
Offshore sind aktuell 1.501 Windenergie-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 7,8 GW am Netz (Quelle: Deutsche Windguard)
Aufgrund falsch gesetzter politischer Rahmenbedingungen fand im Gesamtjahr 2021 kein Zubau von Windenergieanlagen in der deutschen Nord- und Ostsee statt. Die neue Regierung hat - motiviert durch erforderlichen Klimaschutz und wirtschaftspolitische Zukunftsfähigkeit - im Koalitionsvertrag höhere und langfristigere Ziele fixiert. Diese müssen nun umgehend Eingang in das Wind-auf-See-Gesetz finden, um weitere Zeitverluste zu vermeiden.
„Das Bekenntnis der Ampel-Koalition zum deutlich schnelleren Ausbau der Offshore-Windenergie ist ebenso richtig wie die konkrete Zielvorgabe von mindestens 30 GW bis 2030. Diese Zielsetzung schafft eine positive Perspektive für die gesamte Wertschöpfungskette", kommentieren die Branchenorganisationen BWE, BWO, VDMA Power Systems, WAB und die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE die neuen Ausbauziele. „Nun sollte umgehend die Netz- und Flächenplanung für die Umsetzung des anvisierten Ausbaupfads überarbeitet werden. Es muss dabei darum gehen, alle Beschleunigungspotenziale zu heben, um einen wirtschaftlichen und klimaschutzgerechten Ausbau zu ermöglichen."
Zubau beschleunigen und entzerren, Beschäftigung und Wertschöpfungskette stärken
Die geplanten Ausschreibungsmengen müssen schnellstmöglich deutlich erhöht werden, um das vorhandene Innovationspotenzial sowie die Beschäftigung und Wertschöpfungskette in Deutschland zu erhalten und auszubauen. Darüber hinaus müssen die Flächenpotenziale in deutschen Gewässern voll ausgeschöpft werden. Es sollte bei Nutzungskonflikten um pragmatische und klimaschutzfreundliche Lösungen gehen, nicht zuletzt im Sinne des Umweltschutzes. Es gilt zudem, einen Ausbau-Stau am Ende des Jahrzehnts zu vermeiden, der zu Engpässen in der Lieferkette führen könnte und die Kapazitätsplanung der Industrie vor Herausforderungen stellen würde - zumal auch andere Märkte ihre Ausbauziele erhöht haben.
Die schnelle Umsetzung innovativer Konzepte kann ebenfalls dabei helfen, die höheren Ziele zu erfüllen. Hierzu zählt, bei den Offshore-Wind-Netzanbindungen schon früher als bisher geplant mit dem Bau der Systeme mit 2 GW zu beginnen. Das Potenzial deutscher Gewässer muss voll ausgeschöpft werden, und auch europäische Lösungen wie grenzübergreifende Projekte sind hilfreich, um ausreichend Erzeugung zu erlangen. Dies erhält und schafft qualifizierte Arbeitsplätze in der Wertschöpfungskette im gesamten Bundesgebiet.
Flächen für grünen Wasserstoff ausschreiben
Die Bundesregierung sollte frühzeitig klären, welchen zusätzlichen Offshore-Wind-Ausbaubedarf das auf 10 GW erhöhte Ziel für die Elektrolysekapazität für grünen Wasserstoff notwendig macht. Diese Flächen sollten ebenfalls umgehend lokalisiert und zügig ausgeschrieben werden. Der Regulierungsrahmen für grünen Wasserstoff bedarf gemeinsam abgestimmter Vorgaben in Deutschland und Europa, um den Markthochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft wirtschaftlich möglich zu machen.
Wichtig für den mittel- bis langfristigen Ausbau der Windenergie auf See ist die entsprechende Infrastruktur. Dazu zählt auch der koordinierte Ausbau der Strom- und Gasnetze für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Nord- und Ostsee.
Genehmigungshemmnisse abbauen: Behörden personell verstärken, Verfahren beschleunigen
Die für den Ausbau der Offshore-Windenergie zuständigen Behörden müssen zügig personell verstärkt werden, um dem stark beschleunigt geplanten Ausbau gerecht werden zu können. Gleichzeitig ist es bei personellen Engpässen sinnvoll, auch auf externe Expertise zu bauen. „Hilfreich könnte auch die Einrichtung einer zentralen Koordinationsstelle sein, welche alle notwendigen Referate und Zuständigkeiten für die beteiligten Behörden an einen Tisch bringt“, sagen die Branchenorganisationen. „Die Bereiche Flächenplanung und -nutzung, Arten- und Umweltschutz, Netzausbau und die Regularien für den Bau und Betrieb eines Offshore-Windparks sollten künftig besser aufeinander abgestimmt werden.“
Dem Fachkräfte-Engpass entgegenwirken
Um für den geplanten langfristigen Ausbau der Offshore-Windenergie über die notwendigen Fachkräfte zu verfügen, müssen die einschlägigen Studienangebote optimiert sowie Aus- und Weiterbildungsangebote unterstützt und beworben werden.
Über die jährlichen Zahlen „Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland“
In der Analyse der Deutschen WindGuard werden seit 2012 die Ausbauzahlen für die Windenergie auf See gesondert von jenen der Windenergie an Land erhoben. Auftraggeber sind der Bundesverband WindEnergie (BWE), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V., die Stiftung Offshore-Windenergie, der VDMA Power Systems und der WAB e.V.
Die Analyse ist herunterladbar unter offshore-stiftung.de