. In dem Bericht wird beispielsweise gefordert, die Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes dafür zu nutzen, die Sanierung im Bestand anzukurbeln und im Neubau die notwendigen Standards zu setzen. Außerdem ist es wichtig, die Akzeptanz von energetischen Sanierungsmaßnahmen durch eine finanzielle Entlastung von Mietern bei der Modernisierungsumlage zu erhöhen.

Im Bereich Mobilität und Verkehr müssen wirtschaftliche Lösungen im Einklang mit den Anforderungen der Klimaziele entwickelt werden. Dazu zählen beispielsweise eine gestärkte und harmonisierte CO2-Bepreisung im Verkehrssektor, die Schaffung eines verbesserten ökonomischen und regulatorischen Rahmens für nachhaltige Kraftstoffe mit klaren Nachhaltigkeitsstandards und Beimischquoten in der Luftfahrt. Aber es müssen auch verbesserte Infrastrukturen und finanzielle Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr durch Ausbau von Gleisanschlüssen für kombinierte Verkehrslösungen und die Senkung der Trassenpreise geschaffen werden. Für den Ausbau der Elektromobilität kann die Umrüstung von Unternehmensfuhrparks als Katalysator dienen. Hierfür braucht es einerseits eine verstärkte Förderung der gewerblichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, aber auch praktikable und einheitliche Standards für das Laden und Bezahlen an Ladesäulen.  

Die konkreten Unternehmensbeispiele zeigen eindrücklich, dass die technischen Lösungen für unternehmerischen Klimaschutz oft bereits zur Verfügung stehen, aufgrund der Kosten zur CO2-Vermeidung aber noch nicht international wettbewerbsfähig sind. Oder es fehlt der regulatorische Rahmen, der die erforderlichen Investitionen in neue Technologien und Standorte langfristig absichert.  

„Klimaschutz ist das Modernisierungsprogramm für den Wirtschaftsstandort Deutschland, denn es schafft zukunftsfähige Arbeitsplätze, sichert die Wettbewerbsfähigkeit für den Industriestandort und stärkt die gesellschaftliche Resilienz,“ so Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°. „Die nächste Bundesregierung hat die Stellhebel für unsere Zukunft in der Hand. Was sie nicht anpackt und bewegt, werden die nachfolgenden Generationen zu spüren bekommen.“  

Es braucht nun eine engagierte und umsetzungsorientierte Klimapolitik, die Unternehmen sektorspezifisch auf diesem Weg unterstützt, Investitionen in neue Technologien über langfristige Planungshorizonte absichert und die Wirtschaft antreibt, ihre Innovationskraft weiter in den Dienst eines ehrgeizigen Klimaschutzes zu stellen.  

Der Bericht kann heruntergeladen werden unter stiftung2grad.de

„et“-Redaktion

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