Die Studie verdeutlicht: Mit der CSRD-Umsetzung geht es voran (Quelle: Pixabay).
Anfang des Jahres 2023 ist die europäische CSRD in Kraft getreten. Ihr zufolge müssen Unternehmen in den kommenden Jahren deutlich ausführlicher als bisher über Nachhaltigkeitsthemen berichten. Und es müssen auch zahlreiche Unternehmen Bericht erstatten, die dazu bisher nicht verpflichtet waren: EU-weit wird die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen von etwa 11.600 auf rund 49.000 steigen.
PwC Deutschland wollte daher wissen, wie weit Unternehmen mit der CSRD-Umsetzung sind. Dazu wurden 170 Unternehmen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden intensiv befragt, und zwar für die Studie „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 – eine Analyse“. Ein Kernergebnis: Obwohl die neuen Berichtspflichten für viele Unternehmen erst in den kommenden Jahren greifen werden, wirkt die CSRD bereits. So erklärten 59 % der befragten Unternehmen, die CSRD beeinflusse schon heute operative Entscheidungen. Nur bei einem knappen Viertel der Unternehmen (24 %) ist dies nicht der Fall, gut jedes siebte Unternehmen (15 %) ist bei dieser Frage noch unsicher.
Nachhaltigkeitsstrategie ist meist Kernbestandteil der Gesamtstrategie
Die Studie verdeutlicht außerdem, dass Nachhaltigkeit für die meisten Unternehmen immer stärker Bestandteil des eigenen Handelns wird: Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen (72 %) verfügen bereits über eine Nachhaltigkeitsstrategie – und ist eine solche vorhanden, ist sie bei 81 % in die Gesamtstrategie integriert. Demgegenüber verfügte vor 2021 erst knapp jedes vierte Unternehmen (24 %) über eine Nachhaltigkeitsstrategie. Auch das spricht dafür, dass die CSRD – und andere Regulierungen wie die EU-Taxonomie – die beabsichtigte Wirkung entfalten.
Nadja Picard, Partnerin und Global Reporting Leader bei PwC Deutschland, sagt: „Dieses Ergebnis beeindruckt, weil es zeigt, wie stark Nachhaltigkeitsthemen die Unternehmen inzwischen prägen.“ Und sie ergänzt: „Allerdings haben 26 % der Befragten bisher noch keine Nachhaltigkeitsstrategie. Das sollten sie dringend nachholen – und diese in die Unternehmensstrategie einbetten.“ Denn die Änderungen, die sich aus umfassenden und stetig steigenden Sustainability-Anforderungen ergeben, seien sehr vielfältig, weshalb Unternehmen sie keinesfalls von ihrer grundsätzlichen Ausrichtung getrennt betrachten sollten.
61 % der Unternehmen erheben bereits KPIs für die CSRD-Berichtspflichten
Wie steht es nun um die Umsetzung der CSRD? Immerhin 61 % der befragten Unternehmen haben schon damit begonnen, für die CSRD relevante Key Performance Indicators (KPIs) zu erheben. Der Anteil der Unternehmen, die eine Scope-Analyse durchgeführt haben, ist ähnlich hoch (58 %). Gut die Hälfte der Befragten (52 %) hat schon eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie erstellt. Aber: 15 % haben überhaupt noch nicht damit begonnen, die CSRD zu implementieren. Am häufigsten dafür zuständig, die neuen Berichtspflichten umzusetzen, sind die Nachhaltigkeitsabteilungen (42 %). Die Accounting-Abteilung ist bei 30 % der Unternehmen zuständig, die Controlling-Abteilung bei 21 %. Die doch hohen Anteile verschiedener Abteilungen zeigt, dass es keine „beste Lösung“ gibt und suggeriert, dass eine Zusammenarbeit verschiedener Kompetenzen zielführend ist.
Die PwC-Studie verdeutlicht auch, dass die CSRD-Umsetzung herausfordernd ist: Jeweils knapp zwei Drittel der Befragten (64 %) nennen die technische Komplexität und Ressourcenengpässe als Hürden. Die Hälfte der Befragten beklagt zudem den enormen Zeitdruck. Fehlende Unterstützung durch das Management spielt dagegen nur bei 14 % der Befragten eine Rolle.
Nadja Picard unterstreicht: „Dass technische Komplexität, knappe Ressourcen und Zeitdruck für viele Unternehmen herausfordernd sind, passt zu unseren Beobachtungen in der Praxis – zumal die Unternehmen mehrere Hürden gleichzeitig nehmen müssen.“ Und sie ergänzt: „Positiv ist, dass das Management die Umsetzungsverantwortlichen ganz überwiegend unterstützt. Das zeigt, dass das Thema CSRD auch auf der Führungsebene angekommen ist.“
Bei Reporting-Softwarelösungen herrscht noch viel Unklarheit
Ein weiteres Studienergebnis lautet: Gut die Hälfte der Unternehmen will Reporting-Softwarelösungen einsetzen, um die CSRD-Berichtspflichten zu erfüllen. 20 % wollen dies nicht tun. Bei mehr als jedem vierten Unternehmen (28 %) ist noch nicht entschieden, ob solche Softwarelösungen zum Einsatz kommen sollen. Am häufigsten geplant ist der Excel-Einsatz (27 %); jeweils ein knappes Fünftel (19 %) will eine dezidierte ESG-Softwarelösung oder das ERP-System nutzen. Nur etwas mehr als jeder zehnte Befragte (12 %) plant, für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ausschließlich die Software einzusetzen, die das Unternehmen auch bei der finanziellen Berichterstattung einsetzt.
Auffällig: Nur 14 % der Befragten fühlen sich gut über die verfügbaren Softwarelösungen informiert, während gut die Hälfte der Unternehmen (52 %) sich die Unterschiede zwischen den Softwarelösungen erst noch erarbeiten muss. Ein knappes Drittel (31 %) hat sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt. Nadja Picard kommentiert: „Die vielfach vorhandene Unklarheit über CSRD-Softwarelösungen überrascht uns im Grunde nicht. Denn parallel zu den regulatorischen Anforderungen entwickeln sich die Softwarelösungen momentan noch sehr schnell weiter. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig damit zu beschäftigen.“
Weitere Informationen unter pwc.de/de/nachhaltigkeit/die-corporate-sustainability-reporting-directive-csrd-zeigt-bereits-wirkung.html.