Erläuterung der Funktion und des Energieverbrauchs am Extruder der PCW GmbH (Bild: Arvid Wünsch / KEDi)
Produktionsprozesse möglichst energieeffizient zu gestalten, ist für die PCW GmbH eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Am Standort Eilenburg stellt das mittelständisch geprägte Unternehmen pro Jahr über 60.000 t Kunststoff-Basisgranulate für die kunststoffverarbeitende Industrie her. Der Energieverbrauch ist nach Rohstoff- und Personalkosten der drittgrößte Kostenfaktor am Produktionsstandort. Ein software-gestütztes Energiedatenmanagementsystem (EDMS) einzuführen, war daher vor allem eine wirtschaftliche Entscheidung. Aber auch die nachhaltigere Gestaltung der Prozesse war dem traditionsreichen Unternehmen wichtig. Nach über zehn Jahren EDMS zieht Energiemanager René Clauß Bilanz: „Wir nutzen die erhobenen Energiedaten unter anderem, um unsere Anlagen auszulegen und um die Beschaffung optimal auszugestalten. Ohne diese transparente Datenerhebung wären wir nicht mehr so wettbewerbsfähig, wie wir es aktuell sind.“
Gesetzliche Vorgaben treffen auf sinkende Investitionsbereitschaft
Spätestens seit Verabschiedung des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) im November 2023 kommen viele deutsche Unternehmen nicht mehr am Thema Energiemanagement vorbei. Das Gesetz legt klare Einsparziele fest: Bis 2030 soll der deutsche Endenergieverbrauch um 26,5 % im Vergleich zum Jahr 2008 sinken [1]. Unternehmen, die durchschnittlich mehr als 7,5 GWh Endenergie pro Jahr verbrauchen, sind nach dem EnEfG verpflichtet, ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen. Ab einem Gesamtendenergieverbrauch von 2,5 GWh/a müssen Unternehmen bereits Umsetzungspläne für Energieeffizienzmaßnahmen veröffentlichen, die im Rahmen von Energie- und Umweltmanagementsystemen oder Energieaudits identifiziert wurden.
Eine Novelle des Energiedienstleistungsgesetzes (EDL-G), die bis Jahresende 2024 in Kraft treten soll, sieht weitere Änderungen vor. Unternehmen mit einem Energieverbrauch ab 2,77 GWh pro Jahr sollen alle vier Jahre ein Energieaudit durchführen. Außerdem sollen Weiterbildungen für Energieauditorinnen und -Auditoren verpflichtend werden, um die Qualität der Audits sicherzustellen [2]. Ziel der Anpassungen ist es, EnEfG und EDL-G an die europäische Energieeffizienz-Richtlinie (EED) anzugleichen.
Auf viele Unternehmen, die bislang kein Energiemanagementsystem besitzen, kommen damit neue Anforderungen zu. Die politischen Vorgaben für mehr Energieeffizienz treffen auf wirtschaftliche Unsicherheit und ein zurückhaltendes Klima bei Investitionen. Laut der Sommererhebung 2024 des Energieeffizienz-Index der Universität Stuttgart, an der 858 Unternehmen teilgenommen haben, sind die Investitionen in Energieeffizienz zuletzt leicht zurückgegangen [3] – zum ersten Mal seit der Energiekrise 2022. Dass andere wirtschaftliche Herausforderungen aktuell vielleicht größere Priorität haben, bedeutet jedoch nicht, dass Energieeffizienz aus dem Blick der Unternehmen gerät: Insbesondere für Kleinst- und kleine Unternehmen besitzt Energieeffizienz eine große Bedeutung. Gründe sind Nachhaltigkeitsanforderungen und gestiegene Kosten bei der Energiebeschaffung. Insbesondere für energieintensive Betriebe wie die PCW GmbH ist ein möglichst effizienter Einsatz von Energie ein entscheidender Faktor, um Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.
Strukturierter Erfahrungsaustausch im Netzwerk unterstützt Unternehmen
Unternehmen, die vor der Einführung eines Energiemanagementsystems stehen, bietet sich die Teilnahme an einem Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk der gleichnamigen bundesweiten Initiative an (https://www.effizienznetzwerke.org/). Diese ermöglicht den freiwilligen Austausch mit weiteren Betrieben derselben Branche oder Region. Der strukturierte Prozess der Netzwerkarbeit kann die Einführung eines EMS erleichtern.
Die Netzwerkarbeit beginnt für jedes teilnehmende Unternehmen mit einer Potenzialanalyse, die durch eine qualifizierte, externe oder interne Energieberatung angefertigt wird. Diese Potenzialerhebung kann auf bestehenden zertifizierten Energiemanagementsystemen aufbauen und zudem als Energieaudit im Sinne der Auditpflicht des EDL-G genutzt werden.
Auf Grundlage der Potenzialanalyse legen die Netzwerkteilnehmer – neben kumulierten Netzwerkzielen – individuelle Einsparziele für Energie und optional für CO2-Äquivalente fest. Auf Basis der erhobenen Daten und der definierten Ziele entwickeln Unternehmen im Netzwerk Maßnahmenpläne zur Zielerreichung. Das erleichtert die Erstellung von Umsetzungsplänen für Energiesparmaßnahmen, die auch nach § 9 des EnEfG veröffentlicht werden müssen.
Kern der Netzwerkarbeit sind regelmäßige moderierte Treffen, bei denen die Unternehmen Erfahrungen mit der Erarbeitung und Umsetzung von Energieeffizienz-, und Klimaschutz-Maßnahmen austauschen. Zum Ende der Laufzeit eines Netzwerkes, die in der Regel zwei bis drei Jahre beträgt, werden die erzielten Einsparungen in einem externen Monitoring-Prozess anonymisiert erfasst und dokumentiert.