Für das SuedLink-Projekt werden insgesamt 700 km Kabel verlegt. Dabei sollen langfristige Einbußen landwirtschaftlicher Erträge vermieden werden – Symbolfoto. (Bild: Adobe Stock)
Das Forschungsprojekt der Universität Hohenheim in Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW zieht nach vier Jahren ein erstes Zwischenergebnis aus ihrer Forschung zum Einfluss des Betriebs von Erdstromkabeln auf Temperatur und Feuchtigkeitsverläufe im Boden sowie die Auswirkungen auf Ertrag und Qualität der angebauten Feldfrüchte. Dazu wurde auf vier Versuchsfeldern ein entsprechender Betrieb simuliert. Die positive Nachricht: Bei fachgerechter Bauweise mindern Gleichstrom-Erdkabel weder Ertrag noch Qualität landwirtschaftlich genutzter Kulturen.
700 km Erdkabel werden den Norden Deutschlands mit dem Süden verbinden
Sollen große Strommengen verlustarm über lange Distanzen transportiert werden, kommen Hochspannungs-Gleichstromleitungen zum Einsatz. Vom Gesetzgeber ist vorgesehen, dass diese als Erdkabel verlegt werden. Dies gilt auch für das Projekt SuedLink, das über 700 km Windstrom aus Norddeutschland nach Bayern und Baden-Württemberg bringen wird. Für den Nordabschnitt ist TenneT verantwortlich, den Südabschnitt realisiert TransnetBW.
Die Frage nach der langfristigen Qualität landwirtschaftlicher Böden und der von ihnen gewonnenen Ernteerträge ist entscheidend, da die Flächen, in welche die Erdkabel gelegt werden, nicht von den Netzbetreibern erworben werden. Sie bleiben im Eigentum der landwirtschaftlichen Betriebe, deren Interesse es ist, die Flächen nach dem Bau weiter normal zu bewirtschaften.
Feldversuche an vier Standorten
Für das Forschungsprojekt CHARGE, das die Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit TransnetBW durchführt und das durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert wird, wurden insgesamt vier Untersuchungsflächen in Baden-Württemberg und Bayern ausgewählt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Bodentypen repräsentativ für Süddeutschland sind.
Innerhalb der etwa fußballfeldgroßen Versuchsflächen wurden je drei Kabelgräben angelegt: Zwei Gräben sind mit beheizbaren Stahlrohren ausgestattet, die den maximalen Energieeintrag von 32 Watt pro laufenden Meter der späteren SuedLink-Erdkabel simulieren. Der dritte Graben dient als Kontrolle, der lediglich ausgehoben und wiederverfüllt wurde. So können die Forschenden Effekte erfassen, die allein auf die Baumaßnahmen zurückzuführen sind.
Die Flächen wurden von Landwirten vier Jahre lang in der gewohnten Fruchtfolge bewirtschaftet, darunter Getreidearten wie Weizen, Gerste, Dinkel, aber auch Raps und Mais. Sensoren erfassten während dieser Zeit kontinuierlich Bodentemperatur und -feuchte bis in 1,25 m Tiefe.
Feststellbare Effekte – keine Einbußen
Festgestellt wurde, dass sowohl Bau als auch Betrieb von Erdstromkabeln die Umwelt beeinflussen. Beim Bau kommt es zu Bodenverdichtungen. Ausheben und Wiederverfüllen der Gräben zerstört die natürliche Bodenstruktur. Daher empfehlen die Fachleute eine fachgerechte Bauweise, bei der darauf geachtet wird, die natürliche Bodenschichtung möglichst zu erhalten. Dazu werden die natürlichen Bodenschichten getrennt gelagert und wiederverfüllt sowie verdichtete Bereiche gelockert.
Ein weiterer Forschungsaspekt war die Wärmeabgabe der Erdkabel an den umliegenden Boden. Dazu wurden die Auswirkungen auf Boden und Pflanzen sowie die Wasserverfügbarkeit für das Pflanzenwachstum untersucht. Hier konnten die Forscher keine Ertragseinbußen feststellen. Deutlich wurde jedoch, dass die verschiedenen örtlichen Gegebenheiten das Wachstum der Kulturpflanzen beeinflussen. Dabei ließ sich beobachten, dass auf flachgründigen oder steinigen Standorten Kulturarten sogar profitierten und höhere Erträge brachten. Eine direkte Ursache für diese positiven Effekte ließen sich jedoch nicht ermitteln.
Die Temperaturmessungen ergaben, dass die Erwärmung unmittelbar am Kabel zwischen 14 und 16 °C beträgt, während im Oberboden in 15 cm Tiefe die Temperaturen nur um 1 bis 3 °C steigen. Laut Forschungsteam nimmt mit zunehmendem Abstand vom Kabel die Bodenerwärmung rasch ab und ist in 4 m Entfernung nicht mehr nachweisbar.
Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, bodenschonende Bauweisen weiterzuentwickeln, die Bodenerwärmung durch Erdkabel zu minimieren und die nachhaltige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zu sichern. Die Forschungsergebnisse könnten auch wichtige Hinweise darauf geben, wie steigende Bodentemperaturen – verursacht durch Klimawandel oder technische Anlagen – landwirtschaftliche Böden und Nutzpflanzen grundsätzlich beeinflussen.
Weitere Informationen: suedlink.com