Christian Maaß, der mit seinem Vortrag Dresdner Fernwärme-Kolloquium eröffnete, betonte die bedeutsame Rolle der Fernwärme in der Krise.

Christian Maaß, Abteilungsleiter im BMWK, erläuterte im Rahmen des 27. Dresdner Fernwärme-Kolloquiums der Branche die energiepolitische Agenda (Quelle: Laufkötter)

Maaß, der mit seinem Vortrag die Veranstaltung eröffnete, betonte die bedeutsame Rolle der Fernwärme in der Krise und in der zukünftigen Energie- und Klimapolitik in Deutschland. „Wir sind uns einig, dass die Fernwärme umgebaut werden muss“, sagte er und sprach damit die Dekarbonisierung an. Wichtig sei es, dass die Fernwärme nominell wachse. „Wir brauchen einen dynamischen Ausbau“, so Maaß. Im Hinblick auf die Bundesförderung effiziente Wärmenetze stellte er in Aussicht, sich für eine auskömmliche Finanzierung einzusetzen.

Unvermeidbare Abwärme müsse Vorrang haben gegenüber Technologien, die einen zusätzlichen Strombedarf hätten. Großwärmepumpen in Verbindung mit saisonalen Wärmespeichern bezeichnete er als wichtigen Baustein in der Mittellast. Und hinsichtlich der Geothermie arbeite eine Projektgruppe daran, Genehmigungsverfahren zu verschlanken und die Absicherung von Bohrungen auf den Weg zu bringen. Auch die Wärmelieferverordnung stehe auf der Agenda, versicherte Maaß, doch angesichts der derzeitigen energiepolitischen Situation hätten andere Themen Priorität.

Mehrwertsteuersenkung und Gaspreisbremse

AGFW-Präsident Dr. Hansjörg Roll begrüßte dann auch die jüngsten politischen Signale aus Berlin. „Es ist gut, dass die Politik ein Einsehen gefunden hat und die Mehrwertsteuersenkung nun auch für die Fernwärme gilt.“ Auch das Ende der Gasbeschaffungsumlage war aus Fernwärmesicht eine richtige Last-Minute-Entscheidung der Bundesregierung, so der AGFW-Präsident. „Fernwärmeversorger hätten zwar schlussendlich auch die Umlage weitergeben können, aber das hätte bei einigen Unternehmen dennoch zu Verwerfungen geführt.“

Die jetzt geplante Gaspreisbremse müsse genau auf ihre Fernwärme-Tauglichkeit geprüft werden, sei insgesamt aber ein gutes Mittel zur Entlastung der Verbraucher. Um ihre Wirkung zu entfalten, müsse die Regelung schnell und praxisgerecht umgesetzt werden, so Roll.

Insgesamt, so der AGFW-Präsident, leisteten die Unternehmen der Fernwärmebranche bereits seit vielen Jahren große Anstrengungen, um die Transformation der Wärmenetze hin zu mehr erneuerbaren Energien und dem Erreichen der Klimaziele zu stemmen. Dass nun Fragen nach der Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit der Energieversorgung in den Mittelpunkt rückten, mache das Erreichen der gesetzten Ziele nicht leichter. Umso wichtiger sei es daher, dass die Politik die Relevanz der Fernwärme als resilientes Instrument zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen wahrnehme und zugleich ihre Besonderheiten bei künftigen Gesetzesvorhaben berücksichtige.

Technische Neuentwicklungen und Praxisbeispiele

Die Fachvorträge des 27. Dresdner Fernwärme-Kolloquiums beschäftigten sich mit weiteren für die Branche relevanten Themen, darunter beispielsweise kommunale Wärme- und Transformationspläne in der Stadtentwicklung. Anhand mehrerer Praxisbeispiele wurde zudem deutlich, wie die Wärmewende und Fernwärmetransformation vor Ort gelingt. Ein Themenschwerpunkt des ersten Tages widmete sich der großen Solarthermie mit großen Wärmespeichern und Wärmepumpen. Am zweiten Tag des Kolloquiums stand die grüne Fernwärmeerzeugung mit Großwärmepumpen und Wasserstoff im Fokus, außerdem die Themen Digitalisierung und Betriebserfahrungen.

Wie wandlungsfähig die Branche ist, verfolgt seit 50 Jahren die Fachzeitschrift „EUROHEAT&POWER“. Chefredakteurin Silke Laufkötter blickte anlässlich des Jubiläums gemeinsam mit AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch und dem früheren AGFW-Präsidenten Udo Wichert auf die Entwicklung der Zeitschrift und die Berichterstattung über Themen der Fernwärmebranche zurück.

EHP-Redaktion

Ähnliche Beiträge