Abbildung 1 zum Thema: Welche Folgen hat ein beschleunigter Braunkohleausstieg? - Entwicklung der Bruttowertschöpfung

Abb. 1 Entwicklung der Bruttowertschöpfung insgesamt – Angaben in Millionen Euro (Quellen: Statistisches Bundesamt (2018); DEBRIV (2018); Institut der deutschen Wirtschaft (2018))

Diese Entwicklung erhöht die Anforderungen an die Gestaltung und den zeitlichen Ablauf des Strukturwandels erheblich. Dabei steigt die Gefahr, dass es zu Strukturbrüchen kommt, enorm – mit erheblichen negativen Folgen für Bruttowertschöpfung und Arbeitsplätze.

In Deutschland wird um das Ende der Braunkohleverstromung gerungen. Abwechselnd demonstrieren Befürworter eines beschleunigten Ausstiegs und dessen Gegner in den deutschen Revieren. Denn es geht um viel: Auf der einen Seite stehen die Klimaschutzziele der Bundesregierung. Auf der anderen stehen zahlreiche Arbeitsplätze in der Braunkohlewirtschaft und in den Branchen, die davon abhängen. Ob der Braunkohleausstieg in Deutschland kommt, steht dabei gar nicht mehr zur Debatte. Neue Kraftwerke werden in Deutschland nicht mehr gebaut.

An anderen Orten der Welt zeigt sich dagegen ein völlig anderes Bild. China und Indien bauen enorme Kapazitäten für die Braunkohleverstromung auf. Etwa 140 GW sollen die in Bau befindlichen Kraftwerke leisten können, ein Mehrfaches dieser Leistung ist allein in diesen beiden Ländern in der Planung [1]. Und das, nachdem bereits ein Teil der geplanten Kapazitäten aus Klimaschutzgründen aus der Planung genommen wurde. Denn China und Indien sind die beiden Länder, deren Treibhausgasemissionen in den letzten Jahren am schnellsten gestiegen sind.

Erhöhung der Stromkosten

Bereits durch die im März 2018 beschlossene Reform des europäischen Emissionshandels (EU-ETS), durch die sich das Angebot an CO2-Emissionensrechten in den nächsten Jahren stärker als bislang geplant vermindern wird, werden sich die Stromkosten in Deutschland erhöhen. Davon betroffen sind private und gewerbliche Verbraucher und insbesondere die energieintensive Industrie. Schon ohne die Ziele des Klimaschutzplans werden der Ausbau der erneuerbaren Energien, das sinkende Angebot an Emissionsberechtigungen im EU-ETS und die nach den Revierplänen auslaufenden genehmigten Kohlevorräte der Tagebaue spätestens in den 2030er und 2040er Jahren dazu führen, dass Braunkohlekraftwerke nach und nach aus dem Markt ausscheiden. Dadurch werden die Strompreise steigen und Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Braunkohlewirtschaft zurückgehen. Ebenfalls betroffen sind Zulieferer und vorgelagerte Branchen, denen mit der Braunkohlewirtschaft ein wichtiger Kunde verloren gehen wird.

Die Umsetzung des Klimaschutzplans mit den darin beschlossenen Sektorzielen für 2030 würde dazu führen, dass der Kohleausstieg früher stattfände. Die Kraftwerke müssten schon vor dem Ende der heute geplanten Laufzeiten ihre Stromproduktion einstellen. Ein beschleunigter Rückgang der Kohleverstromung verursacht zusätzliche Kosten. Dies betrifft unmittelbar den Bruttoproduktionswert der Braunkohlewirtschaft und mittelbar den der Vorleistungsbranchen. Über den Zeitraum von 2020 bis 2040 ist mit einem kumulierten Rückgang von knapp 98 Milliarden Euro Bruttoproduktionswert zu rechnen [2]. Bei der Bruttowertschöpfung, also nach Abzug der Vorleistungen, liegt der Verlust im selben Zeitraum bei insgesamt über 41 Milliarden Euro (Abb. 1). Hinzu kommen Kosten, die sich durch eine dann voraussichtlich notwendige Anpassung der Genehmigungen und Betriebs-pläne der Tagebaue ergeben würden.

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