Abb. Stromerzeugung ausgewählter Energieträger im 1. Quartal 2019/2020/2021 in Mrd. kWh

Abb. Stromerzeugung ausgewählter Energieträger im 1. Quartal 2019/2020/2021 in Mrd. kWh

Im März 2021 legte der Stromverbrauch in Deutschland um 3,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Dieser Wert markiert mit größter Wahrscheinlichkeit den Beginn einer Aufholjagd, denn im vergangenen Jahr (2020) war der März der erste Monat, in dem Industrie und öffentliches Leben in Deutschland pandemiebedingt deutliche Einschnitte hinnehmen mussten: Im März 2020 ging der Stromverbrauch in Deutschland um 3,0 % zurück, im April brach er dann um 10,2 % und im Folgemonat sogar um 11,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat ein.

Insgesamt verzeichnete das zweite Quartal 2020 ein Minus von 9,4 %, ein Wert, der um über 10 % unter dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 lag. Im dritten Quartal näherte sich der Stromverbrauch wieder den langjährigen Durchschnittswerten an, bevor es im November zu einem erneuten, jedoch mit etwa 2 % deutlich schwächeren, Rückgang als im Frühjahr 2020 kam.

Erzeugung passt sich an

Auch die Stromerzeugung erholte sich im März 2021 und stieg um 1,1 % gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres, nachdem die Produktion der Kraftwerke im Januar 2021 um 2,7 % und im Februar bedingt durch den fehlenden Schalttag um 8,5 % niedriger war.

Auffällig sind die Unterschiede bei der Entwicklung von Verbrauch und Erzeugung: Während der Verbrauch im gesamten ersten Quartal 2021 nur um 0,5 % zurückfiel, kam es bei der Erzeugung zu einem Rückgang um 3,4 %. Neben der verminderten Windstromerzeugung dürfte für diese Entwicklung die veränderte Wettbewerbssituation auf dem europäischen Strommarkt verantwortlich sein. Beide Faktoren sorgten dafür, dass sich der positive Saldo der grenzüberschreitenden Stromflüsse in die Nachbarländer verringerte. Allein im März 2021 flossen rund 1 Mrd. kWh Strom weniger ins Ausland als vor einem Jahr. Insgesamt lag der positive Saldo des deutschen Stromaußenhandels im ersten Quartal bei 11 Mrd. kWh, im selben Zeitraum des Vorjahres lag der Wert noch bei 18 Mrd. kWh.

Stromverbrauch und Stromerzeugung scheinen sich derzeit von den pandemie-bedingten starken Rückgängen des Vorjahres zu erholen. Infolge der kräftigen Einbrüche während des zweiten Quartals 2020 fallen die Zuwächse aktuell zwar nominal kräftig aus, im Vergleich zum mehrjährigen Mittel der vergangenen Jahre entspricht die Entwicklung jedoch eher einer Rückkehr zum Normalniveau.

Volatilität macht Erneuerbare zum Problemfall

Die Zahlen zum Gesamtverbrauch sowie zur gesamten Stromerzeugung verdecken allerdings differenzierte Entwicklungen bei den verschiedenen Energieträgern, die in Deutschland zur Stromerzeugung eingesetzt oder genutzt werden.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch erreichte 2021 nach drei Monaten eine Höhe von rund 40 %, vor einem Jahr lag er bei 52 %. Ausgehend von diesen Daten erscheint es unwahrscheinlich, dass die Erneuerbaren im Gesamtjahr ihren Anteil am Stromverbrauch wie in den vergangenen Jahren weiter ausbauen werden. Am Jahresende 2020 kamen die Erneuerbaren auf einen Rekordanteil von 46,2 % am Bruttostromverbrauch. Der Zuwachs wurde 2020 im Wesentlichen durch den sehr windreichen Februar getragen. Das diesjährige Februar-Ergebnis brach infolge einer zweiwöchigen Windflaute dagegen über alle erneuerbaren Energien hinweg gerechnet um gut ein Drittel ein. Im Januar lagen die Erneuerbaren mit knapp 22 % und im März immerhin noch mit 13,0 % gegenüber dem Vorjahr im Minus.

Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren liegt aber nicht nur im Vergleich zu 2020 zurück. Die bisherigen beträchtlichen Rückgänge bei der Windstromerzeugung an Land könnten dafür sorgen, dass die Erneuerbaren im laufenden Jahr auch das Ergebnis von 2019 verfehlen könnten. Ende März 2021 lag der Rückstand bereits bei knapp 7,3 Mrd. kWh. Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lagen die Windstärken im laufenden Jahr sowohl gegenüber dem Vorjahr wie auch gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2011-2020 bisher deutlich niedriger, das gilt insbesondere für den Monat Februar im Vergleich 2020/2021. Bei der Sonnenscheindauer ergibt sich ein differenzierteres Bild: In den ersten drei Monaten 2021 lag die Stromerzeugung aus PV-Anlagen auf annähernd gleicher Höhe wie die Erzeugung im Vorjahresquartal und damit deutlich höher als 2019.

Der Vergleich 2020/2021 zeigt, wie stark die Abhängigkeit der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen vom Witterungsverlauf ist. Besonders auffällig ist, wie deutlich der Wind die Gesamtproduktion bei den Erneuerbaren dominiert und determiniert. Ein windreicher Monat – wie der Februar 2020 – kann das gesamte Jahresergebnis beeinflussen und zu einer hohen Gesamteinspeisung führen. Ein solches Ergebnis liefert aber keine gesicherte Leistung zu jedem Zeitpunkt des Jahres, über das Gesamtjahr oder zumindest über einen längeren Zeitraum.  

Konventionelle Energieträger tragen Versorgungssicherheit

Spiegelbildlich zu den Erneuerbaren, deren gesamte Stromerzeugung in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 % zurückging, verzeichnete die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern deutliche bis starke Zuwachsraten.  

Bei der Steinkohle ergab sich ein Plus von fast einem Viertel gegenüber dem ersten Quartal 2020 auf 14,8 Mrd. kWh, was einem Anteil an der Brutto-Erzeugung von knapp 10 % entspricht. 2020 hatte die Steinkohle dagegen nur einen Anteil von 7,5 %, weil die Erzeugungsanlagen durch die hohe Windstromeinspeisung aus dem Markt gedrängt worden waren und sich der Gesamtverbrauch pandemiebedingt vermindert hat.

Die Stromproduktion aus Braunkohlekraftwerken verzeichnete von Januar bis März 2021 einen Zuwachs um 30 % gegenüber dem Vorjahr, entsprechend stiegen auch die Lieferungen an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung um rund 30 % und die Förderung in den drei deutschen Revieren wuchs um knapp 25 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Da die Stromerzeugung aus Braunkohle im ersten Quartal 2020 aus ähnlichen Gründen wie bei der Steinkohle in einer Größenordnung von knapp 32 % zurückgegangen war, ergibt sich im Dreijahresüberblick für das erste Quartal ein Rückgang von mehr als 12 % bei der inländischen Braunkohleförderung und ein ähnlich hoher Rückgang bei den CO2-Emissionen aus Braunkohle zwischen 2019 und 2021. Die Braunkohle folgt damit ihrem mehrjährigen Minderungspfad weiter.

Bei der Stromerzeugung aus Erdgas wirkte sich aus, dass es von 2019 auf 2020 nur einen geringen Rückgang von 1,5 % gab. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lag die Stromerzeugung aus Erdgas um rund 15 % höher als im Vorjahreszeitraum. Im Dreijahresüberblick ergab sich damit für das erste Quartal ein Zuwachs von gut 13 %. Allerdings zog der Erdgaseinsatz in Kraftwerken im März dieses Jahres um rund ein Fünftel an, was auf die deutlich verbesserte Wettbewerbssituation des Brennstoffes infolge des Preisanstiegs bei den CO2-Emissionszertifikaten zurückzuführen ist.

Deutlicher Anstieg bei Preisen für Großhandelsstrom und Emissionszertifikate

Seit Ende 2020 befinden sich die Strompreise im Großhandel in einem deutlichen Aufwärtstrend. Bis März 2021 stiegen die Preise um mehr als 40 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Preise für CO2-Emissionszertifikate haben sich in den zurückliegenden Monaten noch deutlich stärker entwickelt und mit Notierungen von über 50 €/t CO2 ein erneutes Allzeithoch erreicht. Die Preisentwicklung verbessert die Marktstellung des Erdgases und könnte dazu beitragen, dass sich die hohen Zuwachsraten bei der Verstromung von Kohle im ersten Quartal im weiteren Jahresverlauf abschwächen.

Fazit

Die pandemiebedingten Rückgänge beim Stromverbrauch haben sich seit September 2020 verlangsamt und seit März 2021 ist die Entwicklung von einer Normalisierungsbewegung geprägt. In der Stromerzeugung können die Erneuerbaren ihr 2020 erreichtes hohes Niveau nicht halten. Dem windstarken Februar 2020 stand in diesem Jahr eine mehrwöchige Windflaute gegenüber. Als Konsequenz übernehmen die 2020 deutlich zurückgedrängten konventionellen Energieträger Kohle und Gas wieder größere Anteile an der Erzeugung und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit. Der steile Anstieg der Preise für CO2-Emissionszertifikate auf ein neues Allzeithoch begünstigt dabei zunehmend das Erdgas.

Der höhere Anteil konventioneller Energien an der Stromerzeugung könnte gegenüber 2020 zu einer Steigerung der energiebedingten CO2-Emissionen führen. Die Stilllegung von Braun- und Steinkohleanlagen im Rahmen des gesetzlich geregelten Kohleausstiegs werden allerdings dafür sorgen, dass die Emissionen im Mehrjahresvergleich weiter sinken und 2021 keine Trendumkehr darstellt.

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„et“-Redaktion

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