Insgesamt haben sich in diesem Jahr 37 % der Unternehmen Ziele für die Klimaneutralität gesetzt.

Insgesamt haben sich in diesem Jahr 37 % der Unternehmen Ziele für die Klimaneutralität gesetzt (Quelle: Adobe Stock).

Im Rahmen der Studie hat das Beratungsunternehmen die Netto-Null-Verpflichtungen, die Aktivitäten rund um die Dekarbonisierung und die Emissionsdaten der 2.000 größten Unternehmen weltweit analysiert. Eine zusätzliche Erhebung umfasst die Studie „Power for change“, für die mehr als 1.000 Führungskräfte aus 14 Branchen und 16 Ländern befragt wurden, um die kurzfristigen Prioritäten und Herausforderungen besser zu verstehen, vor der die Industrie bei der Dekarbonisierung steht.

Insgesamt haben sich in diesem Jahr 37 % der Unternehmen Ziele für die Klimaneutralität gesetzt – 3 Prozent mehr als in 2022. Gleichzeitig verzeichnet die Hälfte der Unternehmen (49,6 %), die ihre Daten offenlegen, seit 2016 einen Anstieg ihrer Emissionen. Immerhin knapp ein Drittel
(32,5 %) reduziert zwar die Emissionen, befindet sich laut Prognosen aber nicht auf dem Weg zu Netto-Null bis 2050. 

„Es ist vielversprechend, dass die Netto-Null-Verpflichtungen zunehmen. Die Umsetzung von Dekarbonisierungsmaßnahmen erfolgt aber nicht im gleichen Tempo, da einige Unternehmen die Grundlagen noch nicht beherrschen“, sagt Jean-Marc Ollagnier, CEO von Accenture für die Regionen Europa, Naher Osten und Afrika. „Das Erreichen von Netto-Null ist eine einmalige Gelegenheit für jedes Unternehmen, sich selbst und seine Wertschöpfungskette neu zu erfinden, indem es sein Geschäftswachstum mit dem Netto-Null-Imperativ in Einklang bringt, trotz der vielen Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine unternehmerische Herausforderung, sondern auch um eine für das Ökosystem, da die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage überwunden werden muss.“

Die „Powered for change“-Studie macht zudem deutlich, wie wichtig die Umstellung der Schwerindustrie ist, um die globalen Klimaziele zu erreichen, und nennt die Unausgewogenheit zwischen den Industriezweigen als einen Hauptgrund für den langsamen Fortschritt: 

  • Der Zugang zu und die Verfügbarkeit von erschwinglicher, kohlenstoffarmer Energie muss verbessert werden: Vier von fünf (81 %) führenden Vertretern der Schwerindustrie gehen davon aus, dass es mehr als 20 Jahre dauern wird, bis genügend kohlenstofffreier Strom für die Dekarbonisierung ihrer Branche zur Verfügung steht.
  • Das Vertrauen in die wirtschaftliche Tragfähigkeit kohlenstoffarmer Produkte muss gestärkt werden: 95 % der führenden Unternehmen der Schwerindustrie gehen davon aus, dass es mindestens 20 Jahre dauern wird, bis kohlenstoffarme Produkte oder Dienstleistungen zu einem Preis angeboten werden können, der mit dem von kohlenstoffreichen Alternativen vergleichbar ist, und nur etwas mehr als die Hälfte (54 %) gibt an, dass die künftigen Kaufabsichten von Produzenten ihnen genug Vertrauen geben, um in die Dekarbonisierung zu investieren.
  • Bedenken hinsichtlich der Kosten müssen ausgeräumt werden: Zwei von fünf (40 %) Führungskräften in den Schwerindustriezweigen antworteten, dass sie sich weitere Investitionen in die Dekarbonisierung im derzeitigen Wirtschaftsklima nicht leisten können, wobei 63 % davon ausgehen, dass ihre vorrangigen Dekarbonisierungsmaßnahmen sich vor 2030 wirtschaftlich nicht auszahlen werden.

„Die rasche, aber trotzdem kosteneffiziente Dekarbonisierung der Schwerindustrie erfordert kollektives Handeln über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg und einen dringend erforderlichen Wandel. Wir glauben, dass dies den wirtschaftlichen Stillstand durchbrechen kann, indem es zu neuem Wachstum anregt und dazu beiträgt, den Umschwung hin zu Netto-Null in nur drei Jahren zu schaffen“, erklärt Alexander Holst, Leiter Sustainability Strategy & Consulting bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Wird die Schwerindustrie mit den vollen Kosten der Dekarbonisierung allein gelassen und schafft das Netto-Null-Ziel nicht, werden alle Branchen scheitern.“

Accenture hat drei hierfür notwendige Schritte identifiziert:

  • Umweltprämien zur Finanzierung der ersten Phase der industriellen Dekarbonisierung: Die Leichtindustrie muss hier vorangehen. Die Kompensation der Vorlaufkosten für die Dekarbonisierung und das Wissen, auf welche grünen Produkte man setzen sollte, sind der Schlüssel für Einsparungen. Tatsächlich sehen 52 % der Führungskräfte in den Schwerindustrien Umsatzwachstum als entscheidend an, damit sich ihre drei wichtigsten Dekarbonisierungsprioritäten rechnen.
  • Schnelle Skalierung von kohlenstoffarmer Energie und Wasserstoff: Laut Accenture sinken die Kosten für Solarenergie und grünen Wasserstoff bis 2050 um 77 beziehungsweise 74 %, wenn deren Potenziale optimiert werden. Knapp 64 % der Öl-, Gas- und Energieunternehmen glauben an langfristige Dekarbonisierung-Partnerschaften mit ihren Industrie- und Logistikkunden.
  • Senkung der Kapital- und Betriebskosten im Rahmen einer kohlenstoffarmen Infrastruktur: Laut Accentures Analyse besteht bei grünem Stahl ein erhebliches Kostensenkungspotenzial – 49 % bis 2050. Die Senkung der Kosten für Bau und Material ist hier der entscheidende Hebel.

Holst ergänzt: „Um ein auf Netto-Null ausgerichtetes Wachstum zu ermöglichen, braucht es sofortiges Handeln – und zwar über alle Branchen und Länder hinweg. Für die Wirtschaftlichkeit der Dekarbonisierung sind entsprechende Rahmenbedingungen nötig. Nur dann ist auch die Schwerindustrie in der Lage, sich neu aufzustellen und auf Netto-Null auszurichten.“

Weitere Informationen unter accenture.de.

„et“-Redaktion

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