
Grüner Wasserstoff ist insbesondere in der Chemie-, Stahl- und Transportindustrie unersetzbar (Quelle: Pixabay)
Für künftige Projekte rechnet Eternal Power mit rund fünf Jahren, bis von der Finanzierung über die Planung letztlich mit dem Start der Wasserstoffproduktion begonnen werden kann. Rund 70 bis 80 % des in Deutschland benötigten Wasserstoffs werden in Zukunft aus anderen Ländern stammen. Und das zu wesentlich geringeren Kosten als bei inländischer Produktion. Das Einsparpotenzial für eingeführten Wasserstoff liegt nach Einschätzung von Eternal Power bei rund fünf Billionen Dollar.
Wasserstoffmarkt muss doppelt so schnell hochfahren wie LNG-Markt
„Um sich eine Vorstellung davon zu machen, von welchen benötigten Wasserstoff-Mengen wir in welchen Zeiträumen sprechen, ist ein Vergleich mit dem LNG-Markt, also dem Markt für Flüssiggas, aufschlussreich“, erklärt Dr. Moritz Schwencke, CEO von Eternal Power. Bis ein Handelsvolumen von 350 Mio. t LNG erreicht wurde, sind ungefähr 60 Jahre vergangen. Äquivalent dazu würden rund 150 Mio. t grüner Wasserstoff benötigt – aber in der Hälfte der Zeit.
Dafür müssen Infrastruktur, Transport-, Lager- und Elektrolyse-Kapazitäten massiv ausgebaut werden, wie Robert Meitz aus dem Eternal Power Gründer-Team weiß. „Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff ist enorm und wird auch noch weit nach 2030 das Angebot übersteigen. Die hohe Nachfrage ist ein wichtiger Katalysator für den Markthochlauf und schafft Investitionssicherheit. Jetzt müssen Projekte und Infrastruktur folgen. Wir rechnen damit, bis 2025 als eines der ersten Unternehmen grünen Wasserstoff in Deutschland produzieren und an Kunden hierzulande liefern zu können.“
Elektrolyse-Leistung weltweit erst bei unter 0,1 %
Ein wichtiger Faktor für einen schnellen Hochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft stellt der Ausbau von Elektrolyseanlagen dar. Dabei handelt es sich um Anlagen, die mithilfe von grünem Strom, Wasser in Wasserstoff verwandeln. Im Jahr 2021 lag die globale Elektrolyse-Kapazität bei etwa 500 MW. Bis 2050 muss sie laut International Energy Agency auf über 3.500 GW wachsen, damit über 300 Mio. t Wasserstoff produziert werden können. Allein in Deutschland sollen die Elektrolyse-Kapazitäten bis dahin auf 50 GW ausgebaut werden. „Deutschland wird für die Erreichung der Klimaziele geschätzte 13 Mio. t grünen Wasserstoff bzw. Derivate benötigen. 3 Mio. t davon lassen sich voraussichtlich vor Ort herstellen“, schätzt Schwencke. Rund 70 bis 80 % des deutschen Wasserstoff-Bedarfs werden in Zukunft also durch Importe gedeckt werden müssen. Grund dafür sind unter anderem der schleppende Ausbau und die hohen Kosten für Strom aus erneuerbaren Quellen.
Fünf Billionen Dollar Einsparpotenzial bei importiertem Wasserstoff
Strom aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft kann in Südamerika, Australien oder im nahen Osten deutlich günstiger hergestellt werden. „Die Stromproduktion über Photovoltaikanlagen in Saudi-Arabien ist beispielsweise vier bis zehnmal günstiger als in Deutschland“, erklärt Robert Meitz. Die Produktionskosten werden sich laut Eternal Power bis 2030 halbieren. Rund 3 € pro kg werden – je nach Produktionsstandort – bis dahin realistisch sein.
„Wir setzen frühzeitig auf internationale Großprojekte, mit denen sich langfristige Kostenvorteile generieren lassen“, so Meitz. Dazu hat Eternal Power bereits erste Partnerschaften in der Türkei, in Vietnam und auch Lateinamerika abgeschlossen. Die Hamburger arbeiten an dem Aufbau von internationalen Projekten ab einer Produktionskapazität von einem Gigawatt und wollen damit zu einem der führenden Hersteller für grünen Wasserstoff werden.
Der Bedarf ist laut Meitz riesig. Grüner Wasserstoff wird einen essentiellen Anteil an der Energiewende haben. Für die schwer zu dekarbonisierenden Industrien – also die Chemie- und Stahl-Industrie sowie die Schiffs-, Bahn- und LKW-Logistik – wird der aus erneuerbaren Quellen hergestellte Energieträger unabdingbar sein. In der Neuverteilung um die energiepolitischen Machtverhältnisse ist seit gut anderthalb Jahren ein neuer globaler Wettbewerb entbrannt. Es geht dabei nicht nur darum, erneuerbare Energiequellen für den eigenen Bedarf zu sichern, sondern auch als Exportland die Nase vorn zu haben.
„Unternehmen müssen vorausschauend planen, denn das Angebot an grünem Wasserstoff wächst nur langsam“, weiß Meitz. Er schätzt, dass die Preise in den nächsten drei Jahren sogar steigen dürften. Regierungen weltweit haben deshalb teils enorme Förderprogramme verabschiedet: Die Bundesregierung unterstützt mit mehreren Millionen Euro die Stiftung H2Global. Die USA haben letztes Jahr mit dem Inflation Reduction Act ihr eigenes Subventionsprogramm vorgestellt.
Meitz: „Der Wille, grünen Wasserstoff in großem Stil zu produzieren, ist groß. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen und unabhängig von fossilen Energiequellen zu werden, müssen Firmen und Länder in Zukunft auf grünen Wasserstoff setzen und sich diese rare Ressource frühzeitig sichern. Bereits jetzt herrscht ein Wettbewerb um die besten Produktionsstandorte.“
Weiter Informationen unter eternal-power.de