Bild zum Thema: deutsche Rohstoffversorgungssicherheit / Chinese Flag

Der globale Bedarf an Rohstoffen für die Digitalisierung und den Ausbau „grüner Technologien“ steigt an. China beherrscht die weltweite Versorgung damit (Quelle: Adobe Stock)

Damit üben sie auch die strategische Kontrolle über die hierfür notwendigen weltweiten Reserven der „kritischen Rohstoffe“ (KR) aus. Vor diesem Hintergrund wird das neue „Jahrhundert der seltenen Metalle“ („Rare Metal Age“) eine immer größere globale geoökonomische und geopolitische Bedeutung erhalten.

In der EU und den USA gibt es seit mehr als einem Jahrzehnt eine Debatte über die künftige Rohstoffversorgungssicherheit und die Risiken hoher Rohstoff­im­port­abhängigkeiten. In den letzten Jahren ist hierbei China mehr denn je in den Mittelpunkt gerückt, das vor allem in den USA als der eigentliche zukünftige wirtschaftlich und militärisch globale Rivale wahr­ge­nommen wird.

In Deutschland hat vor allem der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) seit 2005 auf die zunehmende Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von einer stabilen Versorgung von KR hingewiesen und gemeinsame politisch-wirt­schaft­liche Gegenstrategien vorgeschlagen. Bereits zu jenem Zeitpunkt war China Auslöser der Diskussionen, weil die deutschen Rohstoffimporteure bereits in den 80er- und 90er-Jahren ihre internationalen Minenbeteiligungen aufgegeben und sich stattdessen auf einen freien sowie fairen Zugang zu den Rohstoffmärkten verlassen hatten. Doch seit Ende der 90er-Jahre war ein zunehmender Ressourcennationalismus vieler Länder mit einer Zunahme staatlicher Eingriffe zu konstatieren, welche die marktwirtschaftliche Ausrichtung der internationalen Handelspolitik und Ordnung der Welthandelsorganisation (WTO) zunehmend geschwächt hatten.

So haben sich chinesische Staatskonzerne immer stärker in weltweite Rohstoffminen vor allem in Afrika eingekauft und westliche Konzerne durch unfaire Wettbewerbsbedingungen aus ihren traditionellen Märkten verdrängt (Abb. 1). Vor allem die mittelständische deutsche Wirtschaft sah kaum noch Chancen, unter den zunehmend unfairen Wettbewerbsbedingungen einen fairen und sicheren Rohstoffimport zukünftig gewährleisten zu können. Der deutsche Ausstieg aus den internationalen Minenbeteiligungen wurde nun zunehmend als ein strategischer Fehler der deutschen Industrie und Politik eingestanden, da eine „Rückwärtsintegration“ immer weniger realistisch erschien. Doch sollte es weitere fünf Jahre dauern, bevor die Bundesregierung in 2010 ein erstes nationales Rohstoffkonzept verabschieden konnte.

Die bisherigen Debatten und Analysen haben sich weitgehend auf die Angebotskonzentration und Diversifizierung der Importe beschränkt und nicht so sehr das Augenmerk auf Chinas Kontrolle der neuen technologisch-industriellen Wertschöpfungsketten gerichtet – und damit auch auf die Weiterverarbeitung der KR zu Zwischen- und Endprodukten (wie permanente Magneten). Doch gerade auf der Raffinierungs- und Weiterverarbeitungsebene hat die US- und europäische Abhängigkeit von China im letzten Jahrzehnt zusätzlich von Importen wichtiger Basisrohstoffe zugenommen.

In der EU und Deutschland ist die politische Aufmerksamkeit – mit Ausnahme der Europäischen Kommission und des BDI in Deutschland – jüngst erst im Zuge der Förderung von bis zu 26 Gigafabriken zur Batterieherstellung wieder größer geworden, da hierfür große Mengen an Lithium, Kobalt, Kupfer, Seltene Erden (SE) u.a. KR importiert werden müssen, wenn die Batterieherstellung und damit eine erhebliche künftige Wertschöpfung beim Elektroautobau nicht verloren und allein koreanischen, japanischen und vor allem chinesischen Batteriefirmen überlassen werden sollen. Zugleich richten sich große Hoffnungen auf das Recycling von KR und die EU-Initiative einer „Kreislaufwirtschaft (circular economy)“ von 2015, mit der die Rohstoffnachfrage wie der Importbedarf drastisch verringert werden sollen.

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