PPA können zukünftig zu einer verlässlichen und energiewirtschaftlich relevanten Säule des EE-Zubaus werden – wenn der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen dafür weiter verbessert

PPA können zukünftig zu einer verlässlichen und energiewirtschaftlich relevanten Säule des EE-Zubaus werden – wenn der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen dafür weiter verbessert (Quelle: Adobe Stock)

Lücke zwischen EEG-Ausbau und EE-Ziel

Der jährliche Ausbau von Photovoltaik (PV) in Deutschland muss auf 10,5 bis 14,8 GW ansteigen, um die kürzlich angehobenen Klimaziele der EU zu erreichen. Parallel dazu muss der Zubau von Windenergieanlagen (WEA) an Land auf 7,4 bis 8,4 GW und auf See auf 1,4 bis 1,7 GW ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommt das jüngst erschienene Update der Studie des Fraunhofer ISE „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem 2050“ [1], das die Auswirkungen der Verschärfung der Klimaziele der EU auf 55 % Emissionsreduktion im Vergleich zu 1990 in 2030 untersucht. Ausgehend vom Bestand im März 2021 stellt Abb. 1 den Zubau von EE dar, welcher notwendig ist, um die Zielwerte des EEG sowie den Zielkorridor der genannten Studie des Fraunhofer ISE zu erreichen.

Aufgrund der offenkundigen Lücke zwischen dem geplanten und dem notwendigen Zubau fordert Bundesumweltministerin Svenja Schulze eine Erhöhung der Ausbauziele in 2030 für PV auf 150 GW und für Windkraft an Land auf 95 GW. Der Vergleich zur Studie des Fraunhofer ISE zeigt, dass selbst diese Erhöhung nur ausreicht, wenn der Bedarf an erneuerbarem Strom in 2030 gering ausfällt. Denn die Größe der Lücke hängt wesentlich von der künftigen Stromnachfrage ab. § 4 EEG 2021 definiert den Wind- und PV-Zubau daher auch im Zusammenhang mit dem Strommengenpfad. Allerdings ist das Instrument der EE-Ausschreibungen aufgrund der beschränkten energiepolitischen Reaktionsgeschwindigkeit [2] vergleichsweise starr und langsam. Mit PPA-finanzierten EE-Anlagen kann der Dynamik von Stromverbrauchstrends, insbesondere in den Bereichen Elektromobilität und Power-to-X, rascher begegnet werden.

Relevanz von PPA für den EE-Ausbau

Die Chancen und Vorteile von PPA werden zunehmend von großen Industrieunternehmen und Energieversorgern genutzt. Nachdem in Deutschland erstmals in 2018 – deutlich später als in anderen Ländern der EU – in signifikantem Umfang PPA abgeschlossen wurden, hat sich der PPA-Markt auch hierzulande dynamisch entwickelt. In Abb. 2 ist dargestellt, wie sich das zubaurelevante PPA-Volumen in den letzten Jahren entwickelt hat. Es zeigt sich, dass für den Zubau von EE-Kapazität momentan nur der PV- und der Offshore-Windbereich eine Rolle spielen. Aufgrund der langen Planungshorizonte und der derzeit geringen Anzahl von Offshore-Projekten ist allerdings davon auszugehen, dass sich der PV-PPA-Markt deutlich schneller entwickeln wird.  

Im Bereich der Onshore-WEA ist ebenfalls ein PPA-Markt entstanden. Allerdings nur für Anlagen, die aus der EEG-Förderung fallen. Es bleibt abzuwarten, ob sich trotz der preisgünstigeren Ü20-WEA- und Solar-PPA ein Markt für Neubauten von WEA entwickeln wird.

Die durch PPA-Verträge finanzierten EE-Kapazitäten sind trotz des dynamischen Wachstums des Marktes im Vergleich zu den EEG-Ausschreibungsmengen momentan noch klein. Würde sich der aktuelle Zubautrend für die kontrahierte Leistung der vergangenen Jahre linear fortsetzen, könnte bis 2030 über PPA-finanzierte Projekte lediglich ein Zubau von rund 4,2 GW PV und 3,3 GW Offshore Wind erreicht werden.

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