Bewohner sparen viel, ohne es zu merken

Wärmerückgewinnung: Bild 3. Strombedarf und Wärmeausbeute an zehn Tagen im Mai 2022, während erst 40 % der 399 Apartments belegt sind. Die Werte der gelben Kurven links in kWh/d belegen einen fünffach höheren Wärme-Output gegenüber der eingesetzten Elektroenergie. Die schwarze Kurve zeigt dieses Verhältnis mit rd. 500 % rechts an

Bild 3. Strombedarf und Wärmeausbeute an zehn Tagen im Mai 2022, während erst 40 % der 399 Apartments belegt sind. Die Werte der gelben Kurven links in kWh/d belegen einen fünffach höheren Wärme-Output gegenüber der eingesetzten Elektroenergie. Die schwarze Kurve zeigt dieses Verhältnis mit rd. 500 % rechts an (Quelle: Nolde)

Da Studenten nur für kurze Zeiträume eine Unterkunft benötigen, rechnet Berlinovo eine monatliche Brutto-Warmmiete ab, die Nebenkosten wie Warm- und Kaltwasser sowie Abwasser pauschaliert enthält. Durch die finanziellen Einsparungen bei Wasser (für Toilettenspülung) und Energie (für die Warmwasserbereitung mit Fernwärme) hat die Bauherrschaft als Vermieterin den Vorteil, gegenüber Wettbewerbern ihre Apartments günstiger anbieten zu können. Dazu kommt die attraktive Möglichkeit, die Grauwasseraufbereitung in der Planungsphase zum Erreichen eines höheren Energiestandards, hier z. B. BEG-Effizienzhaus 55, anzusetzen. Ist damit ein Zuschuss verbunden, darf der zum Teil in die Amortisation der Grauwasseranlage eingerechnet werden. Außerdem bleibt, selbst wenn das Gebäude nicht auf Nachhaltigkeit zertifiziert ist, eine deutliche Verkehrswerterhöhung für mehrere Jahrzehnte, denn kontinuierlich, ohne dass die Bewohner etwas davon merken, bleiben die Betriebskosten niedrig.

Schon zu Beginn der Belegung mit 40 % Bewohner erwirtschaftete die Anlage fünf Mal mehr Energie als zum gesamten Betrieb des Recyclings erforderlich (Bild 3). Das spart bei der Trinkwassererwärmung stetig 20 % Energie. Und je Person ist der Frischwasserbedarf um 30 % gesunken, damit die Trink- und Abwassergebühren. „Eine detaillierte Auswertung der tatsächlichen Einsparungen wird nach einem Jahr Regelbetrieb bei voller Belegung des Hauses vorgenommen, voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023“, sagt Erwin Nolde. Er ist geschäftsführender Gesellschafter bei „Nolde – innovative Wasserkonzepte GmbH“ und Planer dieser Anlage.

Faktencheck für Investoren und Planer

Grauwasserertrag, enthaltene Wärmeenergie sowie Betriebswasserbedarf unterliegen nutzerbedingt und jahreszeitlich Schwankungen. Die Anlagenplanung muss deshalb objekt­-spezifisch von einem erfahrenen Büro durchgeführt werden. Doch welche sind die geeigneten Objekte, wer die typischen Auftraggeber? Grauwasser-Recycling ist vor allem dort lukrativ, wo viele Bewohner in mehrgeschossigen Gebäuden unterge­-
bracht sind, z. B. in Hotels, im mehrgeschossigen Wohnungsbau oder in Wohnheimen.
Weitere Voraussetzungen für Wasserrecycling mit Wärmerückgewinnung sind eine frühe Einbeziehung der Idee in die Gebäudeplanung und die getrennte Erfassung von Grauwasser (aus Duschen und Badewannen, eventuell auch aus Waschmaschinen) und sonstigem Abwasser. Beides gelingt am besten bei Neubau und Kernsanierung.

Die Auswertung realisierter Projekte mit den rein biologisch arbeitenden Wirbelbettanlagen ergibt:

  • Im Wohnungsbau besteht großes Einsparpotenzial, bundesweit.
  • Grauwasserrecycling mit Wärmerückgewinnung holt aus dem häuslichen Abwasser deutlich mehr Energie als zum Betrieb der Anlage benötigt wird.
  • Die höchsten Wärmeerträge fallen erfreulicherweise in den Wintermonaten an, in denen das Trinkwasser besonders kalt ist und die Sonne weniger Erträge über Solarthermie und Photovoltaik bringt.
  • Der Platzbedarf für die Aufbereitungsanlage, meist im Untergeschoss eines mehrgeschossigen Gebäudes, beträgt nur rd. 0,1 m2 je Bewohner, also kaum mehr als die Fläche eines DIN-A4-Blatts.
  • Die Investitionskosten liegen je nach Apartmentgröße bei 10 bis 20 €/m2 Wohnfläche. Sie amortisieren sich in wenigen Jahren, denn die Technik ist besonders wartungsarm. Der rasante Anstieg aktueller Energiepreise verkürzt die Amortisationszeit zusätzlich.
  • Die Betriebskosten bleiben dauerhaft niedrig, denn Fernüberwachung mit einer speziellen App erspart Anfahrten zur Inspektion. Außerdem kann damit ein verändertes Nutzerverhalten jederzeit festgestellt und der Anlagenbetrieb, falls erforderlich, sofort angepasst werden.

Gut zu Wissen

  • EEWärmeG: Die Nutzung der Abwärme kann zur Erfüllung des EEWärmeG als Ersatzmaßnahme angesetzt werden.
  • Finanzierung: Für Wasserrecycling mit in­tegrierter Wärmerückgewinnung werden in Berlin Contracting-Modelle angeboten und bereits praktiziert.
  • Gebäudezertifizierung: Wasserrecycling und Wärmerückgewinnung bringen Credit Points für die Gebäudezertifizierung nach DGNB, BREEAM, LEED, usw.
  • Klimaschutz: Das Verfahren des dezentralen Wasserrecyclings in Kombination mit Wärmerückgewinnung holt aus dem häuslichen Abwasser deutlich mehr Energie als zum Betrieb der Anlage benötigt wird. Es wirkt durch diesen Energieüberschuss und die damit verbundene CO2-Einsparung positiv auf das Klima.

(Quelle: Nolde – innovative Wasserkonzepte)

Dipl.-Ing. Klaus W. König, freier Fachjournalist und Buchautor, Überlingen, mail@klauswkoenig.com, www.klauswkoenig.de

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