Über notwendige Rahmenbedingungen für den Ausbau und die Transformation bestehender Wärmenetze wurde beim Dresdner Fernwärme-Kolloquium diskutiert.

Diskutierten über die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Fernwärme beim Dresdner Fernwärme-Kolloquium (v.l.): AGFW-Präsident Dr.-Ing. Hansjörg Roll (MVV Energie), AGFW-Vorstandsmitglied Dr.-Ing. habil. Rutger Kretschmer (SachsenEnergie), AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch sowie John Miller, Bereichsleiter Energiewirtschaft & Politik des AGFW (Quelle: AGFW)

Die Unternehmen der Branche investierten Jahr für Jahr viele Millionen Euro in den Kohleausstieg und die Nutzung erneuerbarer Energien, so der AGFW-Präsident. Sie seien auch weiter bereit, ihren Beitrag zu leisten, benötigten dafür aber Planungssicherheit und praxisnah ausgerichtete Förderprogramme.

„Um die in diesem Jahr noch einmal verschärften Klimaziele zu erreichen, bedarf es zusätzlicher Maßnahmen im Energie- und Gebäudesektor“, so Roll. „Der Fernwärme kommt bei diesen Bemühungen eine entscheidende Rolle zu. Ihr Anteil am Wärmebedarf der Gebäude kann langfristig auf rund 30 Prozent gesteigert werden. Mit dem Bau neuer und der Transformation bestehender Wärmenetze bis 2030 können so insgesamt rund 39 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.“

Höhere Mittelausstattung für BEW zwingend erforderlich

Um das volle Klimaschutzpotenzial der Fernwärme zu heben, seien jedoch passgenaue Rahmenbedingungen nötig, so Roll. Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) beispielsweise sei vom Grundsatz her der richtige Weg, verfüge jedoch über eine viel zu geringe Mittelausstattung. „Die BEW bleibt leider deutlich hinter den Erwartungen der Branche zurück, Anpassungen sind dringend notwendig. Wir fordern für die Unternehmen eine Erhöhung der Mittelausstattung auf mindestens 1,8 Milliarden Euro pro Jahr, eine Anhebung der Fördersätze auf 45 Prozent sowie eine Verlängerung der Laufzeit bis 2030“, sagte der AGFW-Präsident. Zudem müssten die Projekt- und Transformationsplan bezogenen Höchstgrenzen auf 100 Millionen Euro angehoben werden, um auch größere Projekte umsetzen zu können.

Zu den nötigen Rahmenbedingungen zähle ebenfalls die Anpassung der Wärmelieferverordnung, ergänzte AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch. „Derzeit blockiert die aktuelle Wärmelieferverordnung den Ausbau der Wärmenetze, besonders in Städten. Diese Blockade muss durchbrochen werden. Es kann nicht sein, dass der Anschluss von Gebäuden an ein klimaschonendes Wärmenetz durch die festgeschriebene Kostenneutralität verhindert wird. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass zukünftige CO2-Einsparungen und Effizienzgewinne berücksichtigt werden.“

Grüne Fernwärme, Digitalisierung und neue Technologien

Die Fachvorträge des 26. Dresdner Fernwärme-Kolloquiums zeigten erneut die Bandbreite der Branche und die zahlreichen Weiterentwicklungen in der Technik. Vom Wärmeplan Rostock 2035 über einen Ausblick auf die neue Förderperiode der EFRE-Förderung bis hin zu Projekten wie dem Aufbau einer intelligenten Hausanschlussstation (iHAST) für die Stadt Erfurt reichte das Programm des ersten Veranstaltungstages. Auch die neue AGFW-Plattform Grüne Fernwärme wurde den Teilnehmern vorgestellt. Den Teilnehmern des Fernwärme-Kolloquiums wurde erläutert, wie interessierte Kommunen im Rahmen von Netzwerktreffen Know-how und Orientierung zum Auf- und Ausbau von Wärmenetzen erhalten. Regionale Paten stehen den kommunalen Entscheidungsträgern bereits heute in mehreren Bundesländern zur Verfügung, um Wärmeplanungen zu begleiten und Beschlüsse in den Gemeindeparlamenten vorzubereiten.

Erzeugungsoptionen für die grüne Fernwärme sowie neue Technologien und Betriebserfahrungen stehen am zweiten Veranstaltungstag im Mittelpunkt. Die Dekarbonisierung der Fernwärme in Wien sowie das BMWi-geförderte Reallabor Großwärmepumpen werden ebenso vorgestellt wie Neuigkeiten zu KWK-Geothermieanlagen und zur Speicherung von Wasserstoff.

50 Jahre AGFW – 150 Jahre Fernwärme in Deutschland

Das diesjährige Kolloquium stand ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums des AGFW. Im Gespräch mit den ehemaligen AGFW-Präsidenten Udo Wichert und Wolf-Dietrich Kunze sowie Geschäftsführer Werner Lutsch erinnerten Harald Rapp, Bereichsleiter Stadtentwicklung beim AGFW, und Silke Laufkötter, Chefredakteurin der EUROHEAT&POWER, an die verschiedenen Stationen von 150 Jahren Fernwärme in Deutschland. Weitere Informationen zum Jubiläumsjahr 2021 gibt es unter www.agfw-50jahre.de.

EHP-Redaktion

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